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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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Dr. Anzalone benannte, was sie bereits selbst gesehen hatte. Es war der falsche Opfertyp, der falsche Modus Operandi, der falsche Tatort. Mit jedem Wort der Pathologin wurde ihr kälter.
     
    Johanna tippte ihren Code ein und öffnete die Tür. Nachdem sie sie wieder hinter sich geschlossen hatte, stellte sie das Schloss wieder ein. Die Tastatur piepte. NICHT MÖGLICH erschien in roten Buchstaben auf dem winzigen Display. Sie starrte einen Augenblick lang auf die beiden Wörter und versuchte zu verstehen. Sie musste die falschen Zahlen eingegeben haben. Stirnrunzelnd tippte sie noch einmal ihren Code ein.
    Die Tastatur piepte. NICHT MÖGLICH.
    Johanna erstarrte. Horchte. Der Kühlschrank surrte in der Küche. Wasser tropfte aus Badezimmerhähnen, und draußen fuhren knirschend Autoreifen über den Schnee und die vereiste Straße.
    Im Haus atmete nichts außer ihr. Es gab keinen Pulsschlag außer dem ihren.
    Trotzdem … der hinausgeschobene Schlaf raubte ihr allmählich ihre sonst so hellwache Aufmerksamkeit und benebelte ihre Sinne.
    Johanna wandte sich von der Tür ab. Mit Blicken durchsuchte sie das leere Zimmer hinter ihr: Plüschsofa, Ledersessel, dunkler Kamin und kleine Nippes auf dem hölzernen Kaminsims. Die Lampen waren gedimmt, auf dem Bodenbelag gab es keine Fußabdrücke.
    Johanna stellte ihre Handtasche auf ein Beistelltischchen und zog ihre Sechsunddreißiger-Glock heraus. Sie schlüpfte aus den Schuhen und schlich lautlos über den Teppich, die
Waffe fest in beiden Händen. Sie huschte durch den Flut und hielt inne, als sie Fußabdrücke auf dem Teppichboden entdeckte. Zu groß, um ihre zu sein.
    Ein Einbrecher? Reichenviertel. Schicke Sachen. Möglich.
    Sie eilte ins Bad, schaltete das Licht ein und sicherte dann nach links und rechts. Nichts. Kein Schatten hinter der Milchglasscheibe der Duschkabine. Der Medikamentenschrank war zu. Keine Fingerabdrücke auf dem Frisierspiegel. Alles unberührt.
    Also niemand, der hinter Medikamenten her war.
    Johanna ließ das Licht an und ging wieder in den Gang hinaus, wo sie sich mit dem Rücken an die Wand presste. Die Spuren führten den Flur entlang.
    Konnte E nach Hause zurückgekehrt sein? Was, wenn er S mitgebracht hatte?
    Sie erstarrte bei dem Gedanken. Ihr Herz pochte in ihrem Brustkorb, und das Blut rauschte panisch durch ihre Adern. Dennoch war ihre Haut kalt, kälter als die Eisschicht draußen auf der Straße.
    Sie betrat das Gästezimmer und machte Licht. Auch nichts.
    Falls E oder S wirklich hier waren, würden Pistolenkugeln nur bei E helfen. Um ihr blutgeborenes Kind aufzuhalten, bedurfte es wesentlich mehr.
    Wer auch immer in ihr Haus eingebrochen war und es mit seiner ungebetenen Präsenz entweiht hatte, war schon lange wieder fort. Sie spürte nur ihre eigene Panik.
    Johanna verließ das Gästezimmer, die Waffe auf den Boden gerichtet. Sie ging in ihr Arbeitszimmer und betätigte den Lichtschalter. Dann ging sie vor dem dunklen Aktenschrank in die Hocke und öffnete ihn. Die unterste Schublade glitt lautlos auf.
    Sie war verschlossen gewesen, als sie das Haus verlassen hatte.

    Sie stand wieder auf. Sie fühlte sich trotz ihres verkrampften Magens ruhiger, während sie um den Schreibtisch ging und die Schubladen aufmachte. Sie waren allesamt verschlossen gewesen – genauso wie der Aktenschrank. Sie durchsuchte die unterste Schublade. Alle Akten und Dokumente, alle Disks und CDs waren an ihrem Platz. Aber das bedeutete nicht, dass man die Dokumente nicht fotografiert hatte. Oder die CDs kopiert.
    Nichts war beschädigt. Nichts kaputt. Sie war Opfer eines Profis geworden.
    Was bedeutete, es waren FBI, CIA oder das Verteidigungsministerium gewesen.
    Sie fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Wer und warum? Wer hatte den Mut dazu und wozu? Sie wirbelte herum, ging wieder ins Wohnzimmer und holte ihr Mobiltelefon aus der Handtasche. Ohne zu zögern, wählte sie Giffords Nummer, während die Adrenalinausschüttung bereits nachließ. Er hob nach dem ersten Klingeln ab, sagte aber nichts, sondern wartete darauf, dass sie sprach.
    »Man hat bei mir eingebrochen. Ein Profi«, erklärte sie, wobei ihre Stimme schläfrig klang. »Ruf die Sicherheitsleute an. Sie sollen sich das Büro ansehen, und dann schau es dir selbst an.«
    »Wird erledigt.« Seine Stimme klang gelassen und leise wie immer.
    Sie legte auf. Die Glock entglitt ihr und fiel mit einem dumpfen Knall auf den Boden. Schlaf. Sie hatte ihn zu lange aufgeschoben.
    Johanna taumelte aus dem Raum

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