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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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ein Mann.
    Ein leises Murmeln ging durch die Menge, ehe die Stimmen nur noch eines zu rufen begannen: »Inferno! Inferno! Inferno!«
    Die Fetische schwangen hin und her und drehten sich, als Hitze verströmende Körper in den Käfig kletterten. Ein blausilberner Lichtschimmer umgab eine schmale Gestalt.
    Blutgeborener. Ronin atmete die übelriechende, berauschende Luft des Clubs ein. Wenn sich unsere Wege kreuzen, wird nur einer von uns in die Nacht zurückkehren.

    Die Lichter gingen wieder an. Die Menge raste.
    »Can’t believe I wanted it«, flüsterte Dante heiser ins Mikrofon, die dunklen Augen hinter einer Sonnenbrille versteckt. Er hielt das Mikrofon liebevoll wie das Gesicht eines Liebhabers umfasst. »Needed it. Tied to the bed. Unable to reach myself.«
    Die Lichter an der Decke ließen die Ringe an Dantes Fingern und Daumen silbern glänzen und die zahlreichen Ringe in seinen Ohren aufblitzen. Er schwang das Mikro vor und zurück, kippte es nach hinten und nach vorne, nahm es zwischen die Beine, trat einen Schritt zurück und riss es wieder hoch. Ronin fiel das Zittern von Dantes Fingern auf, als er das Mikro aus dem Ständer zog, und er bemerkte den Schweiß auf seinen Schläfen.
    »Er leidet«, dachte Ronin und nippte an seinem Bourbon, »und das nutzt er.«
    Hinter Dante droschen und hämmerten seine Bandmitglieder auf ihre Instrumente ein. Zöpfe, Dreadlocks und Iros flogen durch die Luft. Ihre abgehackten Bewegungen ließen Tattoos, Piercings, Leder, Stahl und verschiedene Ethnien durcheinanderwirbeln – Mandelaugen, kaffeebraune Haut, lange Nasen und harte, drahtige Muskeln.
    Dante trat den Mikroständer beiseite, so dass er scheppernd auf den Boden des Käfigs fiel, und wandte dann der jubelnden Menge den Rücken zu. »Your promises squirm like worms in my soul … Sweet parasite …« Er wirbelte herum, sank auf ein Knie und hielt die Arme vor sein Gesicht. »I want more … more …«
    Mehrere Zuschauer waren auf die Drahtdecke des Käfigs geklettert und hatten sich mit dem Gesicht nach unten, Arme und Beine gespreizt, hingelegt, um sich ihrem düsteren, schönen Gott ganz hinzugeben. Sie schrien seinen Namen, schnitten sich in raschen kleinen Bewegungen mit Rasierklingen
und Cuttern in die Handgelenke und Unterarme, ja kratzten gar an ihren Hälsen. Blut troff durch das Gitter und spritzte auf den Käfigboden und Dantes blasses Gesicht.
    Hände fassten durch die Stäbe ins Leere, versuchten aber immer wieder, ein Kleidungsstück, Haare oder Haut zu erreichen – irgendwas. Die anderen drei Mitglieder von Inferno wichen aus und traten nach den Fans, während sie ununterbrochen auf ihre Instrumente einschlugen, ohne auch nur eine Note zu verpassen.
    Dante jedoch befand sich bedenklich nahe an den Gitterstäben und den verlangenden Händen.
    Ronin überlegte, ob er sich absichtlich so hingestellt hatte. Strafe? Oder Ablenkung?
    »I want more …«, sang und seufzte Dante, dessen Stimme tief und gequält klang und doch vor Zorn bebte. Er erhob sich. Ronin sah, wie sich der Schmerz auf Dantes Miene ausbreitete, als er plötzlich ins Stolpern kam. Er schloss die Augen, warf den Kopf zurück, seine Halsmuskeln spannten sich an, und er schrie: »More of your fucking lies!«
    Hände packten ihn und rissen ihn gegen die Stahlstäbe des Käfigs. Dante knallte mit der Schulter zuerst gegen das Gitter, den Rücken der tobenden Menge zugewandt. Das Mikro entglitt ihm und fiel mit einem schrillen Feedback zu Boden. Die Zuschauer brüllten wild und verlangend. Finger umfassten Dantes Arme, Hände und Schenkel. Sie rissen an seiner Kleidung und seinem Haar, hielten ihn mit Fesseln aus Haut und Knochen fest.
    Dantes Sonnenbrillen flog ihm von der Nase, schlitterte über den Boden und landete unter den Stiefeln des Keyboarders. Schwarzes Plastik und Glas verteilten sich auf dem Käfigboden. Die anderen Bandmitglieder spielten wie manisch weiter ihre harte, fieberhafte Musik.

    Ronin beugte sich vor, die Muskeln angespannt, die Sonnenbrille auf dem Nasenrücken etwas nach unten gezogen. Warum erlaubte Dante den Leuten, ihn so festzuhalten? War er so im Schmerz gefangen? Eine flüchtige Bewegung ließ Ronin aufmerken. De Noir eilte in einer Geschwindigkeit vom Podest zum Käfig, die kein normales menschliches Auge wahrnehmen konnte, wie Ronin vermutete.
    Die Menge sog Dantes Wut und Qual auf und pochte wie ein riesiges gemeinsames Herz. Der heftige, vorzeitlich anmutende Rhythmus riss auch Ronin mit und fachte

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