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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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tun.
     
    Wespen krochen über Dantes Körper, deren dicke Unterleibe sich krümmten, während sie mit ihren Stacheln Gift in sein Fleisch jagten. Gelähmt vom Schlaf und gefangen in einem aus Alpträumen gesponnenen Netz konnte er sich nicht bewegen, nicht aufspringen und die Unzahl geschäftiger Wespen verscheuchen, nach ihnen schlagen. Gift drang unter seine Haut, schlängelte sich in seine Adern, troff in sein Herz.
    Eine Stimme übertönte das schrille Surren der Wespen: Dante, mein Engel? Alles in Ordnung?
    Er brannte.

    Eine Wespe kroch in sein Nasenloch. Eine andere drängte sich zwischen seine Lippen und kratzig in seine Kehle. Stachel bohrten sich in seine Lider, doch er schwieg. Schreien bedeutete Zwangsjacke und Fesseln. Schreien bedeutete Sonnenlicht, das auf einen Holzboden schien.
    Seine Lider schwollen an und wurden immer dicker. Sein Herz raste in seiner Brust. Sein Rachen schwoll zu. Er bekam immer weniger Luft. Seine Lunge brannte.
    Er blieb stumm.
    Fenster umgaben ihn. Einige konnte er kaum sehen, ihre Formen waren verschwommen, das Glas verzogen. Er schaute mit klopfendem Herzen weg – Siehnichthinsiehnichthinsiehnichthin . Einige der Fensterscheiben kräuselten sich wie Wasser, wenn der Wind mit ihm spielte, und er sah hin, obwohl er wusste, dass es falsch war.
    Ein brennendes Haus.
    Ein lachendes kleines Mädchen mit rotem Haar, einen Orca aus Plüsch in den Händen.
    Ein metallener Untersuchungstisch mit zahllosen Fesseln.
    Eine lächelnde Frau mit entblößten Reißzähnen, die nach ihm griff.
    Dante versuchte sich zu bewegen, aber das Gift und der Schlaf hielten ihn fest. Schweißperlen liefen ihm über die Schläfen.
    Dante, mein Engel?
    Eine Stimme – jung, leise und vertraut – hallte in ihm wider und drückte auf sein Herz. Schmerz loderte in seinem Inneren und setzte seine Gedanken in Flammen. Wenn er still blieb, könnte sie überleben. Doch sogleich folgte eine andere Überlegung: Wenn er nicht aufsprang, würde sie sterben.
    Der frische Duft von Regen und Salbei drang in sein Bewusstsein, und für einen kurzen Moment vergaß er den Schmerz, vergaß seinen bevorstehenden, unwiederbringlichen Verlust.

    Für einen Moment war sie nie gestorben.
    Für einen Moment hatte er sie nie umgebracht.
    Dann übergoss ihn die Wahrheit mit Benzin und zündete ein Streichholz an.
    Er schrie.
     
    Ronin lief den Flur zum Wohnzimmer entlang. Hinter dem Fenster schimmerte eine sternenklare Nacht. Er nahm sein Mobiltelefon und wählte die Nummer seines Kontaktes bei der Polizei New Orleans.
    »LaRousse.«
    »Thomas Ronin. Ich habe letzte Nacht einer interessanten Unterhaltung zwischen einem Vampir namens Etienne und Dante Prejean beigewohnt. Es sieht aus, als hätte Etienne etwas gegen Dante.«
    »Das kann man wohl sagen«, antwortete LaRousse. »Eines Morgens brannte sein Haus nieder. Bis auf die Grundfesten. Mehrere von Etiennes Familienmitgliedern kamen in den Flammen um, und er glaubt, Dante hat dieses Feuer gelegt.«
    »Verstehe, und warum glaubt er das?«
    »Weiß nicht. Ist mir auch egal.«
    »Können Sie Kontakt mit Etienne aufnehmen?«
    »Ja. Worum geht es?«
    »Nennen wir es einfach eine Gelegenheit zur Vergeltung. Geben Sie ihm meine Nummer, Detective. Ich bin Ihnen für Ihre Hilfe dankbar.«
    Damit legte er auf und schüttelte eine dünne, schwarze Zigarette aus einer Packung, die auf dem Couchtisch lag. Er schob sie sich zwischen die Lippen und zündete sie mit einem Streichholz an. Genießerisch sog er den süßlich riechenden Rauch ein und schmeckte den starken Tabak auf seiner Zunge.
    Mit dem Mobiltelefon in der Hand ging er durch den Flur zu Es Zimmer zurück und stieß die Tür auf. Das leere, zerwühlte
Bett stellte keine Überraschung für ihn dar. Obwohl Es bitterer Holzwurmgeruch in der Luft lag, hatte Ronin seit dem Aufwachen gewusst, dass der Verrückte nicht da war. Keine böse Aura. Keine hektische Nervosität.
    Laternenlicht fiel durch die halb geöffneten Jalousien und bildete auf dem Boden ein Zickzackmuster. Die Dunkelheit in dem Zimmer fühlte sich beklemmend und schwer an, als habe die ungebändigte Nacht vor dem Fenster hier keinen Zutritt.
    In dem Augenblick, in dem E aus seinem Jeep gestiegen und über die Straße auf Dantes Haus zugelaufen war, hatte er sich in eine echte Belastung verwandelt. Dantes Anruf hatte Ronin die Wahrheit erkennen lassen. Der Voyeur und sein Assistent, Elroy der Perverse. Ein Lächeln huschte über Ronins Gesicht. Der Junge konnte mit

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