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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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Herzen aus. Es war schon so lang her. Aber ach, es war seine eigene Entscheidung gewesen.
    »Sei gegrüßt, Loki. Gut gesungen«, sagte Lucien. »Ich habe deine Einladung erhalten.«
    Der Wybrcathl endete abrupt, und eine schwere Stille, in der nicht einmal das Summen von Insekten zu hören war, legte sich auf den Friedhof.
    »Aber nicht beantwortet. Über alle Maßen eigenartig, Bruder. « Die Flügel des Aingeals öffneten sich leicht, um den gesenkten Kopf zu enthüllen.
    Silberne Zeichen und Markierungen drehten und wanden sich über die rechte Seite von Lokis nacktem Körper – über seinen Hals, seinen Oberkörper und seine Krallenhand. Golddurchwirkte Bänder waren um seine Handgelenke und seinen rechten Oberarm gewickelt. Ein schwerer goldener Ring lag ihm um den Hals. Langes rotes Haar verbarg sein Gesicht, wobei einige Strähnen im Wind wehten.

    Loki hob den Kopf. Goldene Augen blitzten im Dunkeln. »Erwartest du, um deinen Horst kämpfen zu müssen?«
    »Kämpfen?«, schnaubte Lucien und verschränkte die Arme vor der Brust. »Mit dir?« Seine Flügel reckten sich hinter ihm empor. »Soll ich mich etwa totlachen, Bruder?«
    Loki faltete mit Leidensmiene die Flügel hinter sich und blickte zum Mond auf. »Pah! Der gleiche alte Samael. Kein Sinn für Humor.«
    »Zumindest habe ich mehr als Lilith.« Sogar nach mehr als tausend Jahren verspürte er noch einen Stich im Herzen, wenn er ihren Namen aussprach.
    »Und das sagt ihr früherer Geliebter.«
    Lucien trat einen Schritt vor, packte Loki am Fuß und riss daran. Loki sah ihn überrascht an. Seine Flügel begannen zu flattern, während er von dem Grabstein fiel.
    »Hat sie dir diese ›Engel-Moroni‹-Geschichte schon vergeben? «, fragte Lucien.
    »Na ja, mehr oder weniger«, brummte Loki. Er kniete auf dem nebelverhüllten Boden und sah Lucien missbilligend an. »War das nötig?«
    »Aber ja. Sag, herrscht sie immer noch über Gehenna?« Ein Gesicht mit wallendem dunklen Haar, dunklen Augen und einer milchweißen Haut tauchte vor Lucien auf. Ihm lief es kalt über den Rücken, als ihm klarwurde, wie sehr Genevieve ihr geähnelt hatte. Hatte?
    Noch immer kniend zog Loki einige gelbe Nelken aus der Vase, die vor dem Tor des Mausoleums stand, das mit einem schwarzen Vorhängeschloss verschlossen war. »Es überrascht mich ein wenig, dass dich das nach all den Jahrhunderten in der Welt der Sterblichen interessiert«, antwortete er. »Aber die Antwort lautet Ja, und Gabriel hat sich mit dem Morgenstern zusammengetan, um einen weiteren Feldzug gegen sie zu starten.«

    Lucien ging vor Loki in die Hocke. »Klar, und du versuchst natürlich wieder mal, es beiden Seiten recht zu machen.«
    Loki atmete den süßen Duft der Nelken ein, seine Augen schlossen sich genüsslich. Nebel waberte um seine nackte Gestalt und hing in seinen Flügeln. »Mhm. Klar. Aber deswegen bin ich nicht hier.«
    Lucien berührte mit einer Klaue den X-Anhänger um seinen Hals. Der Wind wehte ihm einige Haarsträhnen ins Gesicht. »Das weiß ich. Du suchst eine Linie der Elohim, die nicht mehr existiert. Eine Linie, die mit Jahwe gestorben ist.«
    Loki öffnete die Augen und sah ihn nachdenklich an. »Sie soll nicht mehr existieren? Also bitte! Wir wissen doch beide, dass es hier einen Schöpfer gibt.« Er knabberte mit scharfen Zähnen an den Blütenblättern. »Ich habe sein Anhrefncathl gehört, Bruder – wild, jugendfrisch, männlich. Er ist mächtig. Du musst sein Chaoslied doch auch gehört haben.«
    Lucien hielt dem Blick des Aingeals stand und schwieg. Er hatte geglaubt – hatte gehofft –, die Elohim hätten sich schon so lange aus der Welt der Sterblichen zurückgezogen, dass Dantes Lied ungehört verklingen würde. Dass der erste Creawdwr , der seit Jahwe geboren worden war – und der erste Schöpfer gemischter Herkunft –, irgendwie unentdeckt bleiben würde.
    Eine törichte Hoffnung. Ein verzweifelter Glaube.
    Loki ließ die Nelken sinken und sah Lucien eine Weile an. »Ich hätte aber nie erwartet, dich zu finden. Von dir spricht man noch immer nur hinter vorgehaltener Hand.«
    Lucien schüttelte den Kopf. Er war angewidert. Hinter vorgehaltener Hand. Weil er versucht hatte, einen gepeinigten Creawdwr zu befreien. Jahwes gequälte Stimme und seine verängstigten Worten hallten nach all der Zeit noch immer in seinen Ohren wider.
    Lass mich. Sollen sie mich haben.

    Seine Gedanken wanderten zu Dante zurück. Um sein Herz legte sich eine kalte Faust. Er sah Loki an, der

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