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0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick

0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick

Titel: 0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir sprangen dem Tod ins Genick
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Wind heulte die Straße herab und ging sofort durch die Kleider.
    »Verdammte Brise vom Atlantik!«
    murmelte Phil. »Jedesmal, wenn ich keinen Mantel angezogen habe, kommt sie auf.«
    Ich sagte nichts dazu. Ich spürte nur, wie meine Hände schon jetzt anfingen, klamm zu werden. Das konnte ja heiter werden. Mit klammen Fingern einem Gangsterchef gegenüberzutreten, ist eine verdammt unangenehme Sache.
    Wir holten unseren neutralen Dienstwagen aus der dritten Box hinter McKinsleys Kneipe, setzten uns hinein und fuhren langsam durch die Ausfahrt auf die Straße. In dieser Gegend war nicht viel Verkehr, jedenfalls nicht im Vergleich zu dem Autostrom, der sich in dieser Nachtstunde über den Broadway wälzt.
    Ich kannte Buttlers Inn schon, denn ich war früher mal dort gewesen. Wenn ich mich recht erinnere, suchten wir damals einen Rauschgiftverteiler, der sich oft in diesem Lokal aufhalten sollte. Deswegen waren Phil und ich mal ein paar Abende hintereinander dort gewesen und hatten jedesmal die ganze Nacht auf den Kerl gewartet. Während wir hier sinnlos herumsaßen, schnappte ihn eine Verkehrsstreife wegen eines an sich geringfügigen Verkehrsdeliktes. Tja, manchmal geht es eigenartig zu in der Welt. Hoffentlich erkannte uns der Mixer nicht wieder, denn der wußte, daß wir FBI-Beamte waren.
    Meine Befürchtungen waren grundlos. Das ganze Personal hatte gewechselt, sogar der Geschäftsführer war ein anderer.
    Wir setzten uns an die hohe Bar und bestellten Whisky mit Soda. Da wir noch einiges vor uns hatten, wollten wir unsere Sinne nicht mit Alkohol umnebeln.
    Es war gegen halb zwei, als wir die Bar betraten. Auf einem kleinen Podium spielte eine Drei-Mann-Kap'elle und auf einer kleinen Tanzfläche wiegte sich ein schwarzhaariges Mädchen, dessen Kostüm aus Federn bestand. Wir waren Großstadtpflanzen und solche ,Schönheitstänze‘ bis Zum Erbrechen gewöhnt, so daß wir kaum einmal hinblickten.
    »Die Herren sind zum ersten Mal bei uns?« fragte der Mixer flüsternd. Offensichtlich fühlte er sich verpflichtet, uns zu unterhalten, wenn es schon die Darbietungen auf dem Parkett nicht konnten.
    »Yeah«, brummte ich. »Wir sind hier mit 'nem Freund verabredet. Haben uns nur ein bißchen verspätet.«
    »Darf man den Namen Ihres Freundes erfahren?« fragte der Mixer. »Vielleicht kann ich Ihnen sagen, ob er schon hier war.«
    »Warum nicht! Es ist Reff, Reff Candle. Er soll ziemlich oft hier sein.«
    »Oh, ja«, nickte der Mixer mit einem Gesicht, das man gut süßsauer nennen konnte. »Mister Candle, gewiß. Er ist sehr oft hier.«
    »War er heute auch schon da?«
    »No.«
    »Warum so einsilbig? Mögen Sie Candle nicht?«
    »Davon habe ich nichts gesagt, Sir.«
    »Aber gedacht.«
    »Wollen Sie behaupten, daß Sie Gedanken lesen können?«
    »Gedanken nicht«, grinste ich. »Aber Gesichter. Und in Ihrem Gesicht kann man's verdammt deutlich lesen, daß Sie Candle nicht leiden mögen. Warum?«
    Der Mixer druckste herum. Ich griff in die Hosentasche und schob ihm einen Zehner über die Theke. Er sah erstaunt darauf, dann ließ er den Schein gewandt verschwinden und beugte sich vor.
    »Nehmen Sie‘s mir nicht übel, wenn Sie etwa auch dazu gehören sollten«, murmelte er vorsichtig nach einem abschätzenden Blick auf unsere grellfarbenen Anzüge. »Aber Mister Candle ist ein Gangster. Und ich habe eine Abneigung gegen Gangster.«
    »Woran haben Sie denn das bei Candle gemerkt?«
    »Erstens trägt er immer ein Schießeisen bei sich. Zweitens hat er immer mindestens zwei Mann bei sich, deren Gesichter haargenau die typischen Steckbriefvisagen sind. Drittens hat er sich selbst einmal Mobster genannt, als er zuviel getrunken hatte. Viertens benimmt er sich eben wie ein Gangster.« Ich lachte.
    »Sie hätten Detektiv werden sollen!« Er wehrte ab.
    »Der Beruf ist mir zu lebensgefährlich.«
    »Wissen Sie, wo Candle wohnt?«
    Er sah sich um, ob uns niemand hören könnte, und da niemand in der Nähe war, flüsterte er:
    »Seventh Avenue. Ein Stück oberhalb der Kreuzung mit der 135. Straße. Im Haus ist unten ein großes Büro von der Metropolitan Lebensversicherung.« Ich schob ihm noch einen Fünfer über die Theke:
    »Für die Getränke! Stimmt so. Und vielen Dank. Eh — wenn Mister Candle etwa noch kommen sollte, sagen Sie ihm lieber nicht, daß wir nach ihm gefragt haben. Sie könnten sonst Schwierigkeiten kriegen, weil Sie uns seine Adresse gaben.«
    »Werde mich hüten!« versprach der Mixer.
    Wir nickten ihm noch

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