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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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reduziert wurden. Die zwei in der hiesigen Lagerhalle waren ebenfalls äußerst vorsichtige Leute. Mehr als einmal, so hatten sie berichtet, seien sie durch die Umstände gezwungen gewesen, das Heroin in den Leichen zu belassen, und so war ihm denn ein unerwartet würdiges Begräbnis zuteil geworden. Gewiß, ein Jammer, aber ein guter Geschäftsmann ließ Vorsicht walten, und die Preiserhöhung auf dem Markt hatte die Verluste schnell wieder ausgeglichen. Abgesehen davon wußten die beiden, was sie erwartete, sollten sie auf die Idee kommen, ein paar Kilo für eigene Zwecke abzuzweigen.
    Somit blieb nur noch der Transport per Auto zu einem passenden Ort, und dafür war ein vertrauenswürdiger, gutbezahlter Mitarbeiter zuständig, der grundsätzlich nie die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit übertrat. Daß er die Arbeiten in der Bucht erledigen ließ, dachte Tucker, der mit einem Bier vor dem Fernseher saß und ein Basketballspiel verfolgte, war sein eigentlicher Geniestreich. Zusätzlich zu all den anderen Vorzügen hatte diese Ortswahl seine neuen Partner nämlich auf die Idee gebracht, daß die Ware von den großen Schiffen stammte, die die Chesapeake Bay auf ihrem Weg zum Hafen von Baltimore durchquerten - was sie ausgesprochen klug fanden –, während er sie selbst von seinem geheimen Übergabeort mitbrachte. Das wußte er, seit Angelo Vorano dieses bescheuerte Segelboot gekauft und sich erboten hatte, die Übergabe abzuwickeln. Eddie und Tony klarzumachen, daß Angelo sie an die Polizei verraten hatte, war ein Kinderspiel gewesen.
    Mit ein wenig Glück konnte er den gesamten Heroinmarkt der Ostküste übernehmen, solange nur weiterhin Amerikaner in Vietnam ihr Leben ließen. Trotzdem war es bald an der Zeit, hielt er sich vor, an den Frieden zu denken, der wahrscheinlich eines Tages ausbrechen würde. Zuvor mußte er sich jedoch eine Methode einfallen lassen, um sein Verteilernetz zu erweitern. Obwohl das jetzige funktionierte und ihm die Bekanntschaft mit seinen neuen Partnern eingebracht hatte, war es doch fast schon wieder überholt. Es war zu klein für seine ehrgeizigen Absichten, und demnächst mußte er es umorganisieren. Aber immer schön eins nach dem anderen.
    »Gut, damit ist es also offiziell.« Douglas klatschte die Akte auf den Tisch und sah seinen Chef an.
    »Was soll das?« fragte Lieutenant Ryan.
    »Erstens hat niemand was gesehen. Zweitens kannte keiner ihren Zuhälter. Drittens wußte niemand, wer sie war. Ihr Vater hat mir erklärt, er hätte seit vier Jahren nicht mehr mit seiner Tochter gesprochen, und dann eingehängt. Und ihr Freund hat vor oder nach dem Schuß nichts mitgekriegt.« Der Detective ließ sich auf einen Stuhl sinken.
    »Und der Bürgermeister hat kein Interesse mehr an dem Fall«, beendete Ryan das Resumee.
    »Weißt du, Em, eine verdeckte Ermittlung macht mir eigentlich nichts aus, aber sie ruiniert meine Erfolgsquote. Womöglich werde ich bei der nächsten Beförderung übergangen.«
    »Daß ich nicht lache, Tom.«
    Douglas schüttelte den Kopf. »Verdammt, und wenn es doch das ›Dynamische Duo‹ war?« fragte der Sergeant bekümmert. Das Paar hatte vor zwei Nächten wieder zugeschlagen; diesmal war dabei ein Anwalt aus Essex ums Leben gekommen. Ein Zeuge hatte gesehen, wie sie ungefähr fünfzig Meter vom Tatort entfernt ihren Wagen geparkt hatten, und bestätigt, daß es zwei waren - nicht gerade eine Neuigkeit. Und während sich in Polizeikreisen hartnäckig die Überzeugung hielt, daß die Ermordung eines Rechtsanwalts nicht unbedingt als Straftat einzuordnen sei, mochte doch keiner der beiden Beamten über diese Ermittlung Witze reißen.
    »Laß es mich wissen, wenn du das wirklich glaubst«, entgegnete Ryan, ohne die Miene zu verziehen. Natürlich wußten sie beide es besser. Das Duo waren einfache Räuber. Sie hatten einige Male gemordet und zweimal das Auto ihrer Opfer einige Straßenecken weitergefahren. In beiden Fällen hatte es sich um einen Sportwagen gehandelt, und wahrscheinlich war es ihnen lediglich darum gegangen, mit einem flotten Flitzer unterm Arsch eine Runde zu drehen. Die Polizei kannte ihre Größe, Hautfarbe und noch ein paar andere Einzelheiten. Doch die beiden waren Berufsgangster, der Mörder von Pamela Madden dagegen hatte sich alle Mühe gegeben, einen ganz bestimmten Eindruck zu hinterlassen. Oder aber da war ein neuer, geisteskranker Killer am Werk, eine Möglichkeit, die ihrem ohnehin schon hektischen Berufsalltag nur noch eine

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