0099 - Die Lava-Falle
ich Elena Fantucci verschwiegen, damit sie sich nicht zu große Sorgen machte. Ich öffnete in meinem Zimmer den Einsatzkoffer und versorgte mich mit Waffen. Als ich wieder nach unten kam, war Jane schon mit einem Taxi zum Krankenhaus unterwegs. Suko unterhielt sich mit Elena, wenn auch mit Schwierigkeiten. Seine paar Brocken Italienisch reichten nicht, und Elena sprach nur wenig Englisch.
Ich übergab Suko meine Reserveberetta mit den Silberkugeln und die Dämonenpeitsche. Mit diesen Waffen konnte er am besten umgehen. Ich selbst behielt die Gnostische Gemme, die magische Kreide und den Silberdolch.
Elena zeigte mir den Weg an den einsamen Strand. Wir verließen die Küstenstraße und bogen auf einen schmalen Schotterweg ein. Der Lamborghini saß mehrmals auf den Bodenwellen auf. Das Fahrzeug war nicht für solche Straßen gebaut.
»Was ist denn das dort drüben?« erkundigte sich Suko. »Verbrennt da jemand Gummireifen?«
Die Dämmerung senkte sich langsam über das Land. Trotzdem konnten wir deutlich außerhalb Catanias auf der Küstenstraße einen schwarzen Rauchpilz sehen. Der brandige Gestank trieb bis zu uns herüber.
»Ich weiß nicht, was es ist«, antwortete Elena. Sie knetete nervös ihre Finger. »Fahren Sie, Signor Sinclair! Es ist nicht mehr weit. Dort vorne hinter dem Felsen.«
Während ich den Lamborghini vorsichtig über die einem Feldweg ähnliche Straße steuerte, tastete ich unter meinem Hemd nach dem Silberkreuz und zog es hervor. Es fühlte sich kühl an, ein sicheres Zeichen dafür, daß keine dämonischen Einflüsse wirksam waren.
Die letzten Meter vor dem Felsen ließ ich den Wagen ausrollen und schob den Fuß auf die Bremse. Die Hand hielt ich auf dem Schalthebel, damit ich im Notfall sofort fliehen konnte. Ich wußte nicht, was uns in der Bucht erwartete, hatte aber ein unangenehmes Gefühl. Wäre es nur um Suko und mich gegangen, hätten wir uns jedem Kampf gestellt. Aber wir hatten das Mädchen dabei und waren für Sicherheit und Leben einer Unschuldigen verantwortlich.
»Giorgio!« rief Elena strahlend, als wir den Felsen umrundeten.
Die Straße endete direkt hinter der Kurve. Der Sandstrand begann ohne Übergang. Die Bucht war auf den ersten Blick eine Idylle, ein richtiges Liebesnest. Hierher hätte ich mich auch gern mit Jane zurückgezogen, um ein wenig zu träumen und die harten Kämpfe und die rauhe Wirklichkeit zu vergessen.
Aber genau diese rauhe Wirklichkeit holte uns ein. Dicht am Wasser, wo die Felsen weit ins Meer hinausragten, stand Giorgio.
Wir stiegen aus. Ich ließ den jungen Mann dabei nicht aus den Augen, nachdem ich mich vergewissert hatte, daß uns keine unmittelbare Gefahr drohte. Die Felsen waren so steil und übersichtlich, daß sich hier niemand verstecken konnte.
In der Bucht selbst gab es auch keine Verstecke. Der ebene Sandstrand war für uns die beste Lebensversicherung.
Trotzdem blieb ich mißtrauisch. Suko brauchte ich nicht zu warnen. Er ging mit wiegenden Schritten aufmerksam neben mir her. Beim kleinsten Anzeichen einer Gefahr würde er zuschlagen.
»Giorgio!« rief Elena noch einmal und lief auf ihren Freund los.
Giorgio Serpione wandte sich langsam zu uns um. Zuerst blickte er uns verständnislos entgegen, doch dann leuchtete sein Gesicht auf.
»Elena, endlich bist du gekommen!« rief er und streckte ihr die Hände entgegen. Es sah ganz so aus, als wäre er ehrlich überrascht.
»Halt, bleiben Sie stehen, Elena!« schrie ich hinter dem Mädchen her.
In letzter Sekunde hatte ich es gemerkt. Das Kreuz auf meiner Brust erwärmte sich. Sehr stark sogar!
»Das ist eine Falle!« rief ich und hetzte hinter Elena her. »Stehenbleiben!«
Sie hörte nicht auf mich. Sie sah nur ihren Freund und war durch nichts aufzuhalten.
»Vorsicht, John! Hinter dir!« schrie Suko.
Im Laufen wandte ich den Kopf und erschrak. In den Felsen neben dem Lamborghini hatte sich eine Höhle geöffnet, aus der rotglühende Lava floß. Im nächsten Moment erreichte sie den Wagen und überflutete ihn. Eine Stichflamme schoß in den Himmel, als der Benzintank explodierte. Der Wagen verschwand unter einer dicken Lavaschicht.
Es ging rasend schnell, und es brachte Elena zur Besinnung. Sie blieb stehen, als wäre sie gegen ein unsichtbares Hindernis geprallt. Ich griff nach ihr und hielt sie fest.
»Mein Gott, Giorgio!« stöhnte sie verzweifelt auf.
Ich riß meinen Blick von dem vernichteten Wagen los und blickte zu ihrem Freund.
In den wenigen Sekunden hatte sich
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