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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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weiße Pulver kam in die Schüssel. Als nächstes schüttete er den Milchzucker dazu. Dann mischte er die beiden Substanzen, indem er sie langsam mit dem Löffel umrührte. Er war sich sicher, daß es für diese Arbeit eine Maschine gab, aber sie war womöglich zu groß, wie etwa die, die sie in Großbäckereien benutzten. Er lehnte sich hauptsächlich dagegen auf, weil er glaubte, daß dies eine Arbeit für die kleinen Nummern war, die Hilfskräfte. Aber trotzdem mußte er diese Lieferung machen, und es gab niemanden sonst, der aushelfen konnte.
    »Was hast du gesagt?« fragte Henry müde.
    »Vergiß es.« Piaggi konzentrierte sich auf seine Arbeit. Wo zum Teufel waren Albert und Frank? Sie sollten schon seit ein paar Stunden hier sein. Hielten sich wohl für was Besonderes, weil sie Leuten eins auf die Rübe gaben; als ob so was zählte. »Hallo, Lieutenant.« Der Sergeant, der das Zentrallager für Beweismaterial unter sich hatte, war ein früherer Verkehrspolizist dessen Motorrad von einem achtlosen Autofahrer übersehen worden war. Das hatte ihn ein Bein gekostet und ihn in den Verwaltungsdienst verbannt, was dem Sergeant ganz recht war, der seinen Schreibtisch, seine Doughnuts und seine Zeitung hatte und dazu einige Schreibarbeiten, die sich in drei vollen Stunden pro Arbeitstag erledigen ließen.
    Das Ganze nannte sich Pensionierung im Dienst.
    »Wie geht's daheim, Harry?«
    »Fein, danke. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich muß die Nummern an den Drogen, die ich letzte Woche angeschleppt habe, überprüfen«, sagte ihm Charon. »Ich glaube, da sind Etiketten durcheinandergekommen. Jedenfalls muß ich das nachprüfen.« Er zuckte die Achseln.
    »Okay, in einer Minute hab ich... «
    »Lesen Sie nur Ihre Zeitung, Harry. Ich kenn mich schon aus«, sagte ihm Charon mit einem Schulterklopfen. Laut Dienstvorschrift durfte in diesem Lager niemand ohne Begleitung herumlaufen, aber Charon war ein Lieutenant, und Harry hatte nur ein Bein, dazu machte ihm seine Prothese wie üblich zu schaffen.
    »Das war ein toller Schuß, Mark«, sagte der Sergeant dem Davongehenden. Was ist schon dabei, dachte er, Mark hat dem Kerl, der das Zeug bei sich hatte, eins draufgebrannt.
    Charon schaute und horchte, ob noch jemand im Raum war, aber das war nicht der Fall. Für das hier würden sie ihn sehr großzügig bezahlen. Wollten mit ihrem Unternehmen umziehen, was? Ihn im Regen stehen lassen, wo er wieder Straßendealern nachjagen durfte... na ja, eigentlich war es nicht ganz so schlimm. Er hatte schon eine Menge Geld auf diversen Konten, um seine frühere Frau bei Laune zu halten und die drei Kinder, die er ihr gemacht hatte, gut erziehen zu lassen, und natürlich blieb ein bißchen für ihn selbst.
    Wahrscheinlich würde er bald befördert werden, weil er mit Erfolg etliche Drogenschieber hatte hochgehen lassen... äh, da.
    Die zehn Kilo, die er aus Eddie Morellos Auto genommen hatte, waren in einer beschrifteten Pappschachtel, die im dritten Regal stand, genau wo sie sein sollten. Er holte die Schachtel herunter und sah hinein, um sicherzugehen. Jedes der zehn Ein-Kilo-Säckchen war geöffnet, geprüft und wieder verschlossen worden. Der Laborant, der dafür verantwortlich gewesen war, hatte die Schildchen nur mit seinem Namenskürzel versehen, das leicht nachzuahmen war. Charon langte in sein Hemd und seine Hose, holte Plastiktüten mit Milchzucker hervor, der die gleiche Farbe und Beschaffenheit wie das Heroin hatte. Diese Beweismittel würde nur sein Büro anrühren, und das konnte er überwachen. In einem Monat würde er mit einer schriftlichen Eingabe die Vernichtung des Beweismaterials vorschlagen, da der Fall abgeschlossen war. Sein Vorgesetzter würde zustimmen. Er würde es unter der Aufsicht von einigen Leuten in den Ausguß schütten, und die Plastiktüten würden verbrannt werden. Niemand würde etwas erfahren. Für ihn sah das äußerst einfach aus. Nach drei Minuten marschierte er wieder Richtung Ausgang.
    »Zahlen überprüft?«
    »Ja, Harry, vielen Dank«, sagte Charon und winkte ihm beim Hinausgehen zu.
    »Jetzt soll mal einer an das verfluchte Telefon gehen«, knurrte Piaggi. Wer zum Teufel könnte denn hier anrufen? Einer der Leute aus Philly ging hin und nutzte die Zeit, um sich eine Zigarette anzuzünden.
    »Ja?« Der Mann drehte sich um, »Henry, für dich.«
     
    »Was soll denn das?« Tucker ging hin.
    »Hallo, Henry«, sagte Kelly. Er hatte ein Feldtelefon an die Leitung des

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