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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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bleibt mit weichen Knien zurück und muss sich am Tisch festhalten. Worte formen sich in ihrem Inneren, flammen in ihrem Bewusstsein auf. Es sind Worte, die sie nicht erkennt – wie Symbole, wie uralte Glyphen –, und sie springen wie ein Feuer aus ihrem Mund. Plötzlich weht ein Wind in ihrem Inneren, und die Macht verschwindet. Ihr Kopf ist leer, und sie stürzt.
Es ist wieder Morgen, und die Sonne geht auf. Der Himmel wird wieder heller.
     
    Johanna tippte ihren Code in die kleine Tastatur neben ihrer Bürotür und neigte den Kopf, um in das Gerät zur Iriserkennung zu blicken. Ein dünner Lichtstrahl wanderte über ihr Gesicht. Sie blinzelte und konnte einen Augenblick lang nicht mehr klar sehen. Die Tür klickte und ging auf. Sie trat ein und schloss hinter sich ab.
    Was war am Morgen passiert? Warum musste sie an Ronin und ihre verschwundenen Experimente denken? Nein, das stimmt nicht, korrigierte sie sich innerlich, als sie sich hinter ihren Schreibtisch setzte. An S, und denken war das nicht gewesen. Es war ein Gefühl – nicht greifbar, intuitiv und nicht zu analysieren.
    Johanna schaltete das Bildtelefon ein, wählte eine Nummer. Musik. Es hatte mit Musik zu tun. Sie dachte an S, wie er am Rand eines Küchenstuhls saß, die Gitarre auf den Schenkeln eng an seinen Oberkörper gedrückt, während seine langen Finger sicher und schnell über die Saiten wanderten. Er wirkte versunken, wie in einer anderen Welt. Genauso versunken, wie als er seinen ersten Hals aufgerissen hatte. Wie damals, als er die Behausung der Prejeans in Schutt und Asche legte.
    »Johanna, welche Überraschung«, sagte eine tiefe, vertraute Stimme.
    Überrascht sah sie auf dem Bildschirm Bob Wells’ lächelndes Gesicht. Sie gab sich Mühe, überzeugend zu lächeln und schüttelte dann den Kopf. »Leider keine erfreuliche«, sagte sie, und Wells’ Lächeln verschwand. »Tut mir leid, aber ich habe schlechte Nachrichten.«
    Wells rieb sich das Kinn. Er blickte einen Augenblick lang woanders hin. Als er seinen Blick wieder dem Bildschirm zuwandte, waren seine nussbraunen Augen völlig leer und ausdruckslos.
Er sah sie teilnahmslos und mit undurchdringlicher Miene an.
    »Sowohl E als auch S sind offline und zusammen. Ich vermute, jemand hat sich eingemischt und ihnen Informationen zugespielt, die sie nicht bekommen sollten.«
    »Wer?«
    »Ronin.«
    Wells zog die Brauen hoch. »Dein père de sang ? Du warst offenbar leichtsinnig.«
    Johanna erstarrte. Sie beugte sich auf ihrem Stuhl vor. Das Leder knarzte unter ihr. »Ich habe dich angerufen, um dich zu warnen«, sagte sie. »Ich bin sicher, dass sie hierherkommen. Wenn man Ronins Beteiligung bedenkt, kann man im Grunde davon ausgehen. Aber ich nehme an, S will auch dich.«
    »Er wird sich aber an dich erinnern«, entgegnete Wells, »und die ganze Aufmerksamkeit, die du ihm hast zuteilwerden lassen. Du hast es mir nie verraten, Johanna – aber wie hat eigentlich sein Blut geschmeckt?«
    »Fang nicht schon wieder an, Bob«, antwortete Johanna. Sie bemühte sich, ein Pokerface aufzusetzen, aber ihre Fäuste, die unter der Tischplatte verborgen waren, ballten sich. »Du hast ihn auch geliebt. Ich an deiner Stelle hätte vor dem Tag Angst, an dem er sich an diese Liebe erinnert – und an dich.«
    Ein Lächeln huschte über Wells’ Lippen. Er neigte den Kopf. »Touché.«
    Interessante Reaktion, dachte Johanna. Aber die falsche. Sie trennte die Verbindung. Bob Wells’ Bild verschwand. Hatte da Belustigung in seinen Augen geblitzt? Sie sah aus dem Fenster. Dichter Schnee fiel schnell aus dem weißen Himmel.
    Hatte Wells Ronin die nötigen Informationen zukommen lassen? Um ihre Fähigkeiten zu testen? Oder die S’?
    Johanna ließ den Blick zu dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch wandern. Einen Augenblick lang füllte ein Duft von starkem
Tabak und Vanille ihre Nase. Sie glaubte, Dan Gifford dort sitzen zu sehen, die grauen Augen gelassen und aufmerksam. Er beugte sich vor, presste die Finger beider Hände aneinander und sagte: Verstehe – was soll ich tun?
    Dreh die Zeit zurück.
    Sie bereute nichts – außer dass sie Gifford nach New Orleans geschickt hatte. Jetzt wünschte sie sich, ihn bei sich zu haben und einen unwichtigeren Agenten auf Stearns und Wallace angesetzt zu haben.
    Das Telefon summte. Johanna drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage. »Ja?«
    »Wallaces Flugzeug wird in wenigen Minuten landen.«
    »Holen Sie sie ab. Bringen Sie sie zu mir ins

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