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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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Kissen. Er roch Gina, Schwarzkirschen und süßen Sex. Er hatte ihren
Strumpf in seinem Kissenbezug versteckt. Wie gern behielt er ein Andenken – etwas, das ihn an eine bestimmte Situation erinnerte. Er berührte seine rechte Jeansvordertasche und strich mit den Fingern über die glatte rechteckige Oberfläche seines jüngsten Andenkens.
     
    Er kommt in einem Haus voller Vampire wieder zu sich, und zwar auf der Couch im Salon. Langsam öffnet er die Augen. Kerzenlicht flackert und wirft zitternde Schatten an die Wand. Nur das stete Ticken einer großen Pendeluhr durchbricht die Stille.
    Mit schmerzendem Kopf rollt er zur Seite. Sein Blick fällt auf eine Gestalt, die in einem Ohrensessel ihm gegenübersitzt.
    Er fragt sich, ob sie nur so tut, als schlafe sie, ob sie ihr Spiel mit ihm treibt und ihn stattdessen durch ihre langen schwarzen Wimpern hindurch anschaut. Doch ihr tiefes, regelmäßiges Atmen überzeugt ihn, dass sie wirklich schläft. Er war ihr noch nie zuvor so nah – selbst dann nicht, als er sie heimlich durch das Fenster beobachtet hat.
    Wenn er sie jetzt berühren würde – was würde wohl passieren?
    Seine liebliche Heather, seine persönliche Stalkerin, schläft in seiner Gegenwart. Sie zeigt sich in der Gegenwart eines Gottes verletzlich und angreifbar.
    Er betrachtet sie mehrere Minuten lang, nimmt die Farbe ihres Haars, die Linie ihrer Wange, die leicht geöffneten Lippen in sich auf.
    Über ihm knarrt die Decke. Plötzlich fällt ihm wieder ein, wo er sich befindet. Er ist in einem Haus voller Vampire. Das warme, goldene, göttliche Gefühl verschwindet abrupt.
    Er steht leise auf und tritt auf Zehenspitzen zu dem Sessel, den Blick auf Heather gerichtet – sein strahlendes Licht.

    Dabei versucht er, nicht daran zu denken, wer sonst noch durch dieses Haus wandelt.
    Er beugt sich über Heather, bis sein Atem leicht ihr Haar zerzaust. Er berührt eine Strähne, die wie Seide über seine Finger gleitet. Vorsichtig nimmt er sein Mobiltelefon von der Armlehne des Sessels. Er neigt den Kopf und betrachtet Heather einen Moment lang. Welche Botschaft will sie ihm senden, indem sie sein Handy dort hingelegt hat?
    Wieder knarrt die Decke. Er weicht zurück, lässt die Frau allein, die sich in den Sessel geschmiegt hat. Widerwillig wendet er sich ab. Auf dem Boden neben der Couch liegen sein Portemonnaie, seine Messer und alles, was er sonst noch so in den Taschen hatte.
    Er geht in die Hocke und rafft seine Sachen zusammen. Als er sich wieder aufrichtet, geht er wie fremdgesteuert in die Küche. Eine Stimme in seinem Kopf sagt ihm, dass er ein verdammter Idiot ist und nichts wie weg sollte, nichts wie weg, nichts wie weg! Aber es ist zu spät. Er holt sich schon seine Andenken.
    Heathers Mantel und ihre Handtasche hängen über der Rückenlehne eines Stuhls. Er durchsucht beide, bis er findet, was er braucht und es sich nimmt. Sein Blick wandert hastig durch die Küche, als er nach einer Spur Dantes sucht – irgendeine Erinnerung an den scharfen kleinen Vampir, den Heather so lüstern angeschaut hatte. Eine Erinnerung an seinen Bad-Seed-Bruder.
    Schließlich nimmt er den schwarzen Kaffeebecher und schleicht aus der Küche.
    Er bleibt noch einmal neben dem Ohrensessel stehen, und plötzlich findet sich ein Messer in seiner Hand wieder. Mit klopfendem Herzen reißt er sich von Heather los. Er zwingt sich, zur Haustür zu gehen. Er zwingt sich, sie zu öffnen. Endlich draußen. Leise zieht er die Tür hinter sich ins Schloss. Dann rennt er wie der Teufel.

    E lächelte und öffnete die Augen. Er holte sein Andenken aus der Tasche. Das Magazin einer Achtunddreißiger schimmerte in seiner Hand.
     
    Dante kniete sich neben Treys Bürostuhl. Das Licht vom Computerbildschirm und den dort erscheinenden Bildern flackerten auf dem gelassen wirkenden Gesicht des Runners, tanzten über die Kabel, die mit seinem Hals verbunden waren, bis zu seinen Fingerkuppen.
    »Kommst du an die Daten der Pathologie?«, fragte Dante.
    Bilder und Seiten zuckten über den Bildschirm. Treys Finger waren so flink, dass sie verschwammen. Dante lauschte dem elektronischen Knistern und Surren und fragte sich wieder einmal, ob die Daten in Treys Venen wie Feuer brannten, während sie sich ständig veränderten und in andere übergingen, mit diesen verschmolzen.
    Eine Seite blieb auf dem Monitor. PATHOLOGIE – AUFNAHME.
    Dante drückte Treys Oberarm. »Très bien, mon ami.«
    Ein Lächeln zuckte um die Lippen des Runners und

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