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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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in Vons besorgtes Gesicht.
    »Alles klar?«

    Nickend und mit pochendem Herzen hob Dante die noch immer sprudelnde Spritzpistole auf und begann, sich weiter abzuwaschen.
    »Was ist zwischen dir und Lucien vorgefallen?«
    Dante sah Von lange an und fuhr dann fort, sich zu waschen. »Fragst du das als mon ami oder als Llygad ?«
    Auf einmal musste er an Heather denken – an ihr schönes Gesicht, das im Club halb im Schatten gelegen hatte, als sie sagte: Ich bin beides. Freundin und Bulle.
    »Als Freund.«
    »Er hat mich belogen.« Der Wasserstrahl wurde schwächer, bis er nur noch tropfte und dann ganz versiegte. Dante richtete sich auf und schüttelte sein feuchtes Haar. Dann schob er die Spritzpistole wieder in ihre Hülle.
    Von stieß einen leisen Pfiff aus, beugte sich in den MG und nahm Dantes Jacke. »Wenn Lucien dich belogen hat, dann muss er dafür einen Grund …«
    »Er kannte meine Mutter. Die ganze Zeit über wusste er, wer meine Mutter war, und hat nie ein einziges Wort gesagt. Kein verdammtes Wort.«
    Dante zog sich die Jacke über die feuchte Haut. Das Leder knarzte, das Metall klirrte.
    Noch einmal tauchte in seiner Erinnerung Luciens Gesicht auf, tiefes, großes Erstaunen in seinen goldenen Augen, während er die Hände ausstreckte, um über Dantes Haare zu streicheln.
    Genevieve …
    Auf einmal drehte sich die Welt – Kathedrale, Autowaschlage, Schlachthaus, schimmernde Kirchenbänke, nasse Betonwände, schwankende Haken –, und Dante fasste nach der offenen Wagentür, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Schmerz stach hinter seinen Augen. Für einen Augenblick wurde alles grau vor seinen Augen, dann sah er allmählich wieder klarer.

    Er merkte erst jetzt, dass ihn Von am Oberarm gepackt hatte, um ihn festzuhalten. Dante blickte den Nomad an. Der erwiderte seinen Blick. Sein Gesichtsausdruck war besorgt und beunruhigt.
    »Merci«, sagte Dante.
    Von ließ ihn los, doch seine Haltung war angespannt und zögernd. »Geh heim, kleiner Bruder. Schlafe. Ronin wird noch im Schlaf liegen, wenn du ihn abends aufsuchst. Geh heim. Bitte.«
    Aber Dante erkannte den eigentlichen Gedanken hinter Vons Worten. Er sah es in seinen Augen: Du machst mir Angst.
    »Das habe ich vor, mon ami «, sagte Dante und stieg in den MG. »Ich muss mit Heather sprechen.« Muss sicherstellen, dass es ihr gutgeht. Er schob den Zündschlüssel ins Zündschloss und drehte. Der Motor sprang an. Das ratternde Geräusch hallte in der Betonkabine wider.
    Ein Lächeln umspielte Vons Lippen. »Dann kann er also doch vernünftig sein.« Mit einem sanften Stoß warf er die Fahrertür ins Schloss und ging davon.
    Dante schüttelte amüsiert den Kopf und schaltete in den ersten Gang. Seine Belustigung verschwand jedoch, als ihm wieder düstere Gedanken kamen. Warum zum Teufel kann ich mich nicht an meine Vergangenheit erinnern, und warum hat mich das bisher noch nie groß gestört?
    Noch düsterer: Was, wenn es mich nie störte, weil es mich nie stören sollte?
    Am düstersten: Was, wenn es mich nie störte, weil ich mich nicht erinnern will ?
    Wieder hörte er Ronins wissende Stimme: Wovor hast du Angst, Blutgeborener?
    Er klammerte sich ans Lenkrad und fuhr den MG aus der Waschanlage. Nicht vor dir. Oder vor dem, was du weißt.
Aber er fragte sich, wie der Voyeur überhaupt an dieses Wissen gekommen war.
    Aufgewühlt trat Dante aufs Gas, schaltete in den zweiten Gang, dann in den dritten. Er hatte etwas übersehen, etwas Wichtiges, aber auch diese Erinnerung – wie so viele andere – wollte sich nicht einstellen.

25
DER TEUFEL STECKT IM DETAIL
    Heather saß im Schneidersitz auf dem Parkettboden und betrachtete die ausgedruckten Papiere, die ihr Trey gegeben hatte. Ihre Erschöpfung verschwand schlagartig und machte großer Erregung Platz. Elroy Jordan war jetzt in New York, hatte aber zuvor in Seattle gelebt – wo er auch geboren und aufgewachsen war –, und zwar zur Zeit der beiden ersten Morde. Er hatte sogar in der Nähe des ersten Opfers, einer gewissen Karen Stilman, gewohnt. Kreditkartenbelege zeigten, dass er in Portland, Oregon und Boise in Idaho gewesen war, als es Morde in diesen Städten gegeben hatte. Man konnte Elroy Jordan tatsächlich nachweisen, dass er sich bei jedem Mord in der jeweiligen Stadt aufgehalten hatte.
    Papier raschelte, als sich Heather die Seite über Ronin vornahm. Nichts wies darauf hin, dass sich der Journalist vor dem zweiten Mord in Seattle aufgehalten hatte. Das galt auch für die Morde in

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