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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sich wieder veränderte, auf ihr eigentliches Dilemma zurückkam.
    »Aber was ist mit John?«
    Sarah blickte auf. »Ich habe ihn nie etwas Ungesetzliches tun sehen. Sie etwa?«
    Es war ein Tag, der sich gut für Waffenübungen eignete. Bei geschlossener Wolkendecke konnten keine Aufklärungssatelliten, weder amerikanische noch sowjetische, erspähen, was hier unten geschah. Auf dem Gelände wurden Pappzielscheiben aufgestellt, und die leblosen Augen der Schaufensterpuppen sahen vom Sandkasten und von den Schaukeln aus zu, als die Marinesoldaten aus dem Wald auftauchten, durch die Torattrappe stürmten und Geschosse mit niedriger Ladung aus ihren Karabinern abfeuerten. Die Zielscheiben waren im Nu zerfetzt. Zwei M-60-MGs eröffneten das Feuer auf die offene Tür der Mannschaftsquartiere - die zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich bereits von den beiden Huey-Cobra-Kampfhubschraubern zerstört gewesen wären -, während der Greiftrupp in den »Gefangenenblock« stürmte. Dort waren weitere fünfundzwanzig Schaufensterpuppen auf Einzelzimmern verteilt. Jede hatte ein Gewicht von etwa einhundertfünfzig Pfund - niemand dachte, daß die Amerikaner bei SENDER GREEN überhaupt soviel wiegen würden -, und jede wurde einzeln herausgeschleppt, während die andere Abteilung bei der Evakuierung Feuerschutz leistete.
    Kelly stand neben Captain Pete Albie, der zu Übungszwecken für tot erklärt worden war. Er war der einzige Offizier der Truppe, eine Abweichung, die durch die Anwesenheit so vieler erfahrener Leute in Unteroffiziersrang wettgemacht wurde. Während sie zusahen, wurden die Puppen zu den Rettungshubschraubern getragen, die auf Sattelschlepper montiert und im Morgengrauen hergeschafft worden waren. Kelly drückte auf die Stoppuhr, als der letzte Mann an Bord war.
    »Fünf Sekunden unter der veranschlagten Zeit, Captain.« Kelly hielt die Uhr hoch. »Diese Jungs hier sind schon ganz gut.«
    »Außer daß wir es nicht bei Tageslicht tun, oder, Mr. Clark?« Albie wußte wie Kelly, worum es bei dem Unternehmen ging, die Marinesoldaten allerdings nicht - zumindest nicht offiziell. Mittlerweile mußten sie aber eine ziemlich gute Vorstellung davon haben. Er drehte sich um und lächelte. »Na gut, es ist ja erst der dritte Durchlauf.«
    Beide Männer gingen auf das Gelände. Die Pappziele waren bloß noch faserige Fetzen, dabei waren es sogar genau doppelt so viele wie die für den schlimmsten Fall geschätzte Anzahl von Wachleuten in SENDER GREEN. Sie ließen im Geiste den Überfall noch mal Revue passieren und überprüften die Schußwinkel. Die Anordnung des Lagers bot Vorteile und Nachteile. Da es entsprechend den Vorschriften eines nicht näher bekannten Handbuchs aus dem Ostblock errichtet worden war, paßte es hier nicht in die Landschaft. Zweckmäßigerweise führte allerdings der beste Angriffsweg direkt auf das Hauptportal zu. Den Vorgaben entsprechend sollte das Lager größtmögliche Sicherheit vor einem eventuellen Ausbruchsversuch der Gefangenen bieten. Das erleichterte damit gleichzeitig einen Überfall von außen - weil genau der nicht erwartet wurde.
    Kelly ging noch einmal im Kopf den Angriffsplan durch. Die Marinesondereinheit würde an einem Hügelrücken hinter SENDER GREEN abgesetzt werden. Dreißig Minuten Zeit für die Marines, um sich ans Lager heranzupirschen. M-79-Granaten zum Ausschalten der Wachttürme. Zwei Huey-Cobra-Kampfhubschrauber - wegen ihrer todbringenden Wendigkeit von den Soldaten einfach ›Schlangen‹ genannt, was Kelly besonders gefiel - würden die Quartiere eindecken und massiven Feuerschutz bieten. Allerdings war er überzeugt, daß die Grenadiere im Team die Türme bereits in ein paar Sekunden ausschalten, dann Phosphorgranaten in die Quartiere werfen und die Wachmannschaft mit Fontänen weißer Flammen bei lebendigem Leib verbrennen könnten. Notfalls würden sie völlig ohne die fliegenden ›Schlangen‹ auskommen. Obwohl dieses Unternehmen sehr klein gehalten war, waren bei diesem Zielobjekt und den Fähigkeiten der Mannschaft zusätzliche Sicherheitsfaktoren eingeplant. Er hielt das für Overkill, ein Begriff, der nicht nur für Atomwaffen galt. Bei Kampfeinsätzen gab es nur dann Sicherheit, wenn die andere Seite keine Chance hatte und in kürzester Zeit zwei-, drei- oder gar ein dutzendmal getötet werden konnte. Mit Fairneß hatte so ein Einsatz nichts zu tun. Für Kelly sah der Plan in der Tat sehr gut aus.
    »Was ist, wenn sie Minen haben?« sorgte sich Albie. »Auf

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