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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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privat genutzten Stadthaus. Zu seiner Überraschung stand auf dem Messingschild lediglich »Antony Thomas, Rechtsanwalt«. Aus irgendeinem Grund hatte er eine ganze beeindruckende Latte von Namen erwartet.
      Die Empfangssekretärin ließ sich Kincaids Namen nennen und riß die dunklen Augen auf, als sie seinen Dienstausweis sah. Sehr jung, sehr hübsch, sehr wahrscheinlich Pakistani, dachte Kincaid. Sie warf ihm immer wieder nervöse Blicke zu, während er auf seinem geradlehnigen Stuhl sitzend geduldig wartete. Als die Sprechanlage summte, führte sie ihn mit unverkennbarer Erleichterung ins Büro ihres Chefs.
      »Was kann ich für Sie tun, Superintendent?« Antony Thomas begrüßte Kincaid mit einem Lächeln und einem kräftigen Händedruck. »Bitte, nehmen Sie doch Platz. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, wie ich Ihnen behilflich sein kann, wenn es sich um eine polizeiliche Angelegenheit handelt.«
      Kincaid ließ sich in dem Ohrensessel nieder, der schräg vor dem Schreibtisch stand, und musterte Thomas. Wieder einmal ein vorgefaßtes Bild gründlich zertrümmert, wobei er selbst nicht wußte, wieso seine Bekanntschaft mit Jasmine ihn dazu veranlaßt haben sollte, einen widerborstigen alten Familienanwalt zu erwarten. Antony Thomas war ein schlanker Mann mittleren Alters mit einem dunklen Haarkranz um den kahlen Scheitel und einem wallisischen Tonfall in der Stimme.
      »Die Sache ist nicht nur amtlich, Mr. Thomas«, begann Kincaid und berichtete dann von Jasmine Dents Tod und seinen Begleitumständen.
      Thomas nahm das alles schweigend auf, und blieb auch, nachdem Kincaid geendet hatte, noch eine Weile still sitzen, ohne etwas zu sagen, rieb sich nur mit Daumen und Zeigefinger nachdenklich das Kinn. Als er schließlich sprach, war seine Stimme gedämpft, und die weiche Melodie seines Heimatdialekts war stärker zu hören. »Es tut mir sehr leid, das zu hören, Mr. Kincaid. Ich wußte natürlich von Ihrer Situation, dennoch ist man nie wirklich vorbereitet. Haben Sie Jasmine lange gekannt?«
      Die Frage überraschte Kincaid. »Nein, nicht sehr lange. Ich habe sie erst in der Zeit kennengelernt, als die Krankheit sie zwang, ihre Arbeit aufzugeben.«
      Thomas seufzte und senkte den Blick, um die Stifte, die auf seinem Schreibtisch lagen, geradezurichten. »Ich habe sie sehr lange gekannt, Mr. Kincaid. Mehr als zwanzig Jahre. Meine Kanzlei war in derselben Straße wie das Büro des Wirtschaftsprüfers, für den sie damals tätig war - Jasmine hatte einen ausgesprochenen Sinn für Zahlen. Das erstemal kam sie wegen der Regelung des Nachlasses ihrer Tante zu mir. Sie war damals eine sehr schöne Frau, Sie hätten sie sehen sollen!« Er hob den Kopf und sah Kincaid an. »Ich war schon verheiratet und hatte zwei kleine Kinder und«, er fuhr sich mit der Hand über den kahlen Kopf und lachte, »Haare, wenn Sie das glauben können. Ich muß zugeben, ich war in arger Versuchung. Aber mißverstehen Sie das bitte nicht - ich bin überzeugt, die Phantasie war völlig einseitig. Dennoch sind wir im Lauf der Jahre Freunde geworden.«
      »Hat sie mit Ihnen über Selbstmord gesprochen, Mr. Thomas? Oder Ihnen irgendwelche Papiere übergeben, in denen ihre Absicht niedergelegt ist, sich das Leben zu nehmen?«
      Thomas schüttelte den Kopf. »Nein. Das hätte mich sehr belastet.«
      Kincaid schlug ein Bein über das andere und zog die Bügelfalte in seinem Hosenbein gerade, während er überlegte, wie er den nächsten Punkt am besten angehen sollte. »Ich weiß, es ist eine heikle Angelegenheit, Mr. Thomas, aber ich muß wissen, was für Verfügungen Jasmine über ihr Vermögen getroffen hat und ob sie eine Lebensversicherung hatte. Ich habe in ihrer Wohnung weder ein Testament noch eine Versicherungspolice gefunden.« Er zog die richterliche Anordnung zur Akteneinsicht aus seiner Tasche und reichte sie Thomas über den Schreibtisch hinweg. »Ich denke, Sie werden sehen, daß alles ordnungsgemäß ist.«
      Thomas überflog das Schriftstück, dann schaltete er seine Sprechanlage ein. »Hareem, bringen Sie doch bitte die Akte Jasmine Dent.« Nachdem er wieder ausgeschaltet hatte, sagte er zu Kincaid: »Es gefällt mir zwar gar nicht, aber ich werde Ihnen helfen, soweit ich kann.«
      Hareem kam mit der Akte herein und warf Kincaid einen weiteren neugierigen Blick zu, ehe sie wieder verschwand und die Tür hinter sich schloß.
      Thomas blätterte in den Papieren, nickte angesichts der ihm

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