01 - Neptun kann warten
Sie betrifft, zu viele verrückte Dinge passiert.« Er pochte kräftig mit den Knöcheln auf den Verband. »Spüren Sie was?«
Bandicut zuckte die Achseln. »Ich hab Ihren Schlag gespürt.«
»Haben Sie irgendwelche Schmerzen?«
Er schüttelte den Kopf.
»Kein Fieber? Ach, lassen Sie nur, ich kann’s hier am Gerät ablesen.« Switzer zog die Verbindungsstecker des Diagnosegeräts aus dem Verband. »Sie können arbeiten gehen. Zum Teufel, von mir aus können Sie Fußball spielen! Kommen Sie morgen wieder her, um sich den Verband abnehmen zu lassen.« Er schüttelte sein ergrautes Haupt, wandte sich ab und gab Bandicut zugleich mit einem Wink zu verstehen, dass er gehen solle. Offenbar betrachtete der Doktor ihn als lästiges Rätsel, und je eher ihm der Mann aus den Augen war, desto besser.
Bandicut tat ihm den Gefallen gern.
Auf dem Weg zur Exo-Operationszentrale meinte er anerkennend: /Das ist ziemlich verblüffend, was du da getan hast. Der Knöchel fühlt sich fantastisch an. Ein albernes Gefühl, diesen Verband zu tragen./
///Ich bin froh, dass du zufrieden bist.
Aber jetzt, mein Freund, kommt für uns die Zeit,
unseren Lebensunterhalt zu verdienen.///
Bandicut setzte zu einer kecken Antwort an, verkniff sie sich aber, als er erkannte, was das Quant meinte. Er war dem Translator schon einmal begegnet, und diese Erfahrung hatte ihm überhaupt nicht gefallen.
21 TRANSIATORTR ÄUME
Der tiefblaue Neptun war ein tröstlicher Gefährte am Mitternachtshimmel, als Bandicut auf Navpunkt Wendy zufuhr. In der Woche, die seit seinem letzten Buggyeinsatz verstrichen war, hatte Triton den blauen Mutterplaneten nur wenig mehr als einmal umkreist, und Neptun befand sich wieder einmal in der zunehmenden Phase, eine schlanke Sense am Himmel. Welche Befürchtungen Bandicut auch immer wegen der geheimen Mission hegte, die Charlie in Angriff nahm: Er konnte dem Reiz der Einsamkeit ebenso wenig widerstehen wie dem Panorama. Er wusste, nicht allzu viele Leute würden diese Mondlandschaft als malerisch bezeichnen, er hingegen liebte die zerklüftete Einöde unter Neptuns majestätischer Präsenz. Manchmal fragte er sich, ob mit ihm etwas nicht stimmte, weil er des Anblicks nie müde wurde, anders als alle anderen.
///Empfindest du für deine Heimatwelt
mitunter auch solche Gefühle?///,
fragte Charlie, als sie über die Mondoberfläche wippten und holperten.
Bandicut warf einen schnellen Blick hinaus, während er einen Route durch die Hügel aus gefrorenem Stickstoff wählte. /Ich weiß nicht. Vielleicht manchmal. Wieso?/
///Du scheinst nicht oft an die Erde zu denken.
Oder an Menschen, die du dort zurückgelassen hast.///
Bandicut zuckte die Schultern. /Ich hab’ nicht allzu viele Leute zurückgelassen. Meine Familie ist tot -das weißt du ja schon. Mit Ausnahme meiner Nichte natürlich. Und einiger Freunde. Aber keine besonders engen Freunde, würde ich sagen./
///Ist das für dich schwer zu akzeptieren?///
/Was bist du, ein verdammter Seelendoktor?! Ich bin allein. Na und? Viele Leute sind allein./
Einen Augenblick lang schwieg das Quarx. Bandicut versuchte, sich aufs Fahren zu konzentrieren. Er blickte nach links und sah Napoleon über die Dünen galoppieren, parallel zu seiner Route. Es wurde Zeit, dass der Roboter sich bei ihnen meldete.
///Was ist mit Dakota?///,
fragte Charlie unvermittelt.
Bandicut knurrte ärgerlich. /Was soll schon mit ihr sein?/ Er wedelte mit dem Joystick und ließ den Buggy zuerst nach links, dann nach rechts ausscheren. Er war wütend, weil er sich Sorgen machte und weil er sich schuldig fühlte; er hatte eine Nachricht von Julie erhalten. ExoArch schien etwas Aufregendem auf der Spur zu sein, könne aber kein Team entsenden, bis mehr Orbitalscans durchgeführt worden seien. Er kam sich ihr gegenüber wie ein Lügner vor.
///Ich versuche dich einfach nur zu verstehen,
das ist alles.
Dakota ist deine Nichte, stimmt’s?
Also hast du zu ihr nicht so eine Beziehung,
wie du sie etwa zu Julie hast.///
/Natürlich nicht./
///Und daher hast du diese Vorkehrung
- dass du dein Einkommen für sie anlegst –
nur deswegen getroffen, weil du für sie sorgen willst?///
/Ja. Und? Worauf willst du hinaus?/ Bandicut bremste abrupt, als er bemerkte, dass er von seinem festgelegten Kurs abkam. Er seufzte und stellte fest, dass Napoleon sich dem Buggy näherte – vermutlich, um nach dem Rechten zu sehen. Mit einem Leuchtsignal gab er dem Roboter zu verstehen, dass alles in Ordnung sei.
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