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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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widerfahren ist.«
    »Je schneller wir die nötige Information bekommen, desto besser stehen unsere Chancen, die Schweinehunde zu erwischen. Sie sind den Lebenden verpflichtet, Sir, ich den Toten.«
    »Wenn Sie meinen ärztlichen Rat wollen, er ist im Moment nicht imstande, Ihnen wirklich zu helfen. Er hat zuviel durchgemacht. Er ist im klinischen Sinne depressiv, und das wirkt sich negativ auf seine körperliche Wiederherstellung aus.«
    »Wollen Sie mir damit sagen, Sie wollen dabeisein?« fragte Douglas. Das hat mir gerade noch gefehlt - ein Amateur-Sherlock-Holmes, der uns beaufsichtigt. Aber das war ein Kampf, den er nicht gewinnen konnte und eigentlich auch nicht führen wollte.
    »Ich habe ein besseres Gefühl, wenn ich die Dinge im Auge behalten kann. Gehen Sie schonend mit ihm um«, wiederholte Sam, während er die Tür öffnete.
    »Mr. Kelly, es tut uns leid«, sagte der Kommissar, als er sich vorgestellt hatte. Douglas schlug sein Notizbuch auf. Der Fall war bis zu seinem Büro hinaufgereicht worden, weil er soviel Wirbel gemacht hatte. Das Farbfoto auf der Titelseite der Evening Sun hatte sich so haarscharf am Rande der Pornografie bewegt, wie es sich die Medien gerade noch leisten konnten, und der Bürgermeister höchstpersönlich hatte nach sofortigen Maßnahmen zur Aufdeckung des Falles verlangt. Deshalb hatte Douglas den Fall übernommen, wobei er sich fragte, wie lange das Interesse des Bürgermeisters wohl anhalten würde. Nicht besonders lange, dachte der Kommissar. Das einzige, was die Gedanken eines Politikers länger als eine Woche beschäftigte, war, wie er sich Stimmen sichern konnte. Dieser Fall brachte mehr Wirbel mit sich als die aufregendste Fernsehshow, aber es war sein Fall, und das, was stets das Schlimmste war, würde jetzt stattfinden. »Vorgestern nacht waren Sie in Gesellschaft einer jungen Dame namens Pamela Madden?«
    »Ja.« Kellys Augen waren geschlossen, als Schwester O´Toole mit seiner morgendlichen Dosis Antibiotika hereinkam. Überrascht stellte sie fest, daß noch zwei weitere Männer anwesend waren, und blieb in der Tür stehen, weil sie nicht wußte, ob sie stören sollte oder nicht.
    »Mr. Kelly, gestern abend haben wir die Leiche einer jungen Frau aufgefunden, die der Personenbeschreibung von Miss Madden entspricht.« Douglas griff in seine Manteltasche.
    »Nein!« sagte Rosen, der gleichzeitig von seinem Stuhl aufstand.
    »Ist sie das?« fragte Douglas, der Kelly das Foto vors Gesicht hielt und hoffte, daß die absolute Sachlichkeit seiner Frage irgendwie die Wirkung mindern würde.
    »Zum Teufel noch mal!« Der Chirurg drehte den Cop herum und stieß ihn an die Wand. Dabei fiel das Bild auf die Brust des Patienten.
    Kellys Augen weiteten sich vor Entsetzen. Sein Körper bäumte sich auf, kämpfte gegen die Gurte. Dann fiel er in sich zusammen, die Haut schneeweiß. Alle im Zimmer wandten sich ab, außer der Schwester, deren Blick fest auf ihren Patienten gerichtet blieb.«
    »Hören Sie, Doc, ich... « machte Douglas einen Erklärungsversuch.
    »Verlassen Sie auf der Stelle mein Krankenhaus!« Rosen brüllte beinahe. »Mit so einem Schock können Sie einen Menschen umbringen! Warum haben Sie mir nicht gesagt... «
    »Er muß sie identifizieren.«
    »Das hätte ich erledigen können!«
    O'Toole hörte den Lärm, als die beiden Männer sich wie Kinder auf dem Spielplatz balgten, aber ihre Sorge galt John Kelly. Die Tabletten hielt sie noch immer in der Hand. Sie versuchte, die Fotografie Kellys Blick zu entziehen, aber ihre eigenen Augen wurden erst vom Bild angezogen und dann abgestoßen, als Kelly den Abzug in die Hand nahm und ihn kaum in zehn Zentimeter Entfernung vor seine weit geöffneten Augen hielt. Der Ausdruck, der jetzt auf seinem Gesicht erschien, sollte die Schwester noch lange beschäftigen. Sandy zuckte kurz vor dem zurück, was sie sah, doch da faßte sich Kelly auch schon und begann zu sprechen.
    »Ist schon gut, Sam. Er macht auch nur seinen Job.« Kelly blickte ein letztes Mal auf das Foto. Dann schloß er die Augen und hielt es der Schwester hin.
    Die Lage beruhigte sich für alle außer für Schwester O´Toole. Sie sah zu, wie Kelly die übergroße Pille schluckte, und trat dann den Rückzug in den Flur an.
    Sandra O'Toole ging zur Schwesternstation zurück, wobei sie noch einmal an sich vorüberziehen ließ, was sie allein gesehen hatte. Wie Kellys Gesicht so blaß geworden war, daß sie erst gemeint hatte, er müsse einen Schock erlitten haben,

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