01 Arthur und die vergessenen Buecher
aber die wahren Hintergründe und erzählen ihnen etwas von einem kleinen Urlaub in Amsterdam, dann haben sie garantiert nichts dagegen.«
Der Bücherwurm dachte einen Moment nach. »Nun gut«, sagte er schließlich. »Es ist deine Entscheidung.« Er lächelte mich verschwörerisch an. »Und ich muss zugeben, sie passt mir ganz gut in den Plan.«
»Was sollen wir denn in Amsterdam machen?«, wechselte ich das Thema.
»Das müsst ihr vor Ort entscheiden. Leider sind die Hinweise, die ich habe, sehr vage. Das Buch kann sich in Amsterdam befinden oder auch nicht. Unter Umständen handelt es sich sogar um eine falsche Fährte und es gibt gar keine Spur. Dann seid ihr wenigstens zu einem Urlaub gekommen.«
Der Bücherwurm berichtete, der Hinweis auf das Buch sei von seinem Freund van Wolfen entdeckt worden. Der könne uns die Einzelheiten mitteilen. »Sein Geschäft befindet sich eigentlich in Leeuwarden. Vor einigen Monaten hat er allerdings ein Antiquariat in Amsterdam übernommen, das zum Glück noch nicht unter seinem Namen läuft und unseren Gegnern daher nicht bekannt sein dürfte. Ihr werdet bei ihm also einigermaßen sicher sein.«
Zu Hause angekommen, informierten wir zuerst Larissa über unser Vorhaben. Sie hatte, im Gegensatz zu mir, überhaupt keine Bedenken. »Toll!«, rief sie. »Das wird ein richtiges Abenteuer! Und nur wir beide, Arthur! Wir werden das Buch finden und in Sicherheit bringen.«
Der Bücherwurm bemühte sich, den Ehrgeiz seiner Enkelin zu bremsen – vergeblich. Larissa malte sich bereits in allen Einzelheiten aus, wie wir durch dunkle Gassen schleichen und in verstaubten Kisten nach dem Buch suchen würden, um es dann in wilden Verfolgungsjagden dem Zugriff unserer Gegner zu entziehen.
Ich überließ sie ihren Fantasien und begab mich an meinen PC, um noch schnell einige Informationen über Amsterdam zu bekommen. Ich druckte mir einen Stadtplan aus und ein paar Seiten über die Geschichte der Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten.
Während der Bücherwurm mit van Wolfen telefonierte, packten wir unsere Sachen. Larissa bot mir einen ihrer kleinen Rollkoffer an, aber ich lehnte ab und entschied mich lieber für die große Sporttasche, die ich von zu Hause mitgebracht hatte. Damit konnte man sich besser bewegen. In dieser Beziehung dachten Mädchen einfach nicht praktisch genug.
Kaum hatte ich meine Tasche geschlossen, da tauchte auch schon der Bücherwurm in der Tür auf. »Wir müssen los«, drängte er. »Euer Zug geht in einer Stunde.«
Er sah deutlich erholter aus als auf dem Heimweg. Die Aktivität schien ihm gut zu tun. Ein paar Sekunden später stand ich unten im Flur, wo er und Larissa bereits auf mich warteten.
Ich hatte meine Jeans angelassen und lediglich ein Sweatshirt über mein T-Shirt gezogen. Larissa trug eine olivgrüne Cargohose, deren zahlreiche Seitentaschen offenbar alle befüllt waren. Darüber steckte sie in einem langärmeligen dunkelblauen Sweatshirt mit dem Spruch Albert didn’t know shit und dem Kopf von Albert Einstein darunter. Zum ersten Mal fiel mir auf, dass sie eigentlich gar nicht so übel aussah. Ihre Haare waren vielleicht ein Stück zu kurz, aber sonst ...
Wir luden unser Gepäck in den Kofferraum seines zerbeulten Kleinwagens, der aussah, als sei er so alt wie sein Besitzer, und stiegen ein. Der Bücherwurm brauchte mehrere Versuche, bis er den Motor stotternd zum Laufen brachte.
»Hoffentlich reicht der Sprit noch«, murmelte er, während er das Gaspedal ein paarmal durchdrückte und den Motor aufheulen ließ. Dann konnten wir endlich losfahren.
Ich saß auf der Rückbank und vertiefte mich in einen Reiseführer von Amsterdam, den ich in der Bibliothek des Bücherwurms aufgestöbert hatte. Er war zwar schon einige Jahre alt, enthielt aber immer noch eine Reihe von nützlichen Informationen. Larissa, die auf dem Beifahrersitz saß, löcherte den Bücherwurm mit Fragen zu den Vergessenen Büchern, die er aber nur ausweichend beantwortete. »Das kann euch van Wolfen alles erzählen«, war sein Standardsatz.
Als wir am Bahnhof angekommen waren, zog er seine Brieftasche hervor und gab jedem von uns 300 Euro. »Als Reserve für unvorhergesehene Fälle«, erklärte er.
»Was sollen denn das für Fälle sein?«, fragte ich misstrauisch.
»Ich weiß nicht«, erwiderte er. »Aber es kann nie schaden, etwas mehr Geld in der Tasche zu haben. Ihr müsst es ja nicht alles ausgeben.«
Dann zog er eine Visitenkarte hervor und reichte sie mir. »Hier sind
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