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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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kannst sie genauso gut laut äußern.«
    Für einen Augenblick schloss der Junge die Augen. Er holte tief Luft, versuchte, sich zu beruhigen und zu sammeln. Doch er drückte sich nur weiter gegen die Betonmauer, während sein Herz bis zum Hals pochte.
    »Lass mich dir helfen«, sagte Ronin. »Gina ist tot. Ja, ich weiß, du trägst Dantes Zeichen, doch du wirst durch die Hände eines Serienkillers sterben – wenn ich dich hierlasse.«
    Der Junge wandte ruckartig den Kopf zu Seite, als hätten ihm die offenen Worte einen heftigen Schlag verpasst.
    »Oh, und was den Grund für all das betrifft: Nenne es Schicksal . «
    »Ich glaube Ihnen nicht«, antwortete der Junge mit leiser, angespannter Stimme. Er öffnete die Augen und wandte Ronin wieder sein Gesicht zu. »Gina lebt. Dante wird sie finden und …«
    »Er hat sie schon gefunden«, unterbrach ihn Ronin, dem das plötzliche Aufleuchten in den Augen des Jungen gefiel. »Nachdem mein Kompagnon mit ihr fertig war.«
    Der Junge blinzelte Tränen fort. Er schluckte. »Sie lügen.«
    Ronin packte den Jungen mit einer Hand an seinem schlanken Hals und riss ihn von der Wand weg, so dass er nur noch wenige
Zentimeter von ihm entfernt war. »Tue ich das?«, zischte er. »Dante sucht auch dich. Es ist deine Entscheidung, ob er dich findet, bevor mein Freund wiederkommt oder danach.«
    Der Junge riss sich los und zerrte mit einer Hand an Ronins Handgelenk, während er mit der anderen gegen dessen Brust drückte. Mit halb geschlossenen Augen lauschte Ronin dem Herzen des Jungen, das nun noch ungestümer schlug. Er roch seine Wut, seine Angst und seine Verzweiflung. Sein Blut würde eine aufreizende Mischung aus natürlichen Pheromonen bilden.
    »Vorher oder nachher«, zischte Ronin. Er sah in die angstgeweiteten grünen Pupillen vor ihm. »Es liegt bei dir.«
    Der Junge hörte plötzlich auf, sich zu wehren. Er wurde ganz ruhig und kniete sich auf das Feldbett. Einen Augenblick lang vermochte Ronin ihn nicht mehr zu hören – keinen geflüsterten Gedanken, keine Furcht, kein Bild. Eine Schranke war zwischen ihnen niedergegangen, und das einzige Geräusch, das die Stille durchbrach, war das rhythmische Pochen ihrer Herzen.
    Mit einem Schaudern sah der Junge Ronin an. »Vorher«, sagte er.
    »Kluge Wahl.«
    Ronin fasste nach einem Büschel blonden Haars, zerrte den Kopf des Jugendlichen nach hinten und vergrub seine Zähne in dessen Hals.
     
    E betrat das dunkel daliegende Haus, schloss die Tür hinter sich und verschloss sie. Er blickte sich im Salon um. Eine Flasche Wild Turkey Bourbon stand auf dem Beistelltischchen neben der Couch, daneben ein Whiskyglas. Im Aschenbecher befand sich eine einzelne Zigarettenkippe. E schnupperte. Schnitt eine Grimasse. Die Luft roch nach dem arabischen Mist, den Ronin gerne rauchte.

    Der Camaro war verschwunden, und der gute Tommy-Boy ebenso.
    Umso besser. Er war nicht in der Laune, sich mit dem Mist auseinanderzusetzen, den der Vampir gern von sich gab. Er berührte die Beule an seiner Stirn. Unter seinem Finger pochte es schmerzhaft, und er riss die Hand zurück. Sein Grinsen verschwand. Wenn dieser große Kerl nicht aus Stein war, dann wusste er auch nicht …
    E durchquerte den Raum und ging den Gang entlang zu seinem Schlafzimmer. Vielleicht würden etwas Vicodin und ein Whisky helfen, die Schmerzen zu lindern. Er öffnete die Tür und betrat sein Zimmer. Dort setzte er sich auf den Rand des ungemachten Bettes. Sein Kopf pochte, und sein Magen verkrampfte sich.
    E zog die Schublade des Nachttischchens heraus und durchsuchte deren Inhalt: mehrere rot-weiße Schachteln Marlboro, ein Feuerzeug, ein Kugelschreiber mit einer nackten Frau (wenn man den Stift auf den Kopf stellte, begann sich die Frau auszuziehen). Schließlich fand er den gesuchten Beutel mit den Pillen.
    Er zog mit bebenden Fingern den Reißverschluss auf und schüttelte die Pillen auf das Nachttischchen. Pfirsichfarben, altweiberblau und gelb tanzten sie einen Augenblick lang auf der Oberfläche.
    Er warf fünf oder sechs von ihnen in den Mund, nahm die Whiskyflasche, die ebenfalls auf dem Nachttisch stand, und spülte sie mit einem gehörigen Schluck brennenden Canadian Hunter hinunter. Eine Welle der Übelkeit beutelte ihn. Erneut zitternd stellte E die Flasche neben das Bett auf den Boden und streckte sich auf seiner Matratze aus. Er starrte ins Dunkel, während er darauf wartete, dass die Tabletten Wirkung zeigten.
    Er schloss die Augen und schmiegte das Gesicht ins

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