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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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sie einen herzlosen Irren beschützt?«
    Dante schlug mit der geballten Faust mitten in LaRousses Gesicht.
     
    »Wer hat Sie gezeugt?«
    Simone sah Heather einen Augenblick lang an. Ihr bleiches Gesicht schimmerte durch die Beleuchtung des Armaturenbretts im Van grünlich. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Straße zu.
    »Sie meinen zu einem Nachtgeschöpf gemacht, oui ? Davon reden Sie doch, oder?«
    »Ja.«
    Heather hätte sich nie träumen lassen, einmal eine solche Frage zu stellen. Sie hatte bis vor kurzem ja keine Ahnung gehabt, dass es Vampire außer in Horrorfilmen oder Goth-Clubs wirklich gab. Sie hätte nie gedacht, dass die Untoten neben den Sterblichen existierten, arbeiteten, sich ernährten.
    Aber nachdem sie Dante beobachtet hatte, nachdem sie auf Ronin geschossen hatte, nachdem sie gesehen hatte, wie Teile von Etiennes Körper versuchten, den flackernden Flammen zu entkommen, waren ihre Skepsis, ihre Zweifel verschwunden, und ihre Weltsicht hatte sich grundlegend verändert. Sie wollte nicht aus dem Beifahrerfenster in die Nacht hinausblicken. Sie wollte nicht wissen, was da draußen vielleicht im
Dunkel neben der Straße lauerte, die Augen voller Mondlicht, den Mund voll scharfer Zähne.
    Simone seufzte. »Eine Freundin der Familie, kurz nach Papas Begräbnis.«
    »Wollten Sie es?«
    Die Blondine schüttelte den Kopf. »Sie ließ mir keine Wahl.«
    Simones Miene verdüsterte sich kaum sichtbar. Ihre Hände hielten entspannt das Steuer, und in ihrer Stimme war keinerlei Verbitterung zu hören. Wenn ihr eine Freundin der Familie so etwas angetan hätte, wäre Heather bestimmt nicht eher zur Ruhe gekommen, bis sie diese gefunden und … ja, was und? Ermordet hatte? Sie dazu gezwungen hatte, es rückgängig zu machen? Vielleicht hatte Simone Zeit gehabt, sich mit der neuen Sachlage abzufinden.
    Wie konnte man sich damit abfinden, Vampir zu sein? Wie gewöhnte man sich als Sterblicher an die Tatsache, plötzlich unsterblich zu sein?
    »Was ist mit Ihrem Bruder?«
    »Er war das einzige Familienmitglied, das mir noch geblieben war«, antwortete Simone mit eindringlicher Stimme. »Ich habe ihm die Entscheidung überlassen. Wenn er abgelehnt hätte, hätte ich mich wahrscheinlich verbrannt.«
    »Sie haben Ihren Bruder selbst in einen Vampir verwandelt?«, fragte Heather verblüfft.
    »Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, zusehen zu müssen, wie er schrittweise älter wird und irgendwann stirbt.«
    Heather dachte an Kevin, an Annie. Hätte sie dasselbe tun können? Sie ihrer Menschlichkeit berauben? Oder hätte sie sie alt werden lassen? Sie einen nach dem anderen neben Mama beerdigt? Der Gedanke schnürte ihr einen Moment lang den Hals zu.
    »Wie funktioniert dieser Untod? Dantes Haut fühlt sich warm an. Er hat einen Puls, und er steckt voller Leben.«

    Simones Mundwinkel zuckten, ehe sie das Lächeln unterdrückte. » Oui, Dante ist voll mit allem Möglichen.«
    Heather starrte sie an. Ihre Schultern verspannten sich. Sie erinnerte sich, wie sich Dante auf dem Podest über Simone gebeugt, ihr etwas ins Ohr geflüstert und ihr Haar berührt hatte. Sie hatte den Verdacht gehegt, die beiden seien früher einmal mehr als Freunde gewesen. Traf das möglicherweise immer noch zu?
    »Wir sind nicht untot«, sagte Simone. »Wir sind eine andere Art. Wir haben immer neben den Sterblichen her gelebt.« Sie sah Heather an und schmunzelte.
    »Was ist mit Dante? Wissen Sie, wer ihn gezeugt hat?«, wollte diese wissen.
    Simones Finger klammerten sich fester um das Steuer. »Nein. Er hat es nie gesagt.« Sie warf ihr einen Blick zu. »Ich glaube, er weiß es selbst nicht. Vielleicht hat er die Erinnerung verdrängt. « Auf ihrem Gesicht zeigte sich stille Trauer.
    »Wie so vieles andere«, meinte Heather. »Verborgen hinter seinen Kopfschmerzen.«
    Oder war er das, als was Ronin ihn bezeichnet hatte – ein Blutgeborener? Als Vampir geboren?
    Sie hieß Chloe, und du hast sie getötet.
    Ronins leise, autoritäre Stimme drängte sich wie ein Wurm in Heathers Gedanken. Konnte es sein, dass Dante sich nicht an seine Vergangenheit erinnern konnte, weil er Schreckliches getan hatte? Weil er es nicht ertrug, sich zu erinnern?
    Hegte Ronin deshalb die Absicht, Dante aufzuwecken, weil er etwas in ihm auslösen, ihn steuern und auf die Menschheit loslassen wollte? Aber wenn Dante durch etwas gesteuert werden konnte, würde das dann nicht auch bedeuten, dass er programmiert worden war?
    Würde das nicht wiederum

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