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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wollen.«
    Woloschin dachte kurz darüber nach, doch er sah die Falle. Wenn er dieses Angebot annahm, müßte es erwidert werden, denn so liefen die Dinge nun mal. Wenn er Ritter beim Wort nahm, würde das seine Regierung zu etwas verpflichten, und Woloschin wollte das nicht ohne Anweisung auf sich nehmen. Außerdem wäre es Wahnsinn von Seiten des CIA, in einem solchen Fall zu lügen. Jene Gefangenen konnten sie jederzeit noch verschwinden lassen. Nur der gute Wille der Sowjetunion konnte sie retten, und nur ihr fortdauerndes Wohlwollen würde ihr Wohlergehen garantieren.
    »Ich glaube Ihnen aufs Wort, Mister... «
    »Ritter. Bob Ritter.«
    »Ah! Budapest.«
    Ritter grinste ziemlich dämlich. Nach allem, was er getan hatte, um seinen Agenten herauszuholen, war klar, daß er nie wieder zurück ins »Feld« gehen konnte, zumindest nicht an einen bedeutenden Ort - was für Ritter hinter der Elbe hieß. Der Russe stieß ihm spielerisch an die Brust.
    »Sie haben Ihren Mann toll rausgebracht. Ich finde Ihre Loyalität zu Ihren Agenten sehr lobenswert.« Woloschin achtete ihn vor allem für die Risiken, die er auf sich genommen hatte. Das war beim KGB undenkbar.
    »Danke, General. Und auch vielen Dank für Ihr Eingehen auf meinen Vorschlag. Wann kann ich Sie anrufen?«
    »Ich werde zwei Tage brauchen... soll ich mich bei Ihnen melden?«
    »Nein, ich werde in achtundvierzig Stunden anrufen.«
    »Ganz wie Sie wünschen. Guten Tag.« Sie schüttelten sich die Hände, denn schließlich waren sie Profis. Woloschin ging zurück zu seinem Fahrer und Leibwächter und schritt auf seinen Wagen zu. Ihr gemeinsamer Spaziergang hatte am Gehege der Kodiakbären geendet, großen, braunen und starken Wesen. War das Zufall? fragte sich Ritter.
    Auf dem Weg zu seinem Auto merkte er, daß die ganze Sache eigentlich ein glücklicher Zufall war. Aufgrund seines mannhaften Vorgehens würde Ritter Sektionschef werden. Auch wenn die Rettungsaktion mißglückt war, so hatte er den Russen ein wichtiges Zugeständnis abgerungen, und es war alles nur der Geistesgegenwart eines jüngeren Mannes zu verdanken, der voller Angst auf der Flucht gewesen war, sich aber dennoch Zeit zum Nachdenken genommen hatte. Solche Leute wie ihn brauchte er im ›Dienst‹, und nun hatte er den Köder, um ihn anzulocken. Kelly hatte sich auf dem Rückflug von Hawaii geziert und auf Zeit gespielt. Nun gut, dann mußte eben etwas nachgeholfen werden. Das mußte er mit Jim Greer ausarbeiten, aber Ritter entschied auf der Stelle, daß seine nächste Aufgabe darin bestand, Kelly aus der Kälte oder der Hitze, oder wie immer das bei Spionen hieß, herauszuholen.
    »Wie gut kennen Sie Mrs. O'Toole?« fragte Ryan.
    »Ihr Mann ist tot«, sagte die Nachbarin. »Er mußte nach Vietnam, gleich nachdem sie das Haus gekauft hatten, und dann ist er gefallen. Ein so netter junger Mann. Sie ist doch nicht in Schwierigkeiten, oder?«
    Der Kriminalbeamte schüttelte den Kopf. »Nein, überhaupt nicht. Ich habe nur Gutes von ihr gehört.«
    »Drüben ist schrecklich viel los gewesen«, fuhr die ältere Dame fort. Sie war genau die richtige Person zum Reden, etwa fünfundsechzig, eine unbeschäftigte Witwe, die die Leere in ihrem Leben dadurch kompensierte, daß sie dem Leben aller anderen nachspürte. Wenn Ryan ihr versicherte, daß sie niemandem Schaden zufügte, würde sie alles berichten, was sie wußte.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich glaube, sie hatte vor einer Weile einen Gast. Auf jeden Fall hat sie viel mehr eingekauft als sonst. Sie ist so ein nettes, hübsches Mädchen. Das mit ihrem Mann ist traurig. Sie sollte wirklich wieder mehr ausgehen. Ich würde ihr das ja gern sagen, aber ich will nicht, daß sie mich für aufdringlich hält. Auf jeden Fall hat sie viel eingekauft, und noch jemand ist fast jeden Tag hergekommen und sogar öfter über Nacht geblieben.«
    »Wer war das?« fragte Ryan, der seinen Eistee trank. »Eine Frau, so klein wie ich, aber fülliger, mit wirren Haaren. Sie hat einen großen Wagen gefahren, einen roten Buick, glaube ich, der einen Aufkleber auf der Windschutzscheibe hatte. Ah! Jetzt hab ich's.«
    »Was denn?« fragte Ryan.
    »Ich war draußen bei meinen Rosen, als die junge Frau herauskam, und da habe ich diesen Aufkleber gesehen.« »Welche junge Frau?« fragte Ryan arglos.
    »Für die hat sie eingekauft!« sagte die ältere Dame, erfreut über ihre plötzliche Entdeckung. »Sogar Kleider hat sie gekauft. Ich erinnere mich noch an die

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