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01 - Hexenpower

01 - Hexenpower

Titel: 01 - Hexenpower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliza Willard
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brüchigen Schreibtisch zerlegt. Der Donner schien ein Aufbrechen der Erdkruste ankündigen zu wollen, Armageddon und Jüngstes Gericht im praktischen Doppelpack. Piper drehte sich auf dem Absatz um und stürmte zurück zum Lastwagen. Panisch fummelte sie den Schlüssel in das Schloß und startete das Auto.
    Als sie wie von himmlischen Heerscharen gehetzt den Hügel hinunterraste, fuhren ihre Gedanken Achterbahn. Zufall? Göttliche Warnung? Niedriger Luftdruck, verbunden mit unterschiedlich temperierten Luftmassen?
    Pastor Williams hatte recht: Nur kein Risiko eingehen.
    Der glatte Marmorboden in der Empfangshalle des Gebäudes, in dem sich auch »Buckland Auktionen« befand, war tödlich für Prues Absätze. Aber sie hatte auf ihre »Killer-Pumps« nicht verzichten wollen, um bei dem Bewerbungsgespräch Eindruck zu machen. Sie war lange genug dabei, um zu wissen, daß Intelligenz und Charme zwar von Vorteil waren, ein attraktives Äußeres aber mindestens ebenso schwer wog. Zumindest bei männlichen Chefs. Und die waren in der Kunstbranche nun einmal in der Überzahl.
    »Halt, warten Sie auf mich!« rief sie, als sich die
    Aufzugtüren gerade schlossen. Es gelang ihr gerade noch, eine Hand in den Spalt zu schieben und damit die Lichtschranke zu unterbrechen. Sie drängelte sich in den Aufzug hinein und fand sich inmitten einer Meute von Männern wieder, deren Augen gleich auf Wanderschaft gingen.
    Bei dem Versuch, die Taste für den 14. Stock zu drücken, rutschten ihr die Bewerbungsunterlagen aus der Hand und fielen zu Boden.
    »Verdammt«, entfuhr es ihr leise. Sie bat den Mann rechts von ihr, den Knopf zu drücken, was dieser mit einem bemüht smarten, aber dennoch eher schleimigen Grinsen tat. Wenigstens hatte der Typ links von ihr seine Manieren beisammen, denn er bückte sich sofort eilfertig mit den Worten: »Darf ich Ihnen helfen?«
    Während er die Unterlagen aufsammelte, musterte Prue ihn wie ein Kunstwerk, das sie für ein Museum taxierte. Gut, aber nicht zu teuer gekleidet, dezent, manikürt und frisch frisiert, Typ Hugh Grant, definitiv Engländer. Vielleicht 50, höchstens 52, Produkt einer guten Privatschule.
    Der Blick des Mannes fiel auf einen Prospekt, den Prue unter ihren Unterlagen hatte. »Die Kunst des 18. Jahrhunderts? Arbeiten Sie oben im Auktionshaus?«
    Prue sah ihm nicht in die Augen, während sie die restlichen Dokumente aufsammelte. »Nein, ich habe dort ein Bewerbungsgespräch. Falls ich es noch rechtzeitig schaffe.«
    Als sie sich wieder aufrichtete, klingelte ihr Handy.
    Unwillkürlich fingen die Kerle um sie herum wieder an zu grinsen. Prue ärgerte sich, daß sie das Ding nicht abgeschaltet hatte. Wieso hatte sie hier drin überhaupt Netzempfang?
    Peinlich berührt nahm sie das Gespräch entgegen. »Ja?« flüsterte sie.
    »Hier ist Andy«, kam es vom anderen Ende der Leitung.
    Prue rollte mit den Augen, was dank der spiegelnden Aufzugtüren jeder ihrer »Begleiter« sehen konnte. »Woher hast du diese Nummer?« fragte sie eine Spur schärfer, als sie eigentlich wollte.
    Andy klang ein wenig beleidigt. »Ich bin bei der Polizei, erinnerst du dich? Prue, ich denke, wir sollten uns unterhalten.«
    Prue fühlte sich wie auf Kohlen. »Ich bin gerade wirklich spät dran, was dieses Bewerbungsgespräch angeht.«
    »Ich wollte nicht, daß das letzte Nacht passiert«, sagte er, ohne auf ihre Situation einzugehen. »Das solltest du wissen.«
    Sie wollte dieses Gespräch nicht führen. Nicht hier. Nicht jetzt. Aber dieser Spruch verdiente eine Antwort. »Na ja, andererseits ist das wahrscheinlich eh kein Job für mich. Ein spießiges, muffiges Auktionshaus, ich weiß gar nicht, wieso die mich überhaupt angerufen haben.«
    Andy seufzte. Er war nicht gut in solchen Sachen. Lieber hätte er jetzt ein paar harte Jungs verhört. »Prue, hör mir zu. Wir kennen uns schon sehr lange. Es ist halt passiert. Wir konnten nichts dagegen tun. Was war denn schon? Wir hatten Sex!«
    Prue war überzeugt, daß das Wort »Sex« mit 120 Dezibel aus dem Hörer ihres Handys schnarrte, und das Grinsen der Typen im Aufzug um drei Grad schmieriger wurde. Selbst »Hugh Grant« konnte nicht verhindern, daß sich seine Mundwinkel nach oben kräuselten.
    »Ich weiß, was geschehen ist«, sagte Prue und schickte ein Stoßgebet zum Himmel: Lieber Gott, laß dieses Gespräch enden. Hatten Männer denn gar kein Gespür für den richtigen Augenblick?
    Andy offensichtlich nicht. »Ich komm' da nicht mit, Prue. Warum bist du

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