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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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treffen. Ich hatte ihm beigebracht, mit
    Rochesters Pistolen zu schießen, und zu meiner großen Freude erwies
    er sich als exzellenter Schütze. Ich hatte angenommen, daß Hades sich
    vielleicht unter die Gäste mischen würde, doch abgesehen vom

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    Erscheinen Mr. Masons von den Westindischen Inseln ereignete sich
    nichts Außergewöhnliches.
    Aus Wochen wurden Monate, und obwohl ich Jane – natürlich
    absichtlich – nur selten sah, blieb ich mit dem Personal und Mr.
    Rochester in ständiger Verbindung, um dafür zu sorgen, daß alles
    glattging. Und wie es schien, ging alles glatt. Mr. Mason wurde von
    seiner irren Schwester im zweiten Stock gebissen; ich stand vor der
    verschlossenen Tür, während Jane die Wunden versorgte und
    Rochester nach dem Arzt schickte. Als der Arzt kam, hielt ich draußen
    in der Laube Wache, weil ich wußte, daß sich Jane und Rochester dort
    treffen würden. Und so ging es ohne Unterlaß, bis Jane zu ihrer
    todkranken Tante in Gateshead fuhr.
    Inzwischen hatte Rochester beschlossen, Blanche Ingram zu
    heiraten, und das Verhältnis zwischen ihm und Jane war merklich
    abgekühlt. Als sie abreiste, war ich erleichtert; endlich konnte ich
    mich ein wenig entspannen und mich in Ruhe mit Rochester
    unterhalten, ohne Janes Verdacht zu erregen.
    »Sie bekommen zuwenig Schlaf«, bemerkte Rochester bei einem
    gemeinsamen Spaziergang über die Wiese. »Sie wirken müde und
    haben dunkle Ringe unter den Augen.«
    »Ich schlafe nicht sehr gut, jedenfalls nicht, solange Hades kaum
    fünf Meilen entfernt ist.«
    »Aber Ihre Späher würden Ihnen doch gewiß mitteilen, wenn er
    etwas unternähme?«
    Er hatte recht; das Spionagenetz funktionierte tadellos, wenn auch
    nur dank Rochesters beträchtlicher finanzieller Unterstützung. Wenn
    Hades den Fuß vor die Tür setzte, erfuhr ich es binnen zwei Minuten,
    von einem Reiter, der sich für ebendiesen Fall bereithielt. So wußte
    ich jederzeit, wo ich ihn finden konnte, einerlei ob er einen
    Spaziergang machte, las oder die Bauern mit seinem Stock
    verprügelte. Er hatte sich nie näher als eine Meile an das Haus
    herangewagt, und so sollte es auch bleiben.
    »Meine Späher haben mir bislang nichts Beunruhigendes berichtet,
    obwohl ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, daß jemand

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    wie Hades tatsächlich so untätig ist. Ich finde das geradezu
    beängstigend.«
    So gingen wir eine Weile vor uns hin. Rochester zeigte mir
    allerhand Interessantes, doch ich war nicht recht bei der Sache.
    »Wie sind Sie eigentlich zu mir gekommen in jener Nacht, als ich
    angeschossen vor dem Lagerhaus lag?« fragte ich schließlich.
    Rochester blieb stehen und sah mich an.
    »Es ist einfach geschehen , Miss Next. Ich kann es Ihnen nicht
    erklären, ebensowenig wie Sie mir erklären können, wie Sie als
    kleines Mädchen hierhergelangt sind. Außer Mrs. Nakijima und einem
    Reisenden namens Foyle ist mir auch niemand sonst bekannt, dem das
    je gelungen wäre.«
    Ich war erstaunt. »Sie kennen Mrs. Nakijima?«
    »Selbstverständlich. Gewöhnlich zeige ich ihren Gästen Thornfield,
    solange Jane in Gateshead weilt. Das ist völlig ungefährlich und –
    nebenbei gesagt – auch sehr lukrativ. Ein Landhaus zu unterhalten ist
    auch in diesem Jahrhundert nicht gerade billig, Miss Next.«
    Ich gönnte mir ein Lächeln. Mrs. Nakijima sahnte dabei vermutlich
    ordentlich ab; schließlich war eine Reise wie diese der Wunschtraum
    jedes Brontë-Fans, und davon gab es in Japan jede Menge.
    »Was haben Sie vor, wenn Ihre Arbeit hier beendet ist?« fragte
    Rochester und zeigte Pilot ein Kaninchen; der rannte bellend davon.
    »Zurück zu SpecOps«, antwortete ich. »Und Sie?«
    Rochester sah mich nachdenklich an; er runzelte die Stirn, und ein
    zorniger Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Wenn Jane mit diesem
    schleimigen St. John Rivers fortgeht, ist es mit mir aus und vorbei.«
    »Und was wollen Sie dann tun?«
    »Tun? Nichts. Das bedeutet mein Ende.«
    »Den Tod?«

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    »Nicht direkt«, entgegnete Rochester und wählte seine Worte mit
    Bedacht. »Wo Sie herkommen, wird man geboren, lebt und stirbt.
    Habe ich recht?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Was für ein jämmerliches Dasein muß das sein!« rief Rochester
    lachend. »Und wenn Sie niedergeschlagen sind, suchen Sie vermutlich
    Trost bei jenem inneren Auge, das wir Gedächtnis nennen, nicht?«
    »Meistens«, antwortete ich, »obwohl das Gedächtnis hundertmal
    schwächer ist als unsere

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