Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
Vom Netzwerk:
blutverschmierten Hand gehalten hatte. Sie dachte an die heiße Berührung seiner Lippen auf ihrem Hals und an das seltsam widersprüchliche Gefühl aus Angst und Leidenschaft in ihrem Inneren und erinnerte sich an das Erstaunen, das in seiner Stimme anklang, als er ihren Namen ausgesprochen hatte.
    Selbst wenn das, was Stearns behauptete, stimmte, dann war doch eindeutig, dass Dante dagegen ankämpfte, wozu jemand sein zersplittertes Gehirn irgendwann einmal programmiert hatte. Er liebte andere – etwas, wozu ein Psychopath nicht in der Lage war. Dantes Bereitschaft, sich für Jay zu opfern, war ihr Beweis genug.
    Dennoch kroch Ronins Stimme in ihr Bewusstsein.
    Sie hieß Chloe, und du hast sie getötet.
    Dante kämpfte dagegen an. Aber hatte er das schon immer getan?
    Sie schob den Zweifel beiseite, auch wenn sie wusste, dass sie sich eines Tages damit würde auseinandersetzen müssen. Für den Augenblick war sie Dantes Partnerin, seine Verstärkung,
und würde ihn nicht allein Ronin gegenübertreten lassen.
    Heather öffnete die Tür zum Computerraum. Simone kniete neben ihrem Bruder, der ans Netz angeschlossen war. Trey lag in einem Liegesessel und trug wie immer seine Brille. Den Blick zur Deck gerichtet, schoben seine Finger, die in kleinen Metallhüten steckten, Daten durch die blau schimmernde Luft, während sie die Informationen suchten, um die Heather gebeten hatte: Er verfolgte Elroy Jordans Spuren über die vergangenen drei Jahre.
     
    Dante-Engel?
    Chloe zerrt an den Handschellen, und die Kette macht tacktack-tack am Bettpfosten. Wach auf! Papa hat den Vorhang weggenommen. Dante-Engel, wachaufwachaufwachauf …
    Dante öffnete ein Auge. Licht bohrte sich in seinen bereits schmerzenden Kopf. Er schloss das Auge wieder. Im MG. Er lehnte sich vorsichtig gegen die Kopfstütze und massierte sich die Schläfen. Im Wageninneren roch es nach Blut, Benzin und Tequila.
    »Scheiße.«
    Etwas Hartes drückte gegen Dantes Rücken. Er zuckte in dem fluoreszierenden Licht zusammen, beugte sich vor und fasste hinten in den Bund seiner Lederhose. Seine Finger umfassten etwas Glattes, Zylindrisches und zogen es vorsichtig heraus.
    Dante starrte auf die Waffe – eine Neunmillimeter, flüsterte ihm eine Stimme zu – in seiner blutigen Hand. Ihm stockte der Atem, während vor seinem inneren Auge abscheuliche Bilder aufleuchteten. Der unerwartete Gewaltausbruch – stürmisch, erbarmungslos und überwältigend – ließ sein Herz wie eine rasende Maschine hämmern.
    »Die Kneipe …«, murmelte er.

    Eine weitere schwindelerregende Ansammlung von Bildern: ein durch die Luft sausender zerbrochener Billardstock; ein Messer, das sich durch seine Hand bohrte; eine schwarzhaarige Frau, die sich zutiefst verängstigt hinter einer Bar zusammenkauerte; ein schimmerndes Rosen-Tattoo.
    Der Geschmack von LaRousses herbem Blut.
    Die Waffe fiel aus seiner Hand auf den Boden. Dante schloss wieder die Augen. Seine Finger wanderten zu seinen Schläfen. Bebend und mit angespannten Muskeln drängte er sich an dem Schmerz vorbei, doch die Bilder wurden weiß. Wie sehr er es auch versuchte – er konnte die Flut der zersplitterten Erinnerungsbilder nicht aufhalten. Er konnte sie weder kontrollieren noch festhalten.
    Dante öffnete die Augen. Fluoreszierende Lichter summten über ihm. Er atmete den Geruch von nassem Beton, Schimmelpilz und Seife ein. Dazwischen nahm er den Gestank alten Schlachthausblutes wahr.
    Schmerz fuhr ihm wie ein Eispickel ins Hirn. FLEISCHWAREN. Ronin und Etienne. Jay, der kopfüber gefesselt an einem Fleischerhaken hing. Ronins Fänge, die seinen Hals aufrissen. Heather neben Etienne kniend, die Waffe auf seine Brust drückend.
    Ich wusste, du würdest kommen.
    Du kannst ihn noch retten, Blutgeborener.
    Lügner. Lügner.
    »Lügner!«, brüllte Dante. Er schrie, bis er innerlich wund, bis sein Geist leer und kein Geräusch mehr zu vernehmen war. Dann sackte er in seinem Autositz noch mehr in sich zusammen – erschöpft, aber noch immer in Flammen.
    »He, kleiner Bruder.«
    Dante sah auf die nun offen stehende Fahrertür. Von kniete auf dem Beton, ein Knie in einer schillernden Pfütze aus Wasser und Öl. Er umfasste mit einer seiner rauen Hände Dantes
Gesicht und strich mit seinen langen Fingern dessen Haar zurück.
    »Es ist gut, diesen ganzen Mist rauszuschreien«, sagte Von mit sanfter Stimme. »Das eitert nur, wenn man das nicht tut.«
    »Ja?«, flüsterte Dante und sah in die grünen Augen des Nomads. »Wieso

Weitere Kostenlose Bücher