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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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durchbohrt zu werden. Sein Herz jedoch, ungeschützt und offen, jubilierte.
    Wofür steht für Sie das Anarchiesymbol?
    Zorn. Feuersturm. Wahrheit.
    »Und Freiheit«, flüsterte Dante.

24
VERTRAUENSBRUCH
    Lucien schloss die Augen. Von seinem Aussichtspunkt auf dem Dach aus konnte er den Mississippi riechen – kaltes Wasser, Moos und Schlamm. Er lauschte und wartete, ob Dantes Gedanken ihre Verbindung berührten – eine Berührung, die er möglicherweise nie mehr spüren würde. Die Verbindung war geschlossen, aber nicht durchtrennt. Noch nicht. Der Junge wusste vielleicht nicht, dass eine solche Trennung ihnen beiden schaden würde.
    Trotz der Schilde um Luciens Bewusstsein zerrten Dantes blutrünstiger Zorn und seine kurz darauf folgende Euphorie an ihm. Sie drangen als Chaoslied an sein inneres Ohr – wie bei ihrem ersten Treffen unten am Fluss. Er hielt sich am Dach fest, so dass sich seine Krallen in die Ziegel bohrten. Seine Krallen … dicker und stärker als zuvor. Durchzogen von der Fantasie des Creawdwrs .
    Luciens Muskeln bebten unter seiner Haut. Sein neu geschaffener Körper schmerzte. Sein Haar flatterte in der winterlichen Brise. Was hatte Dante noch verändert, als er versucht hatte, ihn zu retten?
    Noch ein Band, das sie unlösbar verknüpfte: Vater und Sohn, Freund und Vertrauter, Schöpfer und Geschaffener.
    War es möglich, verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen?
    Ein jäher Schmerz, scharf wie Glassplitter, durchbrach ihre
Verbindung und schnitt in seine Schilde. Lucien stieß den Schmerz fort. Sein Kind hatte das Bewusstsein verloren und sie auf diese Weise beide für eine Weile befreit.
    Ein Bild spukte durch Luciens Kopf wie ein Nachbild nach einem grellen Blitz: ein Betonbau, flackerndes Licht, tropfendes Wasser. Ein Bild, an dem er vorbeigekommen war.
    Llygad.
    Hab’s.
    Lucien unterdrückte den Wunsch, sich in die Luft zu erheben, rang mit dem Bedürfnis, zu Dante zu fliegen, ihn in die Arme zu nehmen und nach Hause zu bringen. Seine Flügel spreizten sich und flatterten, doch er blieb auf dem Dach sitzen, lauschte in die Nacht hinaus und wartete.
     
    Heather legte den zweiten Ring der Handschellen um das Stuhlbein und klickte ihn zu. Der andere Ring lag um Stearns’ rechtes Handgelenk. Sie richtete sich wieder auf und strich sich das Haar aus den Augen.
    »Das ist unnötig«, erklärte Stearns. »Ich will nur mit Ihnen reden.«
    »Kaffee?«, fragte sie und trat an die Anrichte, wo die Kaffeekanne stand. Der starke, aromatische Duft des Kaffees erfüllte die Küche.
    Während sie den frisch gekochten Kaffee in denselben Becher goss, den sie in der Nacht zuvor benutzt hatte, wurde ihr Herz schwer. Etwas mehr als vierundzwanzig Stunden zuvor hatte sie hier mit Dante gesessen, Kaffee und Cognac getrunken und über den Serienmörder gesprochen, der ihn zu verfolgen schien.
    Der ihn inzwischen gefunden hatte.
    Ihr Körper verkrampfte sich beim Gedanken an Elroy Jordan und wie er auf der Couch hier im Salon gelegen hatte. Er war wahrscheinlich der Mörder, den sie seit drei Jahren
verfolgte. Sie dachte daran, wie er sich mutmaßlich über sie gebeugt hatte, als sie schlief, und wie er dann sein Mobiltelefon und alles, was ihm gehörte, mitnahm und verschwand, ohne jemandem etwas anzutun.
    »Gehen Sie zu meinem Auto, holen Sie sich die Akte und schauen sie sich an. Sie werden erkennen, welches Monster Dante in Wirklichkeit ist.«
    Heather drehte sich um, wobei sie sich mit den Händen an der Kante der Arbeitsplatte hinter ihr festhielt. Stearns rutschte mit dem Stuhl zur Seite, damit er sie besser sehen konnte. Seine Miene wurde ausdruckslos, als er ihr in die Augen sah.
    »Monster? Ich habe heute Nacht schon einige Monster gesehen«, erklärte sie mit heiserer Stimme. »Zwei, um genau zu sein.« Die Erinnerung an Jay, der in seinem Blut lag, stieg in ihr auf. »Dante mag kein Mensch sein, aber das macht ihn noch nicht zum Monster.« Sie starrte Stearns an. »Darauf würde ich mein Leben verwetten.«
    »Das haben Sie schon«, meinte er. »Sie wissen es nur noch nicht.« Er sah weg. »Ich bin Ihretwegen hier, Heather.«
    »Meinetwegen? Oder Dantes wegen?«
    Stearns blickte sie an. Sein Gesicht mit dem Drei-Tage-Bart wirkte erschöpft und merkwürdig offen zugleich. »Ihretwegen. Sie stehen auf der Abschussliste. Ich auch.«
    Obgleich sie schlechte Nachrichten erwartet hatte – wirklich schlechte Nachrichten –, seit sie von der Vertuschung erfahren hatte, schockierte sie diese eindeutige

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