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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Erklärung zu dem Zwischenfall
    abgegeben.
    Die Nachrichten waren noch nicht zu Ende, aber mein Interesse war
    erschöpft. Der Präsident hatte in Dungeness eine neue
    Kernfusionsanlage eröffnet. Als das Blitzlichtgewitter losbrach, setzte
    er ein professionelles Grinsen auf. Ich widmete mich wieder meiner
    Zeitung und las einen Artikel über einen Gesetzesentwurf, der vorsah,
    den Dodo angesichts der beängstigend angewachsenen Population von
    der Liste der geschützten Arten zu streichen, konnte mich jedoch nicht
    konzentrieren. Die quälenden Erinnerungen an den Krimkrieg gingen
    mir nicht aus dem Kopf. Zum Glück holte mich das Signal meines
    Piepsers schlagartig in die Wirklichkeit zurück. Ich warf ein paar

    - 16 -
    Scheine auf den Tresen und rannte zur Tür hinaus, während die ToadNews-Sprecherin mit düsterer Stimme den Mord an einem jungen
    Surrealisten verkündete – erstochen von radikalen Anhängern der
    französischen Impressionisten.

    - 17 -
    2.
    Gad’s Hill
    … Was die Elastizität der Zeit betrifft, streiten sich die
    Wissenschaftler. Die einen sind der Auffassung, die Zeit
    sei äußerst unbeständig, so daß noch das scheinbar
    belangloseste Ereignis den möglichen Ausgang der
    Zukunft nachhaltig verändern könne. Die anderen
    betrachten die Zeit als starres Gebilde, das allen
    Versuchen zum Trotz immer wieder auf eine
    determinierte Gegenwart zurückspringt. Ich kümmere
    mich nicht um derartige Banalitäten. Ich verkaufe
    lediglich Krawatten …
    Krawattenverkäufer, Victoria Station, Juni 1983
    Mein Piepser hatte mir eine beunruhigende Nachricht übermittelt:
    Das Unstehlbare war gestohlen worden. Das Manuskript von Martin
    Chuzzlewit war nicht zum ersten Mal verschwunden. Zwei Jahre zuvor
    hatte ein Museumswächter es aus seiner Vitrine entwendet, einfach
    weil er das Buch in seiner reinen, unverfälschten Form genießen
    wollte. Da ihn jedoch Gewissensbisse quälten und er schon nach drei
    Seiten die Segel streichen mußte, weil er Dickens’ Handschrift nicht
    lesen konnte, gab er das Manuskript schließlich zurück und legte ein
    umfassendes Geständnis ab. Zur Strafe mußte er fünf Jahre über den
    Kalköfen am Rande von Dartmoor schwitzen.
    Zwar hatte Charles Dickens seine letzten Lebensjahre in Gad’s Hill
    Place verbracht, Martin Chuzzlewit jedoch in Devonshire Terrace
    geschrieben, wo er und seine erste Frau bis 1843 wohnten. Gad’s Hill
    ist ein großer viktorianischer Bau bei Rochester, der sich, als Dickens
    ihn kaufte, eines herrlichen Ausblicks auf den Medway erfreute.
    Wenn man die Augen zusammenkneift und sich die Ölraffinerie, das
    Schwerwasserwerk und die ExcoMat-Labors wegdenkt, kann man
    leicht nachvollziehen, was ihn an diesem Teil Englands gereizt hat.

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    Täglich drängen sich mehrere tausend Besucher auf den Gängen von
    Gad’s Hill, womit es – nach Anne Hathaways Hütte und dem
    berühmten Haworth House der Brontë-Schwestern – den dritten Platz
    unter den beliebtesten literarischen Pilgerstätten Englands einnimmt.
    Der Ansturm dieser Menschenmassen hatte zu erheblichen
    Sicherheitsproblemen geführt; seit ein Geistesgestörter in Chawton
    eingebrochen war und damit gedroht hatte, sämtliche Briefe Jane
    Austens zu vernichten, wenn seine mäßig spannende und reichlich
    durchwachsene Austen-Biographie nicht unverzüglich einen Verleger
    fände, wollte niemand mehr ein unnötiges Risiko eingehen. Damals
    war alles glimpflich abgegangen, und doch ließ dieser Zwischenfall
    nichts Gutes ahnen.
    Ein Jahr später hatte in Dublin eine organisierte Bande Jonathan
    Swifts Nachlaß als Geisel genommen. Es war zu einer längeren
    Belagerung gekommen, in deren Verlauf zwei der Täter erschossen
    und diverse politische Originalpamphlete sowie eine frühe Fassung
    von Gullivers Reisen vernichtet worden waren.
    Das Unvermeidliche geschah. Alle literarischen Reliquien wurden
    unter Panzerglas gelegt und mittels modernster Elektronik von
    bewaffneten Beamten bewacht. Das wollte zwar niemand, aber eine
    andere Lösung gab es nicht. Seitdem war es zu keinen größeren
    Problemen mehr gekommen, was den Raub von Martin Chuzzlewit
    um so erschreckender erscheinen ließ.
    Ich stellte den Wagen ab, klemmte mir meine SO-27-Marke an die
    Brusttasche und zwängte mich durch die Massen von Presseleuten und
    Gaffern. Als ich Boswell entdeckte, schlüpfte ich unter der
    Polizeiabsperrung hindurch und ging zu ihm.
    »Guten Morgen, Sir«, murmelte ich. »Ich bin gekommen, so

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