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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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Ronin aber nicht aus den Augen. »Foute ton quant d’ici«, fügte er hinzu.
    »Wollen Sie mich etwa der Stadt verweisen?«, fragte Ronin mit hochgezogenen Brauen und harter Stimme.
    Dante lachte. »Natürlich nicht. Sie können hingehen, wo Sie wollen. Sie können sogar ins Hell kommen. Solange Sie mich in Ruhe lassen.«
    Ronin folgte ihm mit mehreren langen Schritten und blieb dann stehen. »Soll ich Sie heimbringen?«, fragte er. »Keine Sorge, ich habe Sie verstanden.«
    Dante wandte sich ab und trat auf den Gehsteig. Er antwortete nicht. Als er die Ecke erreichte, hielt er noch einmal an und drehte sich zu Ronin um.
    »He, für welche Zeitung arbeiten Sie überhaupt?«, rief er.
    »Ich bin Freiberufler. Aber höchstwahrscheinlich lasse ich als Erstes den Rolling Stone einen Blick auf den Artikel werfen. «
    Dante lachte laut und ungläubig und verschwand dann hinter der Ecke.
    Ronin wartete noch einen Augenblick, lauschte dem Pulsschlag der Stadt, dem Verkehr, der quietschenden Straßenbahn,
den plaudernden Touristen – allesamt verbunden mit einem Erdrhythmus, der Musiker aus aller Welt immer wieder an diesen Ort lockte.
    Dante war fort.
    Die ganze Begegnung war mit atemberaubendem Tempo schiefgelaufen.
    Ronin blickte die Gasse hinunter. Der erste Saints-Fan lag noch immer auf dem Asphalt. Seine Körpertemperatur fiel in der kühlen Nacht stetig. Andy dagegen … Andy robbte gerade mit letzter Kraft aus der Gasse.
    Ronin schloss die Augen und erinnerte sich an den Wohlgeruch von Dantes Blut, spürte seine Hitze und Ruhelosigkeit. Wieder sah er dieses anzügliche Lächeln und die dunkel glühenden Augen vor sich.
    Er öffnete die Augen und ging die Gasse hinunter, packte den Sterblichen am Nacken und riss ihn hoch. Dann versenkte er die Reißzähne in den Wunden, die Dantes scharfe Zähne hinterlassen hatten. Andy schluchzte und trat schwach um sich. Ronin trank, was noch übrig war, und genoss dabei jeden heißen Tropfen.
    Bis zum letzten.
    Mit einem Druck seiner Hand zerquetschte Ronin das, was früher einmal Andys Hals gewesen war. Er ließ den leblosen Körper los und streckte sich, während das neue Blut durch seine Adern rauschte. Von seiner Hüfte zog er das T-Shirt, das er gekauft hatte, und warf es achtlos auf den bereits kälter werdenden Leichnam. Es bedeckte das Antlitz des Sterblichen.
    Amüsiert euch, was das Zeug hält.
     
    E setzte sich aufrecht hin, als das gelbe Taxi vor dem Eingangstor zum Plantagenhaus anhielt. Eine schwarz gekleidete Gestalt mit Kapuze über dem Kopf glitt vom Rücksitz, stieg
aus, schloss die Autotür hinter sich und ging dann mit federnden, geschmeidigen Schritten, die E erregend fand, zum Gartentor.
    Dante. Ohne Tom-Tom. Das Taxi fuhr weg. Seine Rücklichter leuchteten rot in der Nacht.
    E feixte. Augenscheinlich waren die Dinge nicht so verlaufen, wie sich der gute alte Tommy das gedacht hatte. E war ziemlich sicher, dass Ronin erklärt hatte, er würde mit Dante zusammen hierherkommen. Ihre Freundschaft sollte einen guten Anfang nehmen. E grinste noch breiter.
    Oh. Offensichtlich doch nicht.
    Dante glitt durch das angelehnte Tor und verschwand auf dem nächtlichen Grundstück. Das einzige Licht, das den üppig wuchernden Garten erhellte, war das blassgelbe, das aus mehreren Fenstern fiel.
    E berührte den Rand seiner Sonnenbrille und schaltete von Nachtsicht auf Infrarot. Ein bläulich-silbernes Licht umgab Dantes Gestalt, als er durch die Haustür ins Innere des Hauses trat.
    E schaltete wieder auf Nachtsicht zurück. Er trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad des Jeeps. Warum sah er dieses bläulich-silberne Licht nur um Dante? Die anderen Blutsauger waren gewöhnlich gelborange oder leuchtend rot, je nachdem, wann sie zuletzt getrunken hatten. Ronin schimmerte meist golden, wobei E annahm, dass das vor allem mit Tom-Toms Alter zu tun hatte.
    Aber Dante … dieser Bursche schimmerte wie der Wintermond auf Schnee – glitzerndes Blau-Silber, umrandet von Violett. Ganz witzig, wenn man bedachte, wie heiß er aussah.
    Auch wenn er ein Vampir war.
    E zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und sprang aus dem Jeep. Kieselsteine knirschten unter seinen Nikes. Er schob die Schlüssel in die Hosentasche und lehnte sich einen Moment
lang an den Jeep, um das stille Grundstück auf der anderen Seite der Straße zu betrachten.
    Blutsauger. Was für eine beschissene Offenbarung. Als Ronin plötzlich am Tatort seines Mordes in New York aufgetaucht war, hatte E ihn erstochen. Aber

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