0093 - Der Feind im Dunkel
zerlöcherte Kunststeindecke in freies Wasser hinausschießen. Er belastete das Triebwerk bis zum äußersten. Er erinnerte sich an Nathaels Behauptung, die FINMARK sei inzwischen in der Gewalt seiner Leute. Er glaubte nicht, daß Nathael gelogen hatte.
Er sah ein, daß die endgültige Rettung noch ferne lag und daß es zuvor noch eine Menge Arbeit geben würde.
*
Ted Dunyan hatte sein Ziel erreicht. Er hockte in der kleinen Kammer, in der die Hauptventile der Belüftungsanlage untergebracht waren und hatte auf diese Weise das Schiff voll in der Hand, ohne fürchten zu müssen, daß einer von Loodeys Leuten, wenn sie sein Verschwinden entdeckten, ausgerechnet hier nach ihm suchen würde.
Der Fehler war der, daß Dunyan die FINMARK zwar mit irgendeinem betäubenden Gas aus den mannigfachen Vorräten des Gaslagers vollpumpen konnte, aber nicht wußte, wie viele von Loodeys Leuten vollständige Schutzanzüge trugen und auf diese Weise die betäubende Belüftung völlig unbeschadet überstanden. Außerdem hatte Ted Dunyan selbst auf seinem Weg zur Belüftungsanlage nirgendwo einen Anzug an sich nehmen können und wäre, da Loodey ihm seinen Helm abgenommen hatte, der Wirkung des Gases selbst schutzlos preisgegeben gewesen.
Sein Unternehmen hatte also nur dann einen Sinn, wenn er den Zeitpunkt herausfinden konnte, zu dem Thomea Untcher von seiner Expedition zurückkehrte. Konnte er das, dann würde Untcher die FINMARK mit einem Haufen Bewußtlosen an Bord vorfinden und nirgendwo auf Widerstand stoßen - vorausgesetzt, daß keiner von Loodeys Leuten einen geschlossenen Schutzhelm trug.
Ted Dunyan brauchte also den Bildschirm eines Ortungsgerätes, auf dem er die Umgebung des Schiffes beobachten konnte. Er wußte, daß es draußen immer noch Nacht war. Aber er hoffte, daß die Sterne über dem klaren, wolkenlosen Himmel von Opghan genug Licht verbreiteten, um ihn erkennen zu lassen, was draußen vor sich ging. Natürlich gab es in der Ventilkammer selbst keinen Bildschirm, aber in dem Steuerraum, zu dem die Kammer gehörte, waren zwei Bildgeräte vorhanden, und obwohl der Steuerraum für Dunyan, der sich vor der Mannschaft der FINMARK verbergen mußte, ein wesentlich gefährlicherer Platz war als die Ventilkammer, verbrachte er den größten Teil der Zeit dort. Er ließ die Bildschirme nicht aus den Augen und wartete auf Untchers Rückkehr.
Stunden vergingen, ehe er den Schatten des Shifts draußen über der glitzernden Eisfläche auftauchen sah. Er kehrte in die Ventilkammer zurück und begann, das Schiff mit Oraldin zu belüften, einem geruchlosen, ungefährlichen Betäubungsgas, von dem er hoffte, daß es schneller wirken würde, als die Besatzung der FINMARK den Anschlag zu ahnen begann.
Was ihn selbst betraf, so war er mit der Wirkung sehr zufrieden. Er hatte das Ventil kaum betätigt, als die Umrisse seiner Umgebung ihm vor den Augen zu verschwimmen begannen. Mit einem letzten Stoßseufzer verlor er das Bewußtsein.
*
Thomea Untcher war im rechten Augenblick zurückgekehrt. Mit seinen Männern - die drei kälteempfindlichen Ephoger ließ er im Shift zurück - hatte er sich vorsichtig an die FINMARK herangearbeitet, eine der kleinen Schleusen geöffnet und war eingedrungen. Zunächst war er überrascht, keinerlei Widerstand zu finden. Bis einer seiner Männer seinen Helm löste, zurückklappte und daraufhin binnen dreier Sekunden bewußtlos umfiel.
Das löste das Rätsel. Untcher vergewisserte sich in aller Eile, daß der Zustand allgemeiner Bewußtlosigkeit über das ganze Schiff verbreitet war. Dabei wurde Ted Dunyan in der Ventilkammer gefunden. Thomea Untcher holte nun zuerst den Shift an Bord zurück, dann ließ er seine Männer die bewußtlose, von dem Psimoextrakt aufsässig gemachte Besatzung des Schiffes zurück in die Mannschaftsmesse schaffen, von wo sie durch Ran Loodeys Anschlag befreit worden war. Thomea Untcher wußte, daß er für die Sicherheit seines Schiffes nichts Wirkungsvolleres unternehmen konnte, als Opghan so rasch wie möglich zu verlassen. Inzwischen waren die Springer aufmerksam geworden, und bei dem Riesengewinn, den sie sich von dem Handel mit der Psimodroge versprachen, würden sie es nicht gerne sehen, daß eine Handvoll Terraner, die ihr Geheimnis kannten, in Freiheit war.
Ran Loodey hatte die FINMARK befehlsgemäß startbereit gemacht. Thomea Untcher riskierte eine Katastrophe, als er das Schiff mit nur wenigen Aktionsfähigen an Bord starten ließ. Denn er
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