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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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Hielten sie sich etwa für klüger, als er es war? Glaubten sie, mehr über den Tod zu wissen als ein Blutgeborener, ein geborener, nicht erschaffener Soziopath?
    E hob die Tasche mit seinen Utensilien vom Boden des Wagens auf und begutachtete den Inhalt: ein Seil, eine Rolle Draht, eine Zange, Latexhandschuhe, Gaffer, ein kleiner Schneidbrenner. Das Einzige, was fehlte, war sein Buch mit den Navarro-Gedichten. Er würde es holen, wenn er Ronins Sachen vorbeibrachte.
    In dieser Nacht würde er seine Unabhängigkeit beweisen. In dieser Nacht würde er nach jemand ganz Besonderem Ausschau halten. Jemandem, der ihn sowohl für seine Fähigkeiten als auch für seine Gedichte schätzte …
    Nach etwas Überzeugungsarbeit.
     
    Der Schlaf gab Johanna frei, und ihre Träume lösten sich wie nächtlicher Nebel im ersten Morgenlicht auf. Dicke Hummeln brummten, und das Geräusch ließ ihre Fingerkuppen beben. Sie öffnete ruckartig die Augen. Keine Hummeln. Kein Morgenlicht. Nur der Teppich unter ihrer Wange und das surrende Telefon.
    Mühsam richtete sie sich auf die Knie auf. Wie lange hatte sie wohl im Schlaf gelegen? Stunden? Tage? Die Tabletten brachten ihren normalen, natürlichen Rhythmus durcheinander. Jedesmal, wenn sie das Medikament nahm, brauchte sie länger, um wieder in ihren üblichen Fluss zu kommen.
    Sie hob ihr Mobiltelefon vom Boden auf und klappte es auf. »Ja?«

    »Ich habe alle ankommenden Flüge der letzten vierundzwanzig Stunden kontrolliert«, sagte Gifford. »Stearns ist heute Morgen um halb sechs in Dulles eingetroffen.«
    »Wann ist er wieder aufgebrochen?«
    »Um neunzehn Uhr. Nach New Orleans.«
    Johanna fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Sie hatte Stearns oder genauer seine Anhänglichkeit an Wallace unterschätzt. »Ruf deine Leute in New Orleans an«, sagte sie. »Sie sollen sich um Stearns und Wallace kümmern. Ohne Pardon. «
    »Verstanden.«
    Johanna klappte das Mobiltelefon zu. Tatsächlich hatte sie mehr als einen Fehler begangen, was Stearns betraf. Sie hätte ihn an dem Tag töten sollen, an dem er von Bad Seed erfuhr. Aber sie hatte angenommen, seine eigene dunkle Vergangenheit und ihr Wissen würden ihn zum Schweigen verdammen.
    In dieser Hinsicht hatte sie sich nicht geirrt. Er hatte geschwiegen.
    Sie hatte einfach übersehen, dass Stearns kein Mann großer Worte, sondern einer der Tat war.

18
ALLES FÜR DICH
    Das Blut rauschte in Dantes Ohren, als er den dünnen schwarzen Strumpf in beiden Händen hielt. Ein gelbes Post-it klebte an dem zarten Stoff. Er zog ihn ab. 1616 St. Charles .
    Dante hob den Strumpf an die Nase. Schnüffelte. Nichts war von Gina übrig. Keine Spur ihres Dufts nach Schwarzkirschen. Stattdessen nahm er den sauberen Geruch von Seife und den Gummiduft von Latexhandschuhen wahr. Er senkte den Strumpf; sein Hals fühlte sich trocken an. Sie war völlig ausgelöscht.
    Er ballte die Faust um den Strumpf. Flammen loderten in seinen Adern; Zorn entzündete seine Gedanken und sein Herz. In der Ferne surrten Wespen.
    Lebte Jay noch?
    Wespen bohrten sich in Dantes Haut. Krochen in seinen Kopf. Sein Körper hallte von dem tiefen Dröhnen wider. Sein Kopf schmerzte.
    Dante-Engel? Hat sie dir vertraut? Hat sie an dich geglaubt?
    Leider ja, Prinzessin.
    Jetzt weiß sie es besser, was, Dante-Engel?
    Eine Hand ergriff sein Kinn, drehte gewaltsam seinen Kopf. Er öffnete die Augen. Heather starrte ihn an, blickte in ihn, sah nicht weg. Er hörte, wie ihr Herz raste.

    »Atme weiter, Dante«, drängte sie und ließ ihn los. »Ist alles in Ordnung?«
    Er hielt den Strumpf hoch. »Wie zum Teufel soll ich aufwachen? «
    In Heathers blauen Augen lag Verständnis, doch etwas anderes überschattete ihr Gesicht. Sie zog den Strumpf aus seiner Hand, so dass der Stoff auf seiner Haut raschelte. Als er die Risse und Laufmaschen sah, holte er hörbar Luft. Er sah hinab auf seine Hände, seine Nägel. Ballte die Fäuste. Ein aufgedunsener Wespenunterleib verschwand zwischen seinen Knöcheln – glänzend, feucht und wie auf einem Bild von Giger. Er schüttelte sich.
    »… er hat dich nicht nur am Haken, er holt dich auch ein.«
    Dante sah Heather an. Sie musste schon eine Weile geredet haben, ehe er sie gehört hatte. Das Surren der Wespen wurde schwächer.
    »Soll er doch.«
    Heather runzelte die Stirn. »Das schon wieder«, brummte sie. »Er weiß etwas, was du nicht weißt. Er kennt deine Vergangenheit. Er weiß um deinen wunden Punkt. Ich wünschte nur, ich wüsste,

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