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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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Äußerung doch so sehr, als ob sie eine Ohrfeige verpasst bekommen hätte. Sie nahm ihren Becher, trat an den Tisch und setzte sich Stearns gegenüber.
    »Weil jemand den CCK schützen will?«, fragte sie. »Oder weil mich meine Nachforschungen zu Dante führten?« Mit ruhiger Hand gab sie einige Löffel Zucker in ihren Kaffee, obwohl sie sich leer und verbraucht fühlte.

    Auf der Abschussliste.
    »Beides. Dante ist Teil des Projekts, das auch den CCK schuf.«
    Heather holte tief Luft. Noch ein Schlag in die Magengrube. WACH AUF S. Die Mosaiksteinchen ergaben langsam ein Bild, das sie zutiefst erschreckte. »Wer leitet das Projekt?«
    »Johanna Moore.«
    » Doktor Moore? Sind Sie sicher?«
    »Todsicher. Sie erschafft seit Jahren Psychopathen. Um sie zu beobachten und immer wieder zu untersuchen.«
    Heather hatte das Gefühl, sich plötzlich in einer anderen Realität wiederzufinden. Sie sah genauso aus wie die alte, aber unter der Oberfläche stellte alles und jeder eine umgedrehte, zweideutigere Kopie ihrer Pendants in Heathers bisheriger Welt dar. Wie ein Negativ.
    Entweder das, oder sie war eingeschlafen und stürzte geradewegs in den schlimmsten Alptraum, den sie jemals gehabt hatte.
    Doch so viel Glück hatte sie nicht.
    Sie rührte in ihrem Kaffee und dachte an ihre Zeit an der Akademie und an Dr. Moore – hochgewachsen, blond, charismatisch und brillant. Ihre Kurse in forensischer Psychologie waren immer faszinierend gewesen. Ihr Verständnis eines psychopathischen Geistes hatte etwas Unheimliches an sich gehabt, und die Fallanalysen, die sie erstellte, waren immer exakt und zutreffend gewesen.
    Aber Psychopathen erschaffen ?
    »Sie steckt hinter Pensacola«, erläuterte Stearns. »Sie waren zu dicht dran.«
    Heather blickte ihn an. Kalte Gewissheit bemächtigte sich ihrer und spülte wie ein eisiger Fluss durch ihr Inneres. Er sagte die Wahrheit. »Wie weit nach oben reicht das?«, fragte sie.

    »Das weiß ich nicht«, erwiderte er und schüttelte den Kopf. »Aber ich denke, es ist das Beste, sich zu verhalten, als würde es auf jeden Fall bis ganz nach oben reichen.«
    Heather nahm einen Schluck Kaffee, während ihr die Gedanken nur so durch den Kopf rasten. Elroy Jordan und Thomas Ronin bildeten also zusammen den Cross-Country-Killer – und Dante? Warum sollte ein Teilnehmer dieses Projekts einen anderen verfolgen? War Dante ein fehlgeschlagenes Experiment? Oder sollte auch er ausgelöscht werden – so wie sie und Stearns?
    Aber was war, wenn er genau das war, was er angeblich sein sollte: ein psychopathischer Mörder?
    Sie schob den Stuhl zurück und stand auf. Müdigkeit wogte wie eine Welle durch sie hindurch, und für einen Augenblick wurde ihr schwarz vor Augen. Sie hielt sich an der Tischkante fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Wir reden später weiter«, meinte sie, als sie wieder klarer sehen konnte. »Jetzt muss ich erst mal Dante finden.«
    »Nehmen Sie sich nur fünf Minuten«, drängte Stearns mit ernster Stimme. »Holen Sie die Akte und schauen Sie sie sich an.« Mit der freien Linken fasste er in die Jackentasche und fischte einen Schlüsselbund heraus, den er auf den Küchentisch warf. »Bitte, Heather.«
    Sie starrte auf die Schlüssel und fragte sich, ob in der Akte Geheimnisse aus Dantes Vergangenheit standen. Falls ja, konnten sie ihn von den Migräneanfällen und dem Nasenbluten heilen? Hätte die Wahrheit Annie vor aufgeschnittenen Pulsadern, Ärzten, Medikamenten und Sanatorien gerettet?
    Möglicherweise, dachte Heather und nahm die Schlüssel. Sie steckte sie in die Hosentasche. Eventuell würde sie das noch immer. Stearns öffnete den Mund, aber sie schüttelte den Kopf. »Sagen Sie nichts mehr.«

    Sie verließ die stille Küche und trat wieder auf den Flur hinaus. Ihre Reisetasche und ihr Laptop standen dort an der Wand. Etwas weiter den Gang entlang fiel schwaches blaues Licht auf den herbstlich wirkenden Teppichläufer. Es kam aus einer Tür neben der Treppe. Sie hörte das leise Murmeln von Simones Stimme, als sie in einem schnellen Singsang mit ihrem Bruder Cajun sprach.
    Heather erinnerte sich an Dante, wie er im Schlachthaus unter der Tür zum Kühlraum gestanden hatte, die Hände am Rahmen abgestützt, die dunklen Augen rot durchzogen. Sie erinnerte sich an die Qual, die in seinem Tonfall lag: Lauf so weit weg, wie du kannst.
    Als sie den Flur entlang auf das blaue Licht zulief, fiel ihr auch wieder Etiennes baumelnder Kopf ein, den Dante in der

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