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0099 - Gangster, Erben und Verwandte

0099 - Gangster, Erben und Verwandte

Titel: 0099 - Gangster, Erben und Verwandte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erben und Verwandte Gangster
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schlanken Hände. »Ich glaube, ich verstehe jetzt«, sagte er. »Meine Schwägerin wurde umgebracht, mein Bruder starb, mein Stiefbruder wurde ebenfalls umgelegt. Logisch gefolgert ergibt sich daraus, daß ich der nächste sein müßte, nicht wahr?«
    Ich lachte leise und sagte ehrlich:
    »Sie sind der einzige, der das bisher erkannt hat.«
    »Na schön«, knurrte er. »Ich habe meinen Koffer noch nicht ausgepackt. Das erspart mir die Arbeit, ihn wieder einpacken zu müssen. Ich werde den nächsten Bus nehmen.«
    »No«, sagte ich. »Sie werden in meinem Wagen bis in die 184. Straße fahren. Dort ist auch eine Haltestelle für die Linie nach Yonkers. Sie werden dort einsteigen.«
    »Sie machen mir Laune«, brummte er. »Zeit meines Lebens hat es niemand gewagt, mich so zu kommandieren wie Sie. Na los, gehen wir! Ich bin fertig.« Ich nahm seinen Koffer und verließ mit ihm das Häuschen. Er schloß ab und kam mir nach. Eine knappe Stunde später war er bereits unterwegs nach Yonkers, nachdem er mir vorher das Versprechen gegeben hatte, er werde keinem Menschen in New York davon verständigen, wo er sei.
    Als er in den Wagen stieg, drückte er mir überraschend fest die Hand und sagte:
    »Sie haben mir verdammt was beigebracht, junger Mann. Ich glaube nicht mehr, daß es genügt, Symphonien anzuhören und Schmetterlinge zu sammeln. Irgendwas Nützliches sollte wohl jeder tun, nicht? Verdammt schade, daß ich schon so alt bin…«
    Ich sah dem Bus nach. Man trifft selten liebenswerte Menschen. Und er war einer davon. Ich sollte ihn noch mehr schätzen lernen. Bei einer der traurigsten Geschichten, die ich je erlebt habe. Aber das lag damals noch in der Zukunft, und wir konnten es allesamt nicht ahnen. Am allerwenigstens er. Als es soweit war, fiel mir das alte chinesische Märchen ein, wo ein Reicher aus seinem Palast flieht, weil ihn der Tod dort am nächsten Abend abholen will. Als der Reiche sich ins Gebirge in Sicherheit gebracht hat, steht der Tod plötzlich vor ihm und sagte: Es ist schön, daß du gekommen bist. Genau hier habe ich dich nämlich erwartet. Und dieses Hier war in unserem Falle Yonkers…
    Gedankenvoll setzte ich mich wieder in meinen Jaguar und wollte starrten, als der Summer des Sprechfunkgerätes ertönte.
    Ich öffnete das Handschuhfach und zog das Gerät heraus. Ich nahm den Hörer und sagte:
    »Cotton.«
    »Leitstelle. Sie werden von der Fahndungsabteilung verlangt. Ich verbinde.« Während ich mir eine Zigarette ansteckte, hörte ich im Hörer die Schaltung in der anderen Leitung. Dann sagte eine helle Stimme:
    »Hay, Jerry. Hier ist Robby von der Fahndung. Du hast doch mit der Sache Rocky Black zu tun, nicht?«
    »Ja. Warum?«
    »Black wurde gesehen, wie er am Hudson in einem alten Getreidespeicher verschwand. Bis jetzt wurde nichts unternommen. Die Meldung traf gerade erst ein.«
    »Wer sah ihn?«
    »Einer von unseren V-Leuten. Er rief uns sofort an.«
    »Okay. Ich mache mich auf den Weg.«
    »Soll ich dir Verstärkung nachschicken?«
    Ich überlegte einen Augenblick, dann sagte ich:
    »War Black allein?«
    »Ja.«
    »Dann schaffe ich es auch allein. Danke, Robby.«
    »Hals- und Beinbruch, Jerry!«
    Ich nickte nur und legte den Hörer zurück aufs Gerät. Die Zigarette warf ich zum Fenster hinaus. Dafür zog ich meine Dienstpistole und sah mechanisch die Waffe nach…
    ***
    Masters und Phil standen vor der Tür zu Apartment 172. Hier mußte Broad wohnen nach der Auskunft des Portiers. Das Apartment lag im sechzehnten Stock eines Wolkenkratzers in der Ninth Avenue.
    »Das ist doch bestimmt eine verdammt teure Bude«, murmelte Masters.
    »Sicher«, sagte Phil während er mit einem Dietrich hantierte. Der Haussuchungsbefehl gab ihnen ja das Recht, sich gewaltsam Zutritt zu der Wohnung zu verschaffen, wenn sie auf normalem Wege nicht zu betreten war.
    »Wie kann er sich so eine Bude leisten?« fragte Masters. »Nach der Auskunft, die sie uns auf seiner Bank gaben, bezieht er monatlich vierhundertzwanzig Dollar Gehalt.«
    »Wovon ihm dieses Apartment mindestens dreihundert kostet.«
    »Und wovon lebt er dann?«
    Phil zuckte die Achseln.
    »Da fragen Sie mich zuviel, mein Bester.«
    Eine Weile hatte er noch mit dem Schloß zu tun, dann klackte es und das Schloß sprang auf. Phil drückte die Tür auf und sagte:
    »Sollte mich wundern, wenn wir von ihm auch nur noch eine Krawatte vorfinden.«
    Sie betraten den kleinen Vorraum, von dem vier Türen abführten. Eine davon stand offen. Es war die

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