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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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man di Stefano Glauben schenken konnte. Aber das half uns nicht viel weiter, solange wir jenen ominösen Plan nicht kannten.
    Die nächsten beiden Stunden brachten wir damit zu, noch einmal alle Verbindungen zwischen den heutigen und den ehemaligen Türmen zu analysieren. Mit Hilfe von Montalbas Fotokopierer hatten wir uns ein gutes Dutzend Kopien des Stadtplans angefertigt und uns damit an den Esstisch zurückgezogen.
    Nach schier endlosem Grübeln, Linienziehen und -verwerfen verließ uns die Kraft und wir gaben auf. Der ganze Tisch war übersät mit Stadtplankopien, die kreuz und quer mit Linien bemalt waren. Ich packte mir die Papiere und knüllte sie zu einem dicken Knäuel zusammen.
    »So kommen wir nicht weiter«, rief ich frustriert. »Das ergibt alles keinen Sinn. Wir finden kein Muster.«
    »Das Problem ist, dass wir die genaue Anzahl der Türme nicht kennen, die Salterini hat bauen lassen«, grübelte Larissa. »Auf unseren Stadtplänen sind alle Türme verzeichnet, die heute noch stehen. Wir müssten aber wissen, welche Türme zu seinen Lebzeiten, also im 13. Jahrhundert, in Bologna standen.«
    »Denn nur diese Türme waren nach einem kabbalistischen Plan gebaut«, vervollständigte ich ihren Gedanken. »Was wir brauchen, ist ein Modell der Stadt aus jenem Jahrhundert«, fügte ich mit einem Blick auf unsere vollgeschmierten Zettel hinzu.
    »So ein Modell gibt es«, erklärte Montalba, der gerade ins Zimmer getreten war. »Im städtischen Mittelaltermuseum.«
    Ich sah ihn mit offenem Mund an. Wieso hatte er uns das nicht eher gesagt?
    »Ein Modell der Stadt, wie sie im 13. Jahrhundert aussah?«, fragte ich vorsichtshalber nach.
    »Ja, ja«, erwiderte er. »Das ist hier gleich um die Ecke, in der Via Manzoni.«
    Larissa und ich sprangen auf, als Sofia Montalba durch die Küchentür herein kam.
    »Mittagessen!«, rief sie fröhlich.
    »Später«, sagte ich und hängte mir meine Tasche um. Wir stürzten zur Tür, wo Larissa plötzlich stoppte. Sie drehte sich zu Signora Montalba um.
    »Haben Sie vielleicht eine Garnrolle für uns?«, fragte sie.
    Signora Montalba starrte sie verblüfft an. » Si , natürlich – aber wollt ihr nicht zuerst einmal etwas essen?«
    »Lass die beiden nur«, warf ihr Mann lächelnd ein. »Sie können auch gleich noch essen, wenn sie wieder da sind.«
    Signora Montalba schien das nicht recht zu sein, aber sie erhob keine weiteren Einwände. Sie verschwand aus dem Zimmer und kehrte kurz darauf mit einer Rolle blauen Garns zurück. Larissa bedankte sich, steckte die Rolle ein und wir verließen die Wohnung.

    Das Mittelaltermuseum war tatsächlich nur einen Steinwurf von Montalbas Laden entfernt. Es befand sich in einem alten Palast, der umfassend renoviert worden war.
    Das Stadtmodell mit den torri befand sich im oberen Stockwerk in einem lang gezogenen Raum, in dessen Vitrinen alte Degen und Schwerter ausgestellt waren. Das Modell war auf eine etwa vier mal vier Meter große Holzplatte montiert, die auf allen Seiten von Absperrseilen umgeben war.
    Es war eine detailgetreue Nachbildung des mittelalterlichen Bologna mit mehreren Dutzend Türmen darauf. Folgte man den Ausführungen di Stefanos, dann war dies das Ergebnis der offiziellen Geschichtsschreibung und insofern nicht korrekt. Schließlich waren nur die Türme dokumentiert, deren Existenz wirklich nachgewiesen werden konnte.
    Natürlich hing von der korrekten Anzahl und Anordnung der Türme in dem Modell der Erfolg unseres Vorhabens ab. Larissa hatte vorgeschlagen, die Türme mit einem langen Garnfaden alle miteinander zu verbinden und dann zu sehen, was dabei herauskam.
    Ich war nicht unbedingt von dem Erfolg dieses Vorgehens überzeugt, hatte aber auch keine bessere Idee. Wir waren verzweifelt, und wenn man verzweifelt ist, dann unternimmt man auch Dinge, die jeder logischen Grundlage entbehren.
    Das Problem bestand lediglich darin, dass im Gang direkt neben dem Raum, in dem das Modell stand, ein Museumswärter saß. Es war ein älterer Mann in einer blauen Strickjacke, wahrscheinlich ein Rentner, der sich hier etwas dazuverdiente. Besonders aufmerksam wirkte er nicht, denn er war in den Sportteil seiner Zeitung vertieft. Aber man konnte nie wissen, ob er nicht gerade in dem Moment, in dem Larissa die Vermessung vornahm, Lust auf einen kleinen Rundgang hatte.
    Es kam unserem Vorhaben entgegen, dass das Mittelalter-Museum offensichtlich nicht zu den Touristenattraktionen Bolognas zählte. Außer uns irrte nur noch eine

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