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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Vaterschaft in Betracht gezogen?«
    Es war Kodel, der mit verschränkten Armen an einem Spiralblatt-Baum lehnte. Aufgeplatzte Samenkapseln vom letzten Ausknospen des Baumes lagen auf dem Gras verstreut, und als Bardow sich dem Mann näherte, roch er den süßen Duft, den sie verströmten.
    »Magier heiraten nur selten«, sagte er. »Und meistens entscheiden sich die Frauen dafür. Der Irrglauben und das Marktgeschwätz erklären uns zu bedrohlichen Gestalten, oder für einfach nicht ganz menschlich. Frauen, die Magier werden … Oft haben sie schon großes Leid gesehen oder erlitten und geben selten angenehme Gefährtinnen ab.«
    »Und die Männer, die den Pfad der Magie beschreiten?«
    Bardow lächelte. »Es sind Exzentriker und Ausgestoßene, jedenfalls zum großen Teil, die in unerschütterlicher Treue mit ihrer Einsamkeit vermählt sind.« Er sah auf die Stadt hinunter. »Außer jene, welchen Verantwortung aufgebürdet wurde.«
    Kode] ließ den Erzmagier nicht aus den Augen. »Gab es Fortschritte bei Euren Verhandlungen?« »Die gab es, allerdings. Die Stadtväter haben zugestimmt, die Hälfte von Euren Booten zurückzugeben und sämtliche Mannschaften …«
    »Nur die Hälfte?« Kodels Augen glitzerten ärgerlich.
    Bardow zuckte mit den Schultern. »Es wurde behauptet, dass diese Boote von Leuten aus Adranoth entwendet wurden, die auf Euren Befehl hin handelten.«
    Kodels Miene verfinsterte sich. »Sie lügen. Meine Leute haben nur eine Handvoll Boote konfisziert, und das waren Schiffe, welche die Mogaun für ihre Patrouillen an diesem Küstenabschnitt eingesetzt haben. Mir will scheinen, dass wir solche Wortklaubereien mit vorgehaltenem Schwert sehr rasch beenden könnten.«
    Bardow betrachtete ihn nachdenklich. Die unberechenbaren Stimmungsschwankungen dieses Mannes waren ihm ein ständiges Rätsel. Kodel konnte umsichtig, geistreich, passiv und brutal reagieren, je nach Lage. Seine Ankündigung in Sejeend, dass seine Agenten in Roharka eine Flotte von Schiffen auf einer kleinen Insel versteckt hielten und bereit waren, sie bei dem Angriff auf Besh-Darok einzusetzen, hatte ihm Respekt bei Mazarets Offizieren verschafft. Ebenso wie seine kluge und gelassene Unterweisung des jungen Tauric viel von dem Misstrauen bei den älteren Haudegen zerstreut hatte, welche in dem Glauben aufgewachsen waren, dass die Jäger Kinder nur gefährliche Fanatiker seien. Gegen ihn sprach seine ungezähmte Wildheit, die gelegentlich und manchmal ohne jede Vorwarnung aufflammte. Es hielten sich hartnäckige Gerüchte über Grausamkeiten, die er während der Revolte in Oumetra begangen hätte, und mehr als ein Augenzeuge hatte berichtet, wie Kodel in einem Anfall von Raserei dem Leichnam von Crolas, dem Söldnerführer, die Arme abgehackt hatte.
    Dennoch bestand an seiner Ergebenheit für ihre Sache kein Zweifel. Manchmal, so wie jetzt zum Beispiel, ähnelte er einfach eben mehr einer Naturgewalt als einem gewöhnlichen Menschen. »Eine vorgehaltene Schwertspitze würde uns einen Feind im Rücken schaffen«, wandte Bardow ein. »Vergesst nicht, dass diese Städter erst vor wenigen Tagen das Joch des hiesigen Mogaun-Häuptlings abgeworfen haben, also steht hier ihr Stolz auf dem Spiel. Sie wissen ja, dass wir eine Armee bereit halten, also ist alles eine Frage von Geduld und Klugheit.«
    »Es ist außerdem auch eine Frage der Zeit, die mit jeder Stunde drängender wird«, erwiderte Kodel, dessen Blick nichts an Eindringlichkeit verlor. »Wir müssen sehr bald an Bord gehen und nach Besh-Darok in See stechen, Meister Bardow. Ich habe soeben Nachricht von unseren Agenten erhalten, dass auch der Rest von Yasgurs Armee die Stadt verlassen hat. Bis auf die Stadtmilizen und einige Fußsoldaten ist Besh-Darok zur Zeit beinahe ohne Schutz.«
    Bardows Herz schlug schneller. »Das sind großartige Neuigkeiten …«
    »Das wären sie, würde Yasgurs Armee nicht nach Süden marschieren, gegen Sejeend.« Einen Moment war Bardow sprachlos. Seine Erleichterung verflog und ließ nur eine schreckliche Leere zurück. »Wann habt Ihr das erfahren?«, erkundigte er sich.
    »Vor einer Stunde. Einer meiner Kundschafter ist bereits mit einer Botschaft an den Stadtrat von Sejeend unterwegs, um ihn vorzuwarnen.«
    »Diese Armee muss tausende zählen«, sagte Bardow entsetzt. »Sie haben ihr nichts entgegenzusetzen.«
    Kodel nickte ernst. »Ihre einzige Hoffnung ist, dass wir Besh-Darok erreichen und die Stadt erobern. Nur das könnte Yasgurs Heerhaufen

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