0092 - Einsatz der Todesrocker
Aufmerksamkeit des Wirts hatte ein wenig nachgelassen.
Auch hatte er die Mündung nicht mehr gegen meine Schläfe gepreßt. Er war einen halben Schritt zurückgegangen, befand sich aber noch immer in meiner Reichweite.
Darauf kam es mir an. Unter dem Bett hatte ich meinen rechten Arm so weit vorgeschoben, daß er fast die Kante berührte.
Er lag bereit.
Noch eine Frage stellte ich. »Es gibt wirklich keinen Weg daran vorbei, Mister?«
Der Wirt schüttelte den Kopf. »Nein, Mr. Sinclair, möge der Herrgott mir verzeihen, aber das Leben meiner Frau ist mir wichtiger.«
Ich lächelte etwas verloren. »Natürlich, das verstehe ich sehr gut sogar. Nur…«
Und in diesem Augenblick explodierte ich.
Mein rechter Arm schoß unter der Bettdecke hervor, die Hand hatte ich zur Faust geballt, und ich drosch sie unter den Gewehrlauf, der von der Wucht nach oben geprellt wurde und aus der ursprünglichen Schußrichtung kam.
Der Wirt vergaß in seinem Schreck abzudrücken; die Flinte fiel ihm aus der Hand.
Ich war halb aus dem Bett. Bevor der Wirt noch reagieren konnte, hatte ich mir die Waffe gepackt und drückte ihm die Mündung über die Gürtelschnalle.
Er hob sofort die Arme.
Ich grinste. »Sehen Sie, Mister, so schnell können sich die Vorzeichen ändern. Erst waren Sie am Drücker, jetzt bin ich es.«
»Wollen… wollen Sie mich umbringen?« fragte er stotternd.
Ich verkniff mir die Antwort, denn ich wollte ihn ruhig etwas schmoren lassen. Obwohl es mir nie im Leben eingefallen wäre, auf ihn zu feuern.
Ein wenig Schrecken konnte er auch vertragen.
»Ich ziehe mich jetzt um«, sagte ich. »Sie bleiben hier ruhig stehen, auch wenn ich das Gewehr aus der Hand lege.«
Er nickte.
Meinen Koffer nahm ich vom Tisch und öffnete ihn. Dann legte ich das Gewehr aufs Bett.
Der Wirt stand in der Ecke und hatte noch immer die Arme erhoben. Meinetwegen sollte er. Ich zog mich um, und der Wirt machte keinerlei Anstalten, mich zu attackieren. Er hatte Angst vor mir, das war ihm deutlich anzumerken.
Zuletzt schlüpfte ich in die Hose und entlud dann das Gewehr bis auf eine Patrone. Der Wirt schaute groß, als ich die entladene Waffe in die Ecke stellte. So etwas hatte er wohl nicht erwartet.
»Warum – warum haben Sie das getan?« fragte er.
»Weil ich das Gewehr nicht mehr brauche.«
»Aber die beiden Rocker unten bei meiner Frau. Wie wollen Sie die denn…?«
Ich hob die Hand, und er schwieg. Aus dem Koffer nahm ich meine Beretta und wog sie auf der Handfläche. »Damit werde ich gegen die Rocker antreten.«
»Ist das Gewehr nicht wirkungsvoller?« fragte er.
Ich lächelte. »In einem normalen Kampf schon. Aber die Pistole hier ist mit geweihten Silberkugeln geladen. Und die sind im Kampf gegen diese Horrorgestalten äußerst wirksam.«
Der Wirt schaute mich mißtrauisch an. »Sie tragen so etwas bei sich?«
»Ja.«
»Was sind Sie nur für ein Mensch? Erst diese Kreuz, vor dem die Rocker Angst haben, jetzt eine Pistole mit geweihten Kugeln. Ich komme da nicht mehr mit.«
»Das brauchen Sie auch nicht. Vielleicht erkläre ich es Ihnen später mal. Jetzt aber müßte ich nur wissen, wo sich die beiden Rocker mit ihrer Frau aufhalten.«
»Sie wollen tatsächlich…?«
»Ja, Mann. Geben Sie mir bitte die Informationen. Es hat sowieso schon alles zu lange gedauert.«
»Sie halten sich in der Gaststube auf.«
»Wo genau?«
»Ungefähr dort, wo Sie mit den beiden Mädchen gesessen haben.«
Das war eine gute Antwort. »Ist Ihre Frau unmittelbar bedroht?«
»Als ich ging, da war sie es. Sie… sie…« Er schluckte und mußte tief Atem holen, bevor er weitersprach. »Sie hatten ihr eine der verdammten Fahrradketten um den Hals gelegt. Der zweite hielt auch noch ein Messer in der Hand.«
»Gut, daß Sie mir das sagen.«
»Ja, aber was soll ich denn jetzt tun?« rief er.
»Ganz einfach. Sie gehen hinunter und erzählen den Rockern, daß Sie mich erledigt haben. Das ist alles.«
»Werden die mir das denn glauben?«
»Das sehen wir ja«, erwiderte ich.
Ganz überzeugt hatte ich den Wirt nicht, aber es gab keinen anderen Weg. Ich nahm das Gewehr und drückte einmal ab. Die Kugel jagte in die Decke. »Zur Sicherheit«, sagte ich und warf dem Wirt das Gewehr zu. Er zögerte.
»Gehen Sie schon«, sagte ich, »und nehmen Sie Ihren Schießprügel da mit.«
»Ja, natürlich. Ich hoffe nur, daß meiner Frau nichts geschieht.«
»Nein, da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Sie sagen einfach, daß Sie mich
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