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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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Handrücken das Blut vom Mund, ließ den Sterblichen los und stand auf. Andy zuckte noch kurz und blieb dann reglos liegen.
    Ronin hielt Dantes feindseligem Blick einen Moment lang stand, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte, und dann setzte sich der Junge in Bewegung.

    Ronin tänzelte zur Seite und benutzte eine Verwandlungstechnik, wobei er einatmete, während er herumwirbelte. Dante lief so nahe an ihm vorbei, dass der Netzstoff seines Shirts Ronins Hemd berührte und seine Hitze dessen nachtkühle Haut. Dantes Witterung erfüllte die Luft – eine Mischung aus Blut und schwarzer Erde, berauschend, klar und gefährlich. Ronin zwang sich, sich zu sammeln. Seine aikidotrainierten Muskeln entspannten sich, bereit für Dantes Angriff.
    »Hi«, sagte eine heisere Stimme rechts von Ronin.
    Dieser drehte sich um und sah erneut Dante in die Augen. Der Junge stand nicht einmal eineinhalb Meter von ihm entfernt auf der anderen Seite der Gasse. Er betrachtete Ronin durch seine langen Wimpern, die Fäuste geballt, die Muskeln angespannt. Seine Haltung war die eines Straßenkämpfers – täuschend friedlich. Sein Kampfstil war wahrscheinlich ungestüm, schmutzig und bösartig, aber für jemanden mit dem kühlen Kopf eines Aikidokas leicht zu besiegen.
    »Wer zum Teufel sind Sie?« Dante legte den Kopf schief und schien sich plötzlich zu erinnern. »Sie waren gestern im Club – Sie sind der, von dem mir Lucien und Von erzählt haben.«
    Ronin lächelte und nickte bestätigend. »Stimmt«, sagte er.
    »Wo ist Ihr sterblicher Kumpel?«
    »Mein Assistent, oder wen meinen Sie?«, fragte Ronin. Dante hatte noch immer die Fäuste geballt. »Ich habe ihm heute frei gegeben.«
    »Ihr Assistent?« Die Andeutung eines Schmunzelns zeigte sich auf Dantes Lippen. »Das ist mal was Neues.«
    »Ich bin Journalist«, sagte Ronin. »Kriminalreporter, um genau zu sein.«
    Er holte seine Geldbörse aus der Hosentasche und blickte in Dantes dunkle, gerötete Augen. Er stand jetzt nur noch etwa dreißig Zentimeter von ihm entfernt. Ronin hatte weder gehört
noch gespürt, wie er sich bewegt hatte. Er holte eine schwarze Karte aus der Geldbörse und hielt sie Dante hin.
    Dante schnappte sie sich und las den Namen, der dort mit silbernen Buchstaben gedruckt war. »Thomas Ronin«, sagte er. »Was wollen Sie hier, Sie Voyeur?« Er schnippte die Karte ungeduldig fort, so dass sie in den regennassen Rinnstein fiel.
    Ronin sah zu, wie die nasse Karte an einem Abflussgitter etwa einen halben Block entfernt hängen blieb. Er sah Dante in die spöttisch blickenden Augen. In diesem Moment bereute er nur eines – dass Johanna und nicht er das Kind entdeckt hatte, das eine unwillige Vampirmutter zur Welt gebracht hatte.
    Wie er diesen Burschen hätte formen können!
    War es schon zu spät? Mit der Kraft eines Sturmes schossen ihm unzählige Möglichkeiten durch den Kopf.
    »He, Voyeur, sind Sie noch wach?« Dantes Stimme erklang nun hinter ihm.
    Ronin fuhr herum. Immer noch nur dreißig Zentimeter von ihm entfernt musterte Dante ihn, und seinen dunklen Augen entging wenig.
    »Tut mir leid«, sagte Ronin kopfschüttelnd. »Ich habe mich mit dem Cross-Country-Killer beschäftigt, und darum wollte ich mit Ihnen reden, da man zuerst diese Leiche im Hinterhof der Pizzeria und dann …«
    »Wie haben Sie mich hier gefunden?«, fragte Dante. Seine Stimme klang jetzt tonlos.
    »Reiner Zufall«, antwortete Ronin. »Ich bin zum Club, aber der war zu. Also wollte ich zu Harrah’s, um mich da etwas zu amüsieren, als ich Sie auf einmal gesehen habe.« Ronin breitete die Arme aus und zuckte die Achseln. »Da dachte ich mir: Warum folgst du ihm nicht einfach?«
    Dante hielt die Fäuste noch immer an die Seiten gepresst. Sein Blick wirkte misstrauisch. »Sie verschwenden Ihre Zeit,
M’sieu Voyeur«, sagte er. Er wandte kurz den Blick ab, doch zuvor sah Ronin noch etwas in Dantes Augen aufblitzen – Kummer oder Trauer. Vielleicht auch beides.
    »Ich weiß, wir hatten nicht gerade einen idealen Start«, meinte Ronin, »und ich verstehe, wenn Sie jetzt nicht mit mir reden wollen … jedenfalls nicht momentan. Aber in ein oder zwei Tagen ist das vielleicht anders. Ich will wirklich, dass dieser Hurensohn erwischt wird.«
    »Wir hatten überhaupt keinen Start«, entgegnete Dante, »und in ein oder zwei Tagen werde ich auch nicht mit Ihnen reden. Auch in fünf nicht. Ich werde nie mit Ihnen reden wollen. « Er trat ein paar Schritte zurück und wandte sich zum Gehen, ließ

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