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0095 - Die Höllenkutsche

0095 - Die Höllenkutsche

Titel: 0095 - Die Höllenkutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich auf den schmalen Holzstuhl fallen. Sein Gesicht war aschgrau. Er wußte, daß auf diesem Friedhof einiges nicht mit rechten Dingen zuging, aber er konnte nichts dagegen unternehmen.
    Mit den Nerven fertig, lehnte er sich zurück und griff zur Thermosflasche, die noch zur Hälfte gefüllt war. Er goß Kaffee in einen Kunststoffbecher und umfaßte ihn mit beiden Händen, damit er nichts vergoß.
    Vorsichtig führte er ihn an den Mund. Er trank mit kleinen Schlucken. Das noch heiße Getränk rann belebend durch seine Kehle, konnte die Angst jedoch nicht vertreiben.
    Willard stellte den leeren Becher weg. Er dachte an den Chinesen und dessen Freundin. Himmel, die beiden hatten Mut. Er hätte sich nicht getraut, nach diesen Vorgängen allein über den Friedhof zu gehen. Nein, niemals.
    Tief atmete er ein.
    Ken Willard schielte auf das Telefon. Der schwarze Apparat stand auf dem schmalen Schreibtisch. Ken brauchte nur den Hörer abzuheben, die Nummer der Polizei wählen, dann war alles vorbei.
    Wirklich? Konnte er sich auf die Polizei verlassen? Aber welche Erklärung sollte er den Beamten geben? Überhaupt – konnte man das Grauen eigentlich erklären?
    Am liebsten wäre er jetzt in den Erdboden versunken, doch er konnte die Augen nicht vor der Wirklichkeit verschließen. Ken Willard mußte durchhalten, so schwer ihm dies auch fiel.
    Es war still.
    Vorgebeugt hockte Ken Willard auf seinem Stuhl und lauschte. Er hoffte, daß die beiden bald zurückkommen würden, dann war er wenigstens nicht mehr so allein. Denn vor der Einsamkeit fürchtete er sich.
    Es kostete ihn Überwindung, aufzustehen und ans Fenster zu treten. Von seinem Aufenthaltsraum aus konnte er sowohl auf den Friedhof, als auch auf die Straße schauen.
    Zuerst blickte er zum Friedhof.
    Dort tat sich nichts.
    Alles blieb ruhig.
    Und auf der Straße?
    Da war auch nichts zu sehen, doch dann glaubte Willard, ein Geräusch zu hören.
    Ein seltsames Geräusch, was gar nicht mehr in die moderne Zeit passen wollte.
    Pferdegetrappel.
    Das Stampfen von Hufen!
    Willard runzelte die Stirn. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Kamen hier mitten in der Nacht Reiter vorbei? Allerdings vernahm er noch andere Laute. Ein Schlagen oder Rattern, so genau war das nicht herauszuhören.
    Oder das Rollen von Rädern auf gepflasterter Straße.
    Ja, so hörte es sich an.
    Ken Willard beugte sich weiter vor, denn das Geräusch war von rechts aufgeklungen – und es wurde lauter.
    Jetzt sah der Friedhofswärter auch den gelben Schein. Er tanzte hin und her, als würde jemand eine Laterne schwenken. Aber das waren mehrere Lichtpunkte, die sich rasch näherten und je lauter das ratternde und stampfende Geräusch wurde, immer klarer herausschälten.
    Es handelte sich tatsächlich um Lampen. Und sie hingen an irgendeinem Gegenstand.
    Ken Willard glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er diesen Gegenstand erkannte.
    Es war eine Kutsche.
    Schwarz wie die Nacht!
    Nur die vier Lampen schaukelten an den Ecken der Kutsche. Sie schwangen wild hin und her, wobei ihr Schein über die Schläge und die Rücken der Pferde tanzte.
    Ken Willards Augen wurden groß. Instinktiv ahnte er, daß die Ankunft der Kutsche mit den Ereignissen auf dem Friedhof zusammenhing. Ja, daran glaubte er sogar fest.
    Die Kutsche raste heran.
    Jetzt sah Willard auch den Mann auf dem Bock. Eine dunkel gekleidete Gestalt mit einem Zylinderhut, unter dessen Krempe ein heller Totenschädel schimmerte.
    Willard zitterte vor Angst.
    Wo wollte die Kutsche hin?
    Fast schien es so, als würde die das Friedhofstor passieren, doch der unheimliche Kutscher riß die beiden Rappen im letzten Augenblick so stark herum, daß unter ihren Hufen die Funken stoben. Damit nahm er Kurs auf das Friedhofstor.
    Es war geschlossen.
    Er mußte jetzt abbremsen!
    Der Kutscher tat nichts dergleichen. Im Gegenteil. Er knallte zweimal mit seiner Peitsche, und die Höllenkutsche fuhr durch das geschlossene Tor.
    Plötzlich war sie nicht mehr zu sehen.
    Ken Willard atmete tief ein. »Ich werde noch wahnsinnig!« jammerte er. »Ich werde noch verrückt. Himmel, das kann doch nicht wahr sein. Erst die Sache auf dem Friedhof und jetzt…«
    Er lief zur Tür, legte sein Ohr gegen das Holz und lauschte.
    Das Stampfen der Hufe und Rasseln der schweren Räder war verstummt. Stille herrschte.
    War die Kutsche weitergefahren, oder hatte sie hinter dem Leichenhaus gehalten?
    Ken Willard wünschte sich eine Antwort auf die brennenden Fragen, doch er traute

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