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01 - Hexenpower

01 - Hexenpower

Titel: 01 - Hexenpower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliza Willard
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können wir die Jagdgründe des Täters langsam abstecken. Es handelt sich immer um das Umfeld des >quake<.«
    »Ich schätze, damit haben wir wieder ein paar Nachtschichten gewonnen, oder?«
    Andy Trudeau seufzte. Genau das paßte ihm im Moment ganz und gar nicht.
    Die St. John-Kirche war kein architektonisch beeindruckender Bau. Das Gotteshaus war schlicht, gradlinig, aber dennoch solide und einladend gestaltet worden. Hier empfingen die Gläubigen die Messe und die Armen die Speisung.
    Piper betrachtete die einfache Kirche aus dem Kleinlaster des »quake« heraus. Ihr Blick fixierte die wuchtige, doppelflügelige Eichentür mit den schweren, schmiedeeisernen Griffen.
    Die Sache mit Mary Esteen aus der TV-Dokumentation ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Konnten Hexen wirklich keine Kirchen betreten? Was war dann mit weißen Hexen? Piper hatte gedacht, als »weiße Hexe« auf der Seite der »Guten« zu stehen. Oder waren sie damit nur abtrünnige »Böse«?
    Diese Frage bereitete ihr ernste Kopfschmerzen. Als einzige der drei Halliwell-Schwestern war sie immer gern in die Sonntagsschule und zur Messe gegangen, früher hatte sie sogar regelmäßig gebeichtet. Der Gedanke, von der Kirchengemeinde ausgeschlossen zu sein, belastete sie mehr, als sie zugeben wollte.
    Sie fuhr erschrocken zusammen, als jemand an die Scheibe ihres Wagens klopfte. Als sie sich wieder beruhigt hatte, erkannte sie das freundliche Gesicht von Pastor Williams. Piper kurbelte die Scheibe herunter. »Pastor Williams! Gott, Sie haben mich jetzt aber erschreckt.«
    Der junge schwarze Geistliche lächelte verlegen. »Tut mir leid, Miss Halliwell. Sind Sie nicht etwas früh dran?«
    Als er Pipers verständnislosen Blick sah, fuhr er fort: »Ich meine, um die überschüssigen Speisen für die Armen zu bringen. Ich dachte, Sie kommen erst heute nachmittag.«
    Endlich begriff sie. »Natürlich. Ja. Ich komme auch heute nachmittag. Ich meine, ich komme noch mal.«
    »Okay«, sagte der Pastor gedehnt, »was führt Sie dann jetzt hierher?« »Oh, eigentlich gar nichts. Ich denke nur so nach.«
    »Und worüber?«
    »Mary Esteen.«
    Pastor Williams verstand kein Wort. »Wer?«
    »Oh, der Name fiel in einer Fernsehdokumentation.«
    Sie biß sich einen Moment lang auf die Zunge, aber dann mußte es doch raus: »Mal eine Frage: Ist es wahr, daß Diener des Bösen nicht in Kirchen gehen können, ohne gleich ...«
    Sie imitierte das Geräusch eines krachend einschlagenden Blitzes.
    Pastor Williams lächelte etwas steif. Er konnte dieses Gespräch überhaupt nicht einordnen. »Diener des Bösen? Sie meinen so etwas wie Vampire?«
    »Nein«, sagte Piper und lachte falsch. »Ich dachte eher an so etwas wie Hexen?!«
    »Hexen?« Pastor Williams atmete tief durch und dachte einen Moment lang nach. »Sagen wir mal so: Ich würde in so einem Fall kein Risiko eingehen wollen.«
    Er sah auf seine Uhr. »Huch, ich muß los. Wir sehen uns dann später.«
    Piper winkte ihm nach. »Klar. Sicher. Bis dann.«
    Das hatte sie jetzt keinen Schritt weiter gebracht.
    Was nun?
    Sie stieg langsam aus dem Wagen. Wie es aussah, mußte sie es auf einen Test ankommen lassen. Die Sache war ihr wichtig, und sie hoffte inständig, den Tag nicht als Aschehäufchen vor dem Kirchenportal zu beenden.
    Sorgfältig setzte sie einen Fuß vor den anderen. Mit jedem Schritt schien der dunkelgraue Kirchturm zu wachsen. Wie der erhobene Zeigefinger Gottes streckte er sich in den Himmel, der nun doch ein paar dunkle Wolken zusammenballte, die Piper vorher nicht bemerkt hatte.
    Die Stufen, die zum Portal führten, schienen Piper noch vergleichsweise harmlos, und tatsächlich wurde sie nicht vom Zorn des Herrn niedergestreckt, als sie die Betontreppe hinaufschlich.
    Innerlich war sie heilfroh, daß niemand in der Nähe war. Bestimmt sah das, was sie hier machte, außerordentlich befremdlich aus.
    Noch drei Schritte bis zur Tür.
    Piper dachte daran, daß sie reinen Herzens war. Na ja, bis auf die Tatsache, daß sie eine Weile lang mit einem frauenmordenden Hexer ausgegangen war. Aber das war nicht ihre Schuld gewesen!
    Noch zwei Schritte bis zur Tür.
    In Rekordzeit versuchte Piper, den Rosenkranz zu beten, aber sie hatte das meiste vergessen. Vielleicht hätte sie Phoebe und Prue einen Brief hinterlassen sollen, um sie vor einem gleichen etwaigen Schicksal zu bewahren.
    Noch ein Schritt bis zur Tür.
    In diesem Augenblick krachte es vom Himmel her, als habe der Herrgott persönlich mit der Handkante einen

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