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0099 - Gangster, Erben und Verwandte

0099 - Gangster, Erben und Verwandte

Titel: 0099 - Gangster, Erben und Verwandte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erben und Verwandte Gangster
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Tür zum Wohnzimmer.
    Phil hob die Nase und witterte. »Riecht komisch, nicht?« fragte Masters.
    Phil nickte.
    »Ja. Nach starkem Parfüm und nach noch was. Ich weiß nur nicht, was?«
    Sie betraten das Wohnzimmer und sahen sich um. Es war modern möbliert und sah recht gut aus.
    »Mehr als dreihundert Dollar«, sagte Phil sachverständig. »Die Bilder an den Wänden stufen diese Bude in die Preisklasse zwischen fünf- bis sechshundert Dollar ein.«
    »Die Bilder?« fragte Masters verwundert.
    Phil grinste.
    »Der Preis einer Wohnung von dieser Art richtet sich nach dem, was nicht unbedingt vorhanden sein muß«, erklärte er. »Fernsehgerät und Kühlschrank sind von einer gewissen Preislage ab Selbstverständlichkeiten für möblierte Apartments. Aber solche Bilder, solche Teppiche und solche Wandbehände — die machen den Laden besonders hübsch und somit besonders teuer.«
    »Aha.« Masters nickte. »Wollen wir hier gleich anfangen?«
    »Warum nicht?« erwiderte Phil. »Nehmen Sie die linke Seite, ich die rechte.«
    Mit der Routine, die alle beide für solche Aufgaben hatten, machten sie sich an die Durchsuchung. Sie gingen schnell vor, ohne übereilt zu arbeiten. Die Möbel wurden von den Wänden abgerückt und die Wände abgeklopft. Phil hatte die nötigen Werkzeuge für eine Haussuchung mitgebracht. Hämmerchen zum Wandabklopfen, Ersatzschlüssel mit verstellbaren Bärten für Schränke und verschlossene Schreibtischschubläden — alles war vorhanden.
    Sie hatten ungefähr eine halbe Stunde schweigend gearbeitet, als sich Phil den kleinen Schreibtisch vornahm.
    Auch hier ging er' methodisch vor. Da er die rechte Seite des Zimmers übernommen hatte, öffnete er auch die rechte Schreibtischschublade zuerst. Dazu brauchte er mit seinem Patentschlüssel keine dreißig Sekunden.
    Ein Fotoalbum lag unter einem Stapel unbeschriebenen Briefpapiers. Phil zog das Album heraus und schlug es auf.
    Er stieß einen leisen Pfiff aus. Nachdem er das zweite Blatt umgewendet hatte, murmelte er:
    »Da, Masters, sehen Sie sich das an.«
    Masters nahm das Album in die Hand. Er sah nur kurz hinein, dann schüttelte er den Kopf.
    »Ich verstehe nicht, daß sich Frauen überhaupt so fotografieren lassen.«
    »Ich auch nicht«, sagte Phil.
    »Und bei jedem Foto auch noch der volle Name, die Anschrift, den Tag, an dem er sie kennenlernte, der Tag, an dem das Verhältnis endete — das grenzt an Irrsinn«, meinte Masters.
    Phil schlug die letzte Seite auf. Sie war leer. Er blätterte zurück bis zu dem Blatt, auf dem das letzte Foto klebte.
    »Eireen Marshall«, las er halblaut. »Tochter des Konfektionskönigs Marshall in der Fifth Avenue. Kennengelernt am 21. 2. im Schwimmbad des Century-Clubs. Meine Freundin bis zum 18. 6.«
    »Das ist nicht zu glauben«, murmelte Masters. »Das Mädchen ist doch höchstens sechzehn Jahre…«
    »Wenn sie so alt ist«, sagte Phil und legte das Album aus der Hand.
    Sie suchten weiter.
    Im mittleren Schreibtischfach fand Phil mehrere Briefstapel, die alle von farbigen Schleifen zusammengehalten wurden.
    Phil zog die Bänder auf, ließ sich in den Schreibtischsessel fallen und überflog kurz einige Zeilen.
    »Da!« sagte er beim vierten Stapel. »Mrs. Blewfield schreibt diesem verkommenen Subjekt, es gäbe keinen Grund für ihn, die Wohnung hier aufzugeben. Sie hätte die Miete bereits für das nächste Jahr vorausbezahlt. Was sagen Sie dazu, Masters?«
    Masters konnte nur den Kopf schütteln.
    »War das vor dem Bruch?« fragte er.
    »No, mein Lieber. Nach dem Brief hier muß es zu einer Zeit gewesen sein, als der alte Blewfield bereits von der ganzen Geschichte wußte. Die beiden haben sich heimlich weiter getroffen. Wirklich, man soll nichts Schlechtes von einer Toten sagen, aber eine ›feine Dame‹ war sie schon. Den Mann verläßt sie nicht, weil sie sein Geld braucht, und den Liebhaber läßt sie auch nicht, weil sie auch ihn braucht, Junge, Junge…«
    Wieder arbeiteten sie schweigend weiter. Wie immer bei einem Kapitalverbrechen, stießen sie auf den üblichen Schmutz, der überall zu finden ist, sobald man ein wenig unter die Oberfläche einer nach außen zur Schau getragenen Moral steigt.
    Ungefähr eine Stunde, nachdem sie das Wohnzimmer betreten hatten, waren sie mit der Durchsuchung dieses Raumes fertig. Sie ließen sich nebeneinander auf die Couch fallen und brannten sich erst einmal jeder eine Zigarette an.
    »Ich verstehe nicht, daß dieser Schuft nicht längst von einem betrogenen

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