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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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Tages zu Ende sein. Ich fahre, während du Schlaf nachholst. Heute Abend werden wir in Washington sein.«
    Dante schloss die Augen, und der Schlaf übermannte ihn von neuem.
    Lucien legte seinen Sohn auf den blutbefleckten Teppich, ohne dass dieser aus dem Schlaf erwachte. Dann warf er einen Blick auf den gefesselten Mann. Jordan starrte ihn voll Hass und Eifersucht an.
    Lucien trat neben ihn, legte seine Finger um die Klinge, die aus seinem Schenkel ragte, und blickte in Jordans ärgerlich funkelnde Augen, ehe er sie herausriss. Der Sterbliche sog durch zusammengebissene Zähne die Luft ein.
    Lucien neigte den Kopf und horchte. »Ein Gott? Ich kenne Götter. Du bist nur verfaulendes Fleisch, das man begraben sollte.«
    Ein Grinsen umspielte Jordans Mundwinkel. »Ach ja? Tja, wissen Sie was? Ich stehe unter Dantes Schutz.« Er warf einen Blick auf Dantes im Schlaf liegende Gestalt. »Ist das nicht saublöd?«
    Der Gestank schweißiger Lust stieg auf. Lucien packte Jordan am Kinn und zwang ihn dazu, den Blick von Dante zu wenden. »Wenn du ihn noch einmal anfasst, ziehe ich dir dein faules Fleisch von den Gebeinen, während du mit lidlosen Augen zuschaust.«
    Jordan riss sich los. »Ich weiß etwas, was er wissen will.«
    Lucien zuckte die Achseln. »Du hast mit Dante verhandelt – nicht mit mir. Vergiss das nicht.«
    Jordan wandte den Blick ab. Ein Muskel zuckte an seinem Kiefer.

    Eine Stunde später lenkte Lucien den Van auf die I-75 nach Tennessee. Jordan saß auf dem Beifahrersitz, seine rechte Hand war an dem Griff über dem Fenster befestigt. Mit finsterer Miene starrte er reglos geradeaus.
    Dante lag hinter dem Vorhang auf der Rückbank, die Lucien aufgeklappt hatte, im Schlaf . Er hatte ihn von Kopf bis Fuß zugedeckt. Die blutige Luftmatratze und die darüberliegende Plastikplane waren in einer Mülltonne gelandet. Mit Hilfe von Jordans Zippo hatte Lucien die Berichte über S verbrannt. Die Bilder von Dante hatte er aufbewahrt.
    Schnee rieselte aus dem grauen Vormittagshimmel. Lucien lauschte auf die trillernden Wybrcathls , doch im Himmel blieb es still. Keiner der Elohim flog auf sein Wybrcathl hin durch die Lüfte und suchte nach dem Creawdwr , der diese mächtige chaotische Erwiderung gesungen hatte.
    Noch nicht.

32
ES KOMMT EIN STURM
    Stimmen durchdrangen die Finsternis – leise, angespannte Stimmen.
    »Endlich geht es weiter«, sagte ein Mann. »Wir werden in fünfzehn Minuten da sein.«
    Ein Radio knisterte. Also ein Wagen. Eine Heizung schnurrte Wärme in die Luft. Eine ruckelnde Vorwärtsbewegung.
    »Das ist vielleicht ein Sturm«, sagte eine Frau. »Ich hoffe, wir werden nicht eingeschneit.«
    »Schau mal nach Wallace.«
    Stoff raschelte. Plastik quietschte. Der Geruch von süßer Melone. Parfum?
    »Noch bewusstlos.«
    Heathers Herz schlug doppelt so schnell wie sonst, als die Erinnerung wiederkehrte. Parka und Trenchcoat. Der Flughafen. Sturz. Kalter Schnee im Gesicht.
    Wir bringen Sie jetzt zu Dr. Moore.
    Vor Heathers innerem Auge flackerten Bilder auf, stark und prägnant: Dante, wie er aus dem eingeschlagenen Fenster seines MGs klettert; Dante auf der Schwelle vor Ronins Haus, Blut läuft über seine Schläfe; ein grinsender Jordan, der in dem weißen Transporter davonbraust … ihr Herz sank.
    Habe ich erneut versagt?

    Heather spürte, wie sie wieder in die Finsternis abglitt. Sie biss sich auf die Innenseite ihrer Wange und schmeckte Blut. Das graue Morgenlicht, durch das der grellweiße Schnee wirbelte, schmerzte ihr in Augen und Kopf. Sie richtete den Blick auf die Sitze vor ihr und konzentrierte sich auf das beige Plastik, während sie versuchte, das hypnotische Wusch-wusch der Scheibenwischer zu ignorieren. Ihr gesamter Körper prickelte, als hätte sie eine gewaltige Ladung Novocain abbekommen.
    Heather sah nach unten und erblickte ihre Tasche auf dem Boden hinter dem Beifahrersitz. Zweifellos hatte man sie durchsucht und ihre Achtunddreißiger konfisziert. Sie versuchte, die Hände zu bewegen. Der Zeigefinger ihrer rechten Hand zuckte. Ein rascher Blick bestätigte ihr, dass ihre Hände mit Handschellen vorne gefesselt waren. War es so einfacher gewesen, sie auf die Rückbank zu schieben?
    Heather schloss die Augen, für den Fall, dass Trenchcoat erneut nach ihr sah. Sie bemühte sich, gleichmäßig zu atmen, ohne wieder in die beruhigende Umarmung des Schlafs hinüberzugleiten. Was wollte Johanna Moore von ihr? Hegte sie den Verdacht, dass Dante und Jordan auf dem Weg nach

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