Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
Vom Netzwerk:
und mehrere braune Briefumschläge. Sie klappte den Koffer wieder zu und stieg aus dem Wagen.
    Draußen wartete De Noir auf sie. Mondlicht und Schatten glitten über seinen Körper und seine Fittiche. »Gehen Sie hinein«, sagte er. »Ich kümmere mich um die Dinge hier draußen. «
    Heather nickte, denn sie hielt es für besser, nicht genau nachzufragen, was er damit meinte, und wandte sich zum Gehen. Mit schweren Gliedern und erschöpft lief sie die Straße zum Haus hoch. Sie hatte alles Adrenalin in ihren Adern verbrannt, und jetzt war ihr vor Erschöpfung fast schwindlig.
    Sie lief durch den leeren Salon in die Küche. »Ich habe die Akte und …«

    Trey und Simone saßen am Küchentisch. Silver stand am Spülstein und befeuchtete ein Geschirrtuch. Stearns’ Stuhl war umgekippt und leer.
    »Wo ist er?«, fragte Heather.
    Simone schüttelte den Kopf. »Als wir kamen, war er schon weg.«
    Heather sank auf den Stuhl, über dem noch ihr Trenchcoat hing, und stellte den Aktenkoffer auf den Boden. Sie durchsuchte die Manteltaschen. Stearns’ Glock war fort. Ein Blick auf den Tisch bestätigte ihr, dass auch der Ausdruck nicht mehr da war.
    Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch und vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Scheiße.«

26
GEHEILIGT
    Mit einer vorsichtigen Krallendrehung holte De Noir die Kugel aus Simones Schulter. Das verformte Stück Metall fiel zu Boden. Silver gab De Noir ein feuchtes Tuch und bückte sich dann, um die eingedellte Kugel aufzuheben. Er sah Heather an. »Brauchen Sie die? Als Beweisstück oder so?«
    Heather schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht.«
    »Cool.« Silver schob die Kugel in seine Jeanstasche. Dann sah er Simone an. »Hat’s wehgetan?«
    » Oui, sehr«, flüsterte sie. »Ich will nicht nochmal angeschossen werden, petit .« Trey, der neben ihr saß, drückte ihre Hand.
    De Noir wischte den letzten Rest Blut von Simones weißer Haut und richtete sich dann auf. Er wandte den Kopf, und einen Augenblick später hörte Heather das Laufen eines Motors vor dem Haus.
    Dante, dachte sie und setzte sich auf, plötzlich wieder hellwach. Sie fuhr sich mit den Finger durchs Haar. Ihr Puls schlug schneller.
    Lächelnd zog Simone das blutige Tuch weg, mit dem sie ihre Brüste bedeckt hatte, und zog die Träger ihres Kleides hoch.
    Die Haustür ging auf. Heather hörte das Knarzen von Leder und das leise Klirren kleiner Ketten, aber keinen Schritt. Dante betrat die Küche. Von folgte ihm auf den Fersen.

    Heathers Atem stockte, als sie Dante sah – wann werde ich mich an seinen Anblick gewöhnen? Er warf ihr einen Blick zu. Seine geheimnisvollen Augen schauten fragend, wobei seine Iris nicht mehr rot oder golden durchzogen war.
    Dann stand Simone auf, und Dante ging zu ihr und legte die Arme um sie. Er küsste sie auf Stirn, Wangen und Mund.
    »Alles in Ordnung, Püppchen?«, fragte Von, der zu dem Paar trat und beide umarmte.
    Heather sah mit trockenem Mund woanders hin. Er ist mon cher ami – und anscheinend noch mehr. Das erregte Pochen ihres Herzen verwandelte sich in einen wütenden Rhythmus. In ihren Schläfen rauschte das Blut. Sie schob den Stuhl zurück, stand auf und verließ die Küche.
    Sie kann ihn haben. Er braucht mich nicht als Verstärkung.
    Heather eilte mit geballten Fäusten den Flur entlang, ohne zu wissen, wohin sie wollte – nur weg. Am Fuß der Treppe blieb sie stehen und legte die Hand auf das glänzende Holz des Geländers.
    Sie schloss die Augen. Was war los mit ihr? Hatte sie Dante nicht erklärt, sie sei sowohl eine Freundin als auch ein Bulle? War es nicht ihre Aufgabe, ihn zu schützen? Nun, er war … daheim, in Sicherheit. Zumindest für den Augenblick. Sie musste dringend schlafen. Etwas essen. Nachdenken.
    »He«, flüsterte eine Stimme und jagte ihr einen Schauder über den Rücken.
    »Ja?«, fragte sie und öffnete die Augen. Ihre Finger klammerten sich so fest ans Geländer, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Sie wollte sich nicht umdrehen, wollte nicht durch seinen Anblick wieder aus der Fassung geraten.
    Als Dante neben ihr stehen blieb, spannte sich ihr Körper an. Sein Wohlgeruch – nach fallendem Herbstlaub und dunkler, warmer Erde – umfing sie. Seine Finger strichen ihr das Haar aus dem Gesicht.

    »Sieh mich an.«
    Heather ließ das Geländer los und und wandte sich ihm zu, um in seine ernsten Augen zu blicken.
    »Was zum Teufel tust du noch hier?«, fragte er angespannt. »Ich habe doch gesagt, du sollst weglaufen. Das war mein Ernst.

Weitere Kostenlose Bücher