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0095 - Die Höllenkutsche

0095 - Die Höllenkutsche

Titel: 0095 - Die Höllenkutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Augen. »Das gibt es doch nicht«, flüsterte Shao. »Wo kommt denn die Kutsche her?«
    Auch Suko wußte keine Antwort.
    Langsam gingen sie näher.
    Sie sahen die beiden pechschwarzen Pferde, vor deren Nüstern der warme Atem als Wolke quoll und sie sahen die Laternen, die ihren gelbenmilchigen Schein verbreiteten.
    Beide hörten den gellenden Schrei!
    Er war aus der Leichenhalle gedrungen.
    ***
    Wir saßen im Wagen.
    Der alte Bannister stand in der Türöffnung und schaute uns an. Viel sehen konnte er nicht, denn die Scheiben waren dick vereist.
    Bill grinste. »Jetzt bin ich mal gespannt, ob er anspringt.«
    »Und wie.« Ich drehte den Zündschlüssel – und, jawohl der Motor kam. Etwas unruhig zwar, aber dann lief er rund. Aus dem Auspuffrohr quoll eine dicke Wolke.
    »Nun?« Jetzt fragte ich.
    Bill hob die Schultern und schwieg.
    Ich stellte das Gebläse auf die höchste Stufe, damit es die Scheiben eisfrei machte. Einige Minuten blieben wir sitzen. Der Motor lief sich warm, und die Scheiben wurden klar.
    Dann startete ich.
    Buck Bannister winkte uns zu. Der gute Mann hatte Angst. Weder Bill noch ich konnten es ihm verdenken. Ich hatte immer noch das Gefühl, daß er uns etwas verschwieg.
    Wir würden sehen.
    Der Bentley rumpelte über den hart gefrorenen Boden. Hier gab es keinen Asphalt oder ein Pflaster, der Weg führte geradewegs zu dem Schloß hoch.
    Die Straße wurde enger.
    Erste Kurven tauchten auf. Bäume säumten die Fahrbahn zu beiden Seiten. Dazwischen wucherte wildes Buschwerk, hart gefrorenes Unterholz, sperrig und dornig.
    Kleinere Steine schlugen gegen die Bodenwanne. Es hörte sich an, als würde jemand Erbsen dagegen werfen.
    Die beiden Scheinwerferaugen rissen die Dunkelheit vor uns auf. In den hellen Lichtfingern waberten leichte Nebelschlieren. Ich mußte mich ungeheuer konzentrieren, um nicht im Straßengraben zu landen, denn die Fahrbahn wurde ziemlich eng.
    Auch Bill starrte angestrengt nach vorn. »Was das Licht wohl zu bedeuten hat?« fragte er.
    »Wahrscheinlich ist das Schloß doch bewohnt.«
    »Bannister wollte ja nicht mit der Sprache herausrücken.«
    Ich hob die Schultern. »Vielleicht hat er auch wirklich nichts gewußt.«
    »Glaube ich nicht.«
    »Wir werden sehen.« Ich riß das Lenkrad hart nach links, denn die Kurve vor uns lief fast rechtwinklig zu. Der Bentley schaffte es, und danach hatten wir eine gute Sicht auf die Burg, denn der Wald hinderte uns nicht mehr.
    Das Schloß wurde vom Mondlicht umschmeichelt. Scharf hoben sich seine Konturen vor dem Hintergrund ab. Und wir sahen das Licht, diesen warmen Schein, der eigentlich nicht von einer Lampe herrühren konnte.
    Ich tippte mehr auf Kerzenlicht.
    Wir fuhren immer höher und hatten schon bald einen freien Blick weit ins Land hinein.
    Rechts von uns schimmerten Lichter in der eiskalten Nacht. Das waren die Häuser der Ortschaft Laketon. Sie lagen jenseits des Sees. Das Gewässer schimmerte wie eine polierte Fläche in der Dunkelheit, und nichts erinnerte mehr an das Drama, das sich dort vor kurzem abgespielt hatte.
    Ich dachte wieder an den Werwolf. Wo sollte er hingeschafft werden? Und hatte er sich wirklich auf dem Schloß aufgehalten? Welche Rolle spielte dabei der Höllengraf Montano? Spukte sein Geist tatsächlich durch die alten Gemäuer?
    Davon konnten wir ausgehen. Die Erfahrung hatte uns gelehrt, übersinnlichen Vorgängen nicht arrogant gegenüberzustehen, sondern sie klar und nüchtern zu betrachten.
    Nach dem Abenteuer mit dem Werwolf waren wir gewarnt. Auf jeden Fall würden wir nicht unbelastet die Burg betreten.
    Der Bentley schaffte auch den Berg. Die Winterreifen griffen fest zu, und Eis lag nicht auf dem Weg.
    Wir konnten bereits das Ende des Serpentinenwegs erkennen. Noch zwei Kehren, dann war es geschafft.
    Bill checkte seinen Beretta durch. Er nickte zufrieden. »Alles klar«, meldete er. »Von mir aus kann es losgehen.«
    Der Weg lief aus. Dabei wurde er wieder breiter und mündete in einen Platz vor der Burgmauer, wo wir bequem unseren Wagen abstellen konnten.
    Wir stiegen aus.
    Sofort packte uns der eisige Wind, den wir unten im Tal nicht gespürt hatten.
    Automatisch warfen wir einen Blick zurück. Die Straße verlor sich in der Dunkelheit. Wir entdeckten auch nicht das Haus des alten Bannister, denn er hatte das Licht gelöscht.
    Ich stellte meinen Mantelkragen hoch. Der Burberry war mit Pelz gefüttert, er hielt die größte Kälte ab.
    Der Platz vor der Burg war mit Geröll bedeckt. Für uns

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