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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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verlassen. Er würde mich
    abknallen.
    Hades lächelte mich an.
    »Timing ist alles, Thursday. Ich habe das Paßwort, die
    Gebrauchsanleitung und nicht zuletzt die Oberhand. Wie du siehst, hat
    sich das Warten gelohnt.«
    Triumph spiegelte sich in seiner Miene.
    »Es mag dir zum Trost gereichen, daß ich dir die Ehre angedeihen
    lassen wollte, Felix9 zu werden. Ich werde dich als meine größte
    Rivalin in Erinnerung behalten – Chapeau ! Und du hast
    selbstverständlich recht – du hast dich nie auf Kompromisse
    eingelassen.«
    Ich hörte gar nicht mehr hin. Ich dachte an Tamworth, Snood und
    seine anderen Opfer. Ich blickte zu Rochester, der sich die
    blutgetränkte Hand hielt; sein Kampfgeist war erloschen.
    »Die Krim wird uns ein Vermögen bringen«, fuhr Hades fort.
    »Wieviel man an so einem Plasmagewehr wohl verdient? Fünfhundert
    Pfund? Tausend? Zehntausend?«
    Ich dachte an meinen Bruder auf der Krim. Er hatte mich gebeten,
    zurückzukommen und ihn rauszuholen. Auf dem Rückweg wurde

    - 359 -
    mein Panzer von einer Artilleriegranate getroffen. Ich mußte mit
    Gewalt daran gehindert werden, ein anderes Fahrzeug zu requirieren
    und ins Feld zurückzukehren. Ich sah ihn nie wieder. Ich hatte mir nie
    verziehen, ihn dort zurückgelassen zu haben.
    Hades schwadronierte immer noch vor sich hin, und ich wünschte
    beinahe, er würde ewig weiterreden. Nach allem, was ich
    durchgemacht hatte, erschien mir der Tod mit einem Mal seltsam
    verlockend. Es heißt, daß auf dem Höhepunkt der Schlacht eine tiefe,
    feierliche Stille eintritt und man – durch den schweren Vorhang des
    Schocks gegen alle Schrecken der Umgebung geschützt – plötzlich
    wieder ruhig und nüchtern denken kann. Obwohl mein Tod
    beschlossene Sache war, kam mir nur eine scheinbar banale Frage in
    den Sinn: Warum, in drei Teufels Namen, hatte Berthas Schere auf
    Hades eine so verheerende Wirkung? Ich hob den Kopf und sah zu
    Acheron, dessen Lippen Worte formten, die ich nicht hören konnte.
    Ich stand auf, und er drückte ab.
    Aber er hatte bloß mit mir gespielt: Die Kugel verfehlte mich bei
    weitem, und ich zuckte nicht mal mit der Wimper. Die Schere war der
    Schlüssel: Sie war aus Silber!
    Ich durchwühlte meine Hosentasche nach der Silberkugel, die ich
    vor langer Zeit von Spike bekommen hatte, während Acheron in
    seiner Eitelkeit und Arroganz immer weiterschwafelte. Diese
    Dummheit würde ihn teuer zu stehen kommen. Ich schob die
    schimmernde Patrone in meine Automatik und zog den Schlitten
    durch. Die Kugel glitt in die Kammer, ich zielte und drückte ab.
    Zunächst geschah gar nichts. Dann verstummte Acheron plötzlich
    und griff sich dorthin, wo die Kugel eingedrungen war. Er hob die
    Finger und betrachtete sie wie vom Donner gerührt; er war es
    gewohnt, daß Blut an seinen Händen klebte – doch nicht sein eigenes.
    Erst sah er mich an, als wolle er noch etwas sagen, dann fing er leise
    an zu wanken, bis er schließlich vornüberkippte, der Länge nach
    hinschlug und reglos liegenblieb. Acheron Hades, der drittböseste
    Mensch der Welt, war endlich tot, erschossen auf dem Dach von
    Thornfield Hall und von niemandem beweint und betrauert.

    - 360 -
    Um über Acherons Ableben nachzudenken, blieb uns nicht viel Zeit;
    die Flammen schlugen von Sekunde zu Sekunde höher. Ich nahm
    Mycrofts Heft und half Rochester auf die Beine. Wir schleppten uns
    zur Brüstung; das Dach war heiß geworden, und wir spürten, wie sich
    die Balken unter unseren Füßen bogen. Das Bleidach hob und senkte
    sich, als sei es lebendig. Wir blickten über die Brüstung, doch kein
    Weg führte nach unten. Rochester ergriff meine Hand und zog mich
    zu einem zweiten Dachfenster. Als er es einschlug, mußten wir vor
    einem Schwall von heißem Rauch in Deckung gehen.
    »Der Dienstbotenaufgang!« rief er hustend. »Hier entlang!« Wir
    ließen uns durch das Fenster hinunter, bis wir festen Boden unter den
    Füßen spürten. Rochester tastete sich durch den dunklen,
    verräucherten Flur. Ich folgte ihm ergeben und klammerte mich an
    seine Rockschöße, damit ich mich nicht verlief. Wir kamen zum
    Dienstbotenaufgang; das Feuer schien diesen Teil des Hauses noch
    nicht erreicht zu haben, und Rochester führte mich eilig treppab.
    Wir hatten die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht, als in der
    Küche ein Feuerball explodierte und eine lohende Masse aus Feuer
    und heißen Gasen über den Flur und die Stiege hinaufraste. Ich sah
    nur noch, wie eine riesige Blase aus

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