0091 - Götzen und gelbe Gangster
vorgenommen, damit sie sich nicht versehentlich verplappern, wenn sie zu viel reden. Wer sich aber nicht verplappern will, der will uns doch etwas verbergen. Das ist ein alter Dreh, den kann ich jetzt nun schon seit über zehn Jahren. Gangster sind doch die phantasielosesten Geschöpfe, die auf Gottes Erdboden herumlaufen.
»Warum fingen Sie eigentlich gleich an zu schießen, Mister Brockly?«
Robsons Stimme klang sanft und freundlich. Lächelnden Gesichtes legte er seine Schlingen, in denen er sein Opfer zu fangen hoffte.
»Ich - ich dachte, das wären zwei Gangster.«
»Und mit solchen Leuten wollen Sie natürlich nichts zu tun haben?«
»No.«
»Sind Sie ein Gangster, Mister Brockly?«
»No.«
Er sollte trotzig und halb beleidigt kommen, aber es klang sehr unsicher.
»Wie kamen Sie dann auf den Gedanken, zwei gewöhnliche Männer, die Sie ansprachen, müssten Gangster sein? Normale Menschen sehen in jedem anderen zunächst einmal auch normale Menschen. Aber Sie wittern gleich Gangster? Da ist doch sehr eigenartig. Finden Sie nicht?«
Brockly zuckte nur mit den Schultern.
»Sind Sei bei irgendeiner Polizeidienststelle in den USA registriert worden, Mister Brockly?«
»No.«
»Sind Sie vorbestraft, Mister Brockly?«
»No.«
»Haben Sie einen Beruf gelernt, Mister Brockly?«
»Ja. Autoschlosser.«
»Haben Sie irgendwann in Ihrem Leben eine unglückliche Liebesgeschichte erlebt?«
»No.«
Robson beugte sich vor. Noch immer stand verbindliche Freundschaft in seinem Gesicht.
»Warum verkriechen Sie sich dann im Chinesenviertel, Mister Brockly?«
Brockly fühlte sich in die Enge getrieben. Was sollte er schon darauf antworten? Wenn er nicht die Wahrheit sagte, war alles andere nur eine unglaubwürdige Lüge, die auch als solche verstanden werden würde, und das fühlte er wohl. Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
Robson stand auf und ging zu den beiden G-men, die im Hintergrund auf ihren Stühlen saßen.
»Wie lange arbeiten Sie jetzt schon in Chenang, Mister Brockly?«, fragte der Leiter der Mordkommission von hinten her.
Brockly drehte sich um »Vier - nein, noch nicht ganz vier Jahre.«
»Danke.«
Robson beugte sich nieder und flüsterte den beiden G-men zu: »Geht mal rauf ins Archiv. Jungens. Ich brauche alle Steckbriefe, die vor drei bis fünf Jahren erlassen worden sind und deren Suchpersonen noch nicht gefunden wurden.«
Die beiden Kollegen nickten und verließen Robsons Office. Robson selbst setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch und beschäftigte sich mit den Akten. Er tat, als sei Brockly für ihn überhaupt nicht mehr vorhanden.
Nichts zermürbte einen Mann, der ein schlechtes Gewissen hat, mehr, als wenn er von dem vernehmenden Beamten übersehen wird, während er fühlt, dass sich irgendetwas gegen ihn zusammenbraut. Brockly hatte gesehen, dass Robson mit den beiden G-men geflüstert hatte und dass diese daraufhin gegangen waren. In seinem Kopf bohrte hartnäckig die Neugierde. Was haben die beiden vor? Warum sagt er nichts mehr? Was wollen sie überhaupt von dir? Ist die alte Geschichte herausgekommen? Jetzt, nach fast vier Jahren?
Robson wusste genau wie es in Brockly aussah. Er hütete sich, den Mann auch nur anzusehen. Da Brockly geschossen hatte, als ihn zwei G-men zu einem ganz harmlosen Verhör bitten wollten, musste er etwas auf dem Kerbholz haben. Das musste man zuerst herausfinden, bevor man sich um alles Weitere kümmern konnte.
Es dauerte ungefähr eine Viertelstunde, dann hielt es Rocky nicht mehr aus.
»Was - was wollen Sie denn eigentlich von mir?«, fragte er unsicher.
Robson sah auf. Er spielte den Mann, der so in seine Arbeit versunken war, dass er die Frage überhört hatte.
»Was meinen Sie?«, fragte er zurück.
Brockly räusperte sich.
»Hm - ich - eh ich wollte gern mal wissen, was Sie eigentlich von mir wollen?«
Er sah Robson mit gewollt unschuldigem Blick an.
»Das wird sich gleich heraussteilen« , meinte der Leiter der FBI-Mordkommission gelassen und beugte sich wieder über seine Akten. Noch einmal vergingen ungefähr zehn Minuten, dann kamen die beiden G-men zurück. Sie hatten einen roten Bogen Papier in der Hand zu einer kleinen Rolle zusammengedreht .
»Na?«, fragte Robson.
»Wir haben ihn gefunden«, raunte einer der beiden Kollegen so leise, dass es Brockly nicht hören konnte. »Es ist gar kein Irrtum möglich. Hier…«
Sie rollten das rote Steckbriefplakat auseinander.
»WANTED FOR MURDER!«, schrie die
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