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0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick

0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick

Titel: 0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir sprangen dem Tod ins Genick
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Schienbein.
    Phil stolperte und fiel. Candle stürzte sich auf ihn.
    Ich wollte zu Hilfe eilen, als ich sah, wie sich zwei von den drei anderen Gangster an ihren Krawatten zu schaffen machten.
    »Hände weg!« brüllte ich sie an.
    Erschrocken streckten sie sich wieder aus.
    Ich wandte mich um. Phil hatte Candle richtig angenommen und mit angezogenen Knien empfangen. Jetzt stieß er seine Beine wieder von sich.
    Wie eine Versuchsrakete flog Candle durch das Zimmer und knallte mit dem Rücken gegen ein großes Fernsehgerät. Im Nu war Phil wieder auf den Beinen. Als er vor Candle stand, hatte der Kerl schon wieder ein Messer in der Hand.
    »Vorsicht, Phil!« rief ich unwillkürlich.
    Die Warnung war überflüssig. Ein Jiu-Jitsu-Griff zwang den Gangster, das Messer ebenso fallen zu lassen wie vorhin seine Pistole. Dann legte Phil los. Mit einer Serie kurzer, trockener Schläge trieb er ihn vor sich her, bis er ihm mit einem letzten Uppercut den Boden unten den Füßen wegriß.
    Candle schlug schwer auf den Teppich. Im Nu war Phil wieder über ihm und suchte ihm die Taschen durch. Ich sammelte indessen die Waffen ein.
    Unsere Ausbeute war sehr überraschend. Fast fünftausend Dollar befanden sich in Candles Tasche. Vor der Tür lag das Messer, mit dem er nach mir geworfen hatte. Es war bis ans Heft blutbefleckt.
    ***
    Wir hatten gerade McKinsleys Kneipe verlassen, als Bill O‘Brien eintrat. Der rothaarige Ire hatte sich seit dem Tod seines Chefs ziemlich verwandelt. Er war härter, auch im Gesichtsausdruck, geworden und er reduzierte seinen Schlaf auf fünf Stunden pro Nacht. Die ganze übrige Zeit war er unterwegs. Er wollte die Mörder von Rock Billing finden.
    Er trat an die Theke und traf mit Tauben-Willi zusammen, einem alten Arbeiter, dessen leidenschaftlich betriebenes Hobby die Zucht von Brieftauben war. Bill kannte ihn nun schon seit einer Reihe von Jahren, und da er selbst ein wenig die Taubenzucht betrieb, hatte ihn der alte Arbeiter richtig ins Herz geschlossen.
    »Komm, Willi«, sagte O'Brien. »Setzen wir uns an einen Tisch. Ich lad‘ dich ein.«
    »Nett von dir, Bill«, nickte der Grauhaarige. »Bin sowieso blank bis auf den letzten Cent.«
    Sie tranken ein paar Flaschen Bier miteinander und unterhielten sich über ihre Brieftauben. O'Brien war abgespannt bis zum Umfallen und gab nur schläfrige Antworten.
    Kurz nach ein Uhr kam Willi plötzlich auf den Tod Rock Billings zu sprechen.
    »Sag mal, Bill«, fing er an, »habt ihr die verdammten Halunken immer noch nicht, die Billing ermordet haben?« Wütend schüttelte Bill den Kopf. »No. Weder die Mörder noch eine Spur von ihnen.«
    »Und Billings Leiche habt ihr auch noch nicht gefunden?«
    »No.«
    »Na ja«, nickte der alte Arbeiter. »Man kann ja nicht von euch verlangen, daß ihr Hellsehen könnt.«
    »No, kann man nicht verlangen«, stimmte O'Brien zu. »Aber ich wollte trotzdem, ich könnt's.«
    »Verdammt schade um den Kerl«, murmelte Willi. »War ein ganz netter Junge, der Billing. Tat seine Pflicht vielleicht manchmal ein bißchen hart, aber er war gerecht, das kann man nicht anders sagen. Ich glaube, bei den Kleinen hat er immer ein Auge zugedrückt, was?«
    »Das hat er«, bestätigte O'Brien. »Solange es nur eben zu verantworten war«.
    Sie tranken schweigend ihr Bier aus und Bill bestellte zwei neue Flaschen. Nachdem sie sich die Gläser wieder gefüllt hatten, prosteten sie sich stumm zu und tranken.
    Bei Willi stieg der Alkohol bereits langsam in den Kopf. Er spürte schon das leichte Schweben im Kopf, das einen beginnenden Rausch anzukündigen pflegt. Und wie fast immer, wenn er betrunken war, fing er an zu philosophieren. Er hatte nicht viele Bücher gelesen in seinem Leben, aber er machte sich über alles seine Gedanken. Und wenn er betrul.ken war, sprach er sie sogar aus.
    »Tja«, fing er an. »Wenn man sich das so durch den Kopf gehen läßt, dann fragt man sich doch manchmal: Wofür lebt den Mensch eigentlich?«
    O'Brien zuckte die Achseln:
    »Tja, wofür? Weißt du‘s, Willi? Ich weiß es nicht. Und ich glaube auch nicht, daß es irgendeiner weiß. Manche sagen dafür, andere sagen dafür — aber das glauben sie eben nur. Richtig wissen tut's keiner.«
    »Nee«, stimmte Willi tiefsinnig zu. »Richtig weiß es keiner. Denk nur mal an den Billing! Ich war zufällig hier drin, als er hereinkam. An dem Abend, wo er dann verschwunden ist.«
    O'Brien wurde lebhaft.
    »Du warst hier drin?«
    Willi nickte.
    »Ja. Ich stand an der

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