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01 - Neptun kann warten

Titel: 01 - Neptun kann warten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. C arver
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Unterdessen steigerte er seinen langsamen Trab zu einem schnellen, wenn auch schlingernden Lauf, holte dabei schwer atmend, aber gleichmäßig Luft; dem Quarx überließ er die Kontrolle über seine Füße, um schnellstmöglich zu ihrem Treffpunkt mit dem Roboter zu gelangen: Und die ganze Zeit über versuchte er verzweifelt, sich darauf zu konzentrieren, was an Erinnerungen nun an die Oberfläche stieg …
    Es war ein blauweißer Planet gewesen, die Erde, seine Heimatwelt, die ruhig und friedlich und verletzlich durch die weite, ewige Nacht des Alls trieb; die Erde war sich der Bewegungen gewisser Körper am Rande des Sonnensystems nicht bewusst, von denen einer nun mit rasender Geschwindigkeit systemeinwärts stürzte.
    Bandicut stolperte über eine Welle aus Eis und fiel keuchend der Länge nach hin. Er stemmte sich hoch auf Hände und Knie, aber das Bild bebte mit kristallener Klarheit in seinem Bewusstsein: Die brennende Erde.
    ///John, bleib nicht liegen! Beweg dich!///
    Mühsam erhob er sich, doch seine Beine und Arme fühlten sich an wie Wachs. Er blickte zum blauen Neptun direkt über sich und sah in ihm einen anderen blauen Planeten, dessen Atmosphäre von Rauch und Asche getrübt war.
    ///John, bitte -///
    /Charlie … /, keuchte er, / … wird das wirklich geschehen?/
    ///Ja, wenn wir den Kometen nicht aufhalten.
    Er ist näher als ich dachte.///
    /Wann?/, krächzte er.
    ///Einschlag in siebenundvierzig Tagen.
    Steh auf jetzt, lauf, verdammt!
    LAUF!///

22 VIRTUELLE WAHRHEITEN
    Der Rover kam über den Hügel im Norden gefahren, schoss den Hang hinab und wirbelte dabei eine Wolke aus Eispartikeln auf. Zu jeder anderen Zeit wäre Bandicut entsetzt darüber gewesen, wie der Roboter den Buggy fuhr: Er hing an der Seite wie ein Schiffshalter, schwenkte das Fahrzeug herum, fuhr direkt auf Bandicut zu und hielt schließlich an. Momentan aber fühlte Bandicut sich schlicht und ergreifend zu benommen, als dass ihm die Fahrweise etwas ausgemacht hätte.
    »John Bandicut, Prospektionsstreifen 3A bis 5B sind erfasst. Was kann ich noch für Sie tun?«, kreischte Napoleon und zog sich auf die Motorhaube des Rovers, als Bandicut wieder ins Fahrzeug kletterte. Der Roboter sah so aus, als versuche er in die Fahrerkabine zu spähen, um zu ergründen, was Bandicut als Nächstes vorhatte.
    /Charlie?/, fragte er und schnallte sich an.
    ///Leg dem Roboter die Hand auf, bitte.///
    Bandicut streckte den Arm aus und berührte Napoleon. Er fand die Geste seltsam beruhigend, als streichle er einen Hund. /Lassen wir ihn jetzt laufen?/
    ///Ja.
    Recon Neununddreißig,
    beende und lösche Spezialprogramm Beta.
    Bestätige.///
    »Vorgang ausgeführt«, kreischte der Roboter. »John Bandicut, was kann ich sonst noch für Sie tun?«
    »Äh … nichts, Nappi. Lauf vor und nimm deine reguläre Position ein, würde ich sagen.«
    Als der Roboter sich vom Rover löste und sich wieder auf die Mondoberfläche herabließ, wurde Bandicut jäh bewusst, dass er – gemäß seiner Einsatzbefehle – noch weitere drei Stunden unter freiem Himmel würde verbringen müssen, bevor er zu Basis zurückkehren konnte. Er glaubte nicht, dass er eine so lange Wartezeit würde aushalten können. /Charlie, wenn das wirklich stimmt, das mit dem Kometen … /
    ///Es stimmt.///
    / … dann müssen wir zurück! Hast du alle Daten über seine Kreisbahn? War es das, worum es bei all dem unverständlichen Zeug des Translators gegangen ist?/
    ///Zum Teil.
    Und ja, ich kann dir die Zahlen werte nennen,
    aber sie sind das Produkt einer komplexen Interaktion.
    Im VR-Raum kann ich sie dir besser veranschaulichen.///
    /Mach dir nicht die Mühe, sie mir zu zeigen.
    Kannst du sie nicht den Leuten zeigen, die etwas gegen den Kometen unternehmen können?/
    ///John – hast du schon vergessen?
    Es gibt nur eine Person,
    die etwas dagegen unternehmen kann.
    Und das bist du.///
    Bandicut schluckte, das Blut rauschte ihm in den Ohren. /Charlie, was kann ich schon tun? Wir müssen jemanden auf das Problem aufmerksam machen!/
    ///Das haben wir alles schon besprochen. Dein Planet hat keine Verteidigungsanlagen. Nicht gegen diese Art von Bedrohung.///
    Es fiel Bandicut schwer, seine Atmung unter Kontrolle zu bringen. /Nein, aber – was ist mit – nuklearen Sprengköpfen?/ Er ballte und öffnete die Fäuste. Napoleon blickte von der Spitze der Hügelkuppe zu ihm zurück.
    ///Vielleicht solltest du allmählich losfahren. Ich fürchte, John, dass Sprengköpfe keine Lösung sind.

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