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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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unterdrückte den Wunsch, sich zu schütteln und abzuklopfen.
    Er kniff die Augen zusammen. Ronin atmete doch, nur sehr flach und kaum wahrnehmbar.
    E betrat das Schlafzimmer, den Blick auf Ronins ausgestreckte Gestalt gerichtet. Er hielt den Atem an. Nichts. Er ging noch weiter hinein.
    Vorsichtig umrundete er das Bett und neigte den Kopf zur Seite. Trauernder betrachtet Leichnam. Wieder umkreiste er ihn. Ein Messer durch den Hals würde reichen. Es würde den Vampir vielleicht nicht töten, aber das ganze Blut, das dann herausströmen würde, käme Ronin sicherlich sehr ungelegen.
    Warum hatte Ronin die Tür nicht verriegelt? Hielt er von Es Fähigkeiten, seinem Werk, so wenig, dass er sich in Sicherheit wähnte? Dachte er, er hätte ihn im Griff? Glaubte er, er würde dem guten alten E auch schlummernd locker beikommen?
    Mit verspannten Muskeln und einem wütenden Lodern in seinem Inneren ließ E die beiden Messer herausschnellen. Er schob sich noch näher ans Bett. Ronins Gesicht wirkte fast so glatt wie das eines Kindes, obwohl er angeblich Jahrhunderte alt war.
    Wie lange würde es dauern, ihn zu töten? Ihn ein für alle Mal zu Staub zerfallen zu lassen?
    Er beugte sich über Ronin und hielt ein Messer an den weichen Hals, als ihm die Akten einfielen. Er zögerte, gierig darauf zuzustoßen. Er brauchte die Akten – seine und Dantes. Er musste herausfinden, wo diese verdammte Bad-Seed-Mutterkuh steckte. Er musste ihren Namen erfahren und den Grund für das alles.
    Er wollte auch mehr über Dante wissen – seinen kleinen Bad-Seed-Bruder, seinen Seelenverwandten. Er musste mehr
erfahren, als ihm dieser Widerling Tom-Tom bisher mitgeteilt hatte. E beschwor Dantes Bild vor sein geistiges Auge, doch statt seiner sah er nur die Lust in Heathers Augen, während sie seinen Körper musterte. Er zitterte, das Messer schwebte noch immer über Ronins Hals. Sein Blut kochte, so sehr wollte er beide. Doch er wusste, er konnte nur einen von beiden haben.
    E zwang sich, sich abzuwenden. Er richtete sich auf und steckte die Klingen wieder weg. Das Tageslicht brannte. Er umrundete noch einmal das Bett und durchsuchte auf der anderen Seite das Nachttischchen, wo er vorsichtig die Schubladen aufzog. Nichts.
    Er trat zur Kommode und öffnete auch dort jedes Schubfach. Gefaltete Kleidungsstücke, Unterhosen – aus Seide –, zusammengerollte Socken, aber keine Akten. E stieß die Luft zwischen den zusammengebissenen Zähnen hindurch und lehnte sich gegen die Kommode. Einen kurzen Augenblick lang hatte er die Unterlagen in New York gesehen – ein Ordner voller Berichte, Fotos und CDs. Tommy-Boy hatte auch eine Schachtel voller besonderer Dinge – besonderer Dinge für Dante – gehabt, falls er ihn bändigen musste.
    E wandte sich zum Schrank, doch als er im Augenwinkel etwas Goldenes aufblitzen sah, hielt er inne. Er ging in die Hocke und sah unter das Bett. Dort lag Dantes hübscher Goth-Junge zusammengerollt auf dem Boden, versteckt zwischen den Staubmäusen und den Schatten, die Augen geschlossen, das Gesicht kreidebleich. Die Handgelenke waren gefesselt. Ein Fußknöchel war an das Bett gekettet.
    E grinste. Tommy hatte also sein Versteck durchsucht und sich ein Spielzeug mitgebracht. Einen Imbiss und ein Spielzeug. Hatte Tom-Tom etwa vor, Dante den Goth-Jungen wie einen Blutbeutel unter die Nase zu halten? Oder wollte er E noch einen holen schicken?

    E kroch zum Schrank, verwirrt vom blonden Haar des Goth-Jungen, und stellte sich vor, dass es wie Goldfaden gesponnen war, ein schimmerndes Knäuel, das die Wärme seiner Hände suchte.
    Er öffnete den Schrank. Dort standen neben Tom-Toms Stiefeln und teuren Slippern mehrere abgegriffene Pappkartons. Neben den Kisten lag eine schwarze Mappe mit Reißverschluss.
    E durchsuchte die Boxen mit zitternden Händen und trockenem Mund, bis er die Akten mit den Buchstaben E und S gefunden hatte. Er klemmte sie sich unter den Arm, nahm die schwarze Mappe und schloss die Schranktür. Dann drehte er sich auf Knien erwartungsvoll um. Er hoffte, Gold zu sehen, entdeckte stattdessen jedoch nur eine leblos wirkende blonde Strähne.
    Soll Tom-Tom ihn haben, dachte er und erhob sich. So würde er wahrscheinlich nicht so schnell merken, dass etwas fehlte, da er viel zu sehr mit seinem Spielzeug beschäftigt war.
    E verließ das Zimmer und schloss so lautlos wie möglich die Tür hinter sich. Er lief durch den Flur und zur Haustür hinaus in den späten Nachmittag.
    Er hatte viel zu

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