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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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zehn Minuten, und ich hatte ihn immer noch
    nicht angesehen, weil ich wußte, daß ich dann lächeln würde, und das
    wollte ich auf keinen Fall. Er sollte merken, daß ich nach wie vor
    sauer war. Dann konnte er mich becircen. Als das Stück schließlich zu
    Ende war, starrte ich weiter vor mich hin. Der Mann neben mir rührte
    sich nicht von der Stelle.

    - 124 -
    »Hallo, Landen«, sagte ich nach einer Weile.
    »Hallo, Thursday.«
    Ich spielte traumverloren ein paar Töne, ohne aufzublicken. »Lange
    nicht gesehen«, sagte ich.
    »Zehn Jahre«, antwortete er. »Um genau zu sein.«
    Seine Stimme klang genau wie früher. Die vertraute Wärme und
    Sensibilität waren immer noch da. Ich hob den Kopf, sah ihn an und
    blickte schnell in die andere Richtung. Ich hatte feuchte Augen. Meine
    Gefühle waren mir peinlich, und ich kratzte mich nervös an der Nase.
    Er war ein wenig grau geworden, trug sein Haar aber mehr oder
    weniger genauso wie früher. Er hatte zarte Falten rings um die Augen,
    aber die konnten vom Lachen herrühren.
    Als ich ihn verlassen hatte, war er dreißig und ich sechsundzwanzig
    gewesen. Ich fragte mich, ob ich genauso gut gealtert war wie er. War
    ich nicht längst zu alt, um ihm noch böse zu sein? Wenn ich auf
    Landen sauer war, machte das Anton schließlich auch nicht wieder
    lebendig. Ich wollte ihn schon fragen, ob wir es nicht noch mal
    miteinander probieren sollten, aber als ich den Mund aufmachte, kam
    die Welt scheppernd zum Stillstand. Das Dis, das ich eben
    angeschlagen hatte, hallte nach, und Landen starrte mich an, sein
    Blick ein gefrorener Lidschlag. Dads Timing hätte gar nicht schlechter
    sein können.
    »Hallo, Schätzchen!« rief er, löste sich aus dem Schatten und kam
    auf mich zu. »Störe ich?«
    »Allerdings – ja.«
    »Es dauert auch nicht lange. Was hältst du davon?« Er reichte mir
    einen krummen, gelben Gegenstand, etwas größer als eine Möhre.
    »Was ist das?« fragte ich und roch vorsichtig daran.
    »Die Frucht einer neuen Designer-Pflanze, die erst in siebzig Jahren
    auf den Markt kommen soll. Guck mal …«
    Er schälte sie und ließ mich kosten.

    - 125 -
    »Lecker, was? Man kann sie pflücken, lange bevor sie reif ist, und
    sie notfalls über Tausende von Meilen transportieren; in ihrer
    hermetisch versiegelten, biologisch abbaubaren Verpackung hält sie
    sich hundertprozentig frisch. Nahrhaft und lecker ist sie auch. Sie
    wurde von einer genialen Gentechnikerin namens Anna Bannon
    sequenziert. Wir wissen nicht so recht, wie wir sie nennen sollen. Hast
    du vielleicht eine Idee?«
    »Dir wird schon was einfallen. Was hast du damit vor?«
    »Ich dachte, ich führe sie vor zehntausend Jahren ein und schaue,
    was passiert – Brot für die Welt, so in der Art. Na gut, die Zeit wartet
    auf niemand , wie es bei uns heißt. Dann will ich dich mal wieder
    Landen überlassen.«
    Die Welt lief flackernd wieder an. Landen schlug die Augen auf und
    sah mich an.
    »Banane«, sagte ich, als mir mit einem Mal klar wurde, was mir
    mein Vater gezeigt hatte.
    »Wie bitte?«
    »Banane. Sie haben sie nach der Designerin benannt.«
    »Thursday, du redest wirr«, sagte Landen mit amüsiertem Grinsen.
    »Mein Vater war gerade da.«
    »Aha. Ist er immer noch ein Mann aller Zeiten?«
    »Alles wie gehabt. Paß auf, das von damals tut mir leid.«
    »Mir auch«, antwortete Landen und verstummte. Ich Wollte sein
    Gesicht berühren, sagte jedoch statt dessen: »Du hast mir gefehlt.«
    Das hätte ich nicht sagen dürfen, und ich verfluchte mich dafür; daß
    ich aber auch immer mit der Tür ins Haus fallen mußte. Landen
    rutschte verlegen hin und her.
    »In deiner Raupensammlung? Du hast mir auch sehr gefehlt. Im
    ersten Jahr war es am schlimmsten.«
    Landen schwieg einen Augenblick. Er klimperte ein wenig auf dem
    Klavier herum und sagte dann: »Ich bin hier zu Hause und lebe gern

    - 126 -
    hier. Manchmal denke ich, Thursday Next war nur eine Figur aus
    einem meiner Romane, die ich nach dem Vorbild der Frau gestaltet
    habe, die ich lieben wollte. Insofern … na ja, ich bin drüber hinweg.«
    Das war zwar nicht ganz die Antwort, die ich hatte hören wollen,
    aber nach allem, was geschehen war, konnte ich ihm das nicht
    verübeln.
    »Trotzdem bist du gekommen.«
    Landen lächelte. »Du bist in meiner Stadt, Thurs. Und wenn alte
    Freunde in der Gegend sind, dann geht man sie besuchen. Oder
    nicht?«
    »Und bringt ihnen Blumen mit? Hast du Colonel Phelps etwa auch
    Rosen

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