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01 - So nah am Paradies

Titel: 01 - So nah am Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nicht den warnenden Blick seiner Mutter aufgefangen hätte. „Er soll vierundsechzig Zoll groß gewesen sein."
    „Tatsächlich?"
    „Ich bin auf einer Farm in Jersey aufgewachsen."
    „Komisch - und dann Schriftsteller", urteilte Ben, während er die Reste auf seinem Teller
    zusammenkratzte. „Muss langweilig sein, so als wenn man immer in der Schule wäre."
    „Es gibt tatsächlich Menschen, die gerne ihren Kopf arbeiten lassen. Noch etwas, Mr. Crosby?"
    „Ein wenig." Obwohl er normalerweise nicht sehr gesprächig war und es vorzog, zuzuhören, fühlte sich Dorian merkwürdigerweise veranlasst, vor dem Jungen seinen Beruf zu rechtfertigen. „Weißt du, wenn ich schreibe, dann muss ich auch viel herumreisen und treffe viele Leute."
    „Das ist gut." Ben malte mit der Gabel Muster auf seinen Teller. „Ich will auch reisen. Wenn ich groß bin, will ich Weltraumpirat werden."
    „Interessant", murmelte Dorian.
    „Dann kann ich von Galaxis zu Galaxis fliegen und viel erbeuten."
    „Ben steckt voller Kriminalgeschichten. Ich habe schon angefangen, für seine Kaution zu sparen", entgegnete Alana.
    „Immer noch besser als Chris. Er will Müllmann werden."
    „Jetzt nicht mehr", meldete der sich mit vollem Mund und glänzenden Augen.
    „Sprich nicht mit vollem Mund, Spatz. Letztes Jahr haben wir Maddy in New York besucht, und Chris war ganz fasziniert von den Müllwagen."
    „Blöd." Tiefste Verachtung sprach aus Bens Stimme, während er seinem Bruder einen Blick zuwarf. „Wirklich blöd."
    „Ben, bist du nicht mit dem Abwasch dran?"
    „O Mom."
    „So war unsere Abmachung: Ich koche, und ihr wechselt euch mit dem Abwasch ab."
    Er schmollte, doch dann blitzte es verschmitzt aus seinen Augen. „Er wohnt jetzt hier." Mit einer Kopfbewegung wies Ben auf Dorian. „Er muss dann auch drankommen."
    Warum musste Ben eigentlich immer nur logisch sein, wenn es zu seinem Vorteil war? „Ben, Mr.
    Crosby ist ein Gast ..."
    „Das Kind hat recht", schaltete sich Dorian ein und wurde dafür mit einem erfreuten Lächeln von Ben belohnt. „Solange ich hier bin, muss ich mich zumindest an die Regeln halten."
    „Mr. Crosby, unterstützen Sie diese kleinen Monster nicht noch. Ben wäscht gern ab."
    „Nein, tue ich nicht", entgegnete der halblaut.
    „Wenn dir jemand ein gutes Essen serviert, dann ist es nicht zu viel verlangt, wenn du hinterher den Abwasch machst."
    „Ich übernehme es heute", meinte Dorian, als Ben den Kopf hängen ließ.
    Sofort schoss der Kopf wieder hoch. „Im Ernst?"
    „Ich denke, das ist nur fair."
    „Wunderbar. Komm, Chris, wir ..."
    „Machen unsere Hausaufgaben", beendete Alana.
    Bens Mund öffnete und schloss sich wieder. Er wusste, dass er den Bogen nicht überspannen durfte. „Und dann könnt ihr fernsehen." Mit lautem Getrampel stürmten die beiden hinaus und die Treppe hinauf.
    „Was für zurückhaltende Kinder", murmelte Alana.
    „Ich muss mich wohl erneut für ihre fehlenden Manieren entschuldigen."
    „Keine Sorge. Ich war selbst einmal ein Kind."
    Alana stützte das Kinn in die Hände und betrachtete Dorian. „Manche Menschen kann man sich gar nicht klein und hilflos vorstellen. Möchten Sie noch etwas, Mr. Crosby?"
    „Ihre Kinder haben kein Problem mit meinem Vornamen. Wir werden einige Wochen miteinander verbringen. Warum versuchen wir es da nicht etwas weniger formell? Alana?"
    „Dorian ist ein sehr ungebräuchlicher Name."
    „Mein Vater wollte etwas Gediegenes wie John.
    Meine Mutter war romantischer und hat nicht nachgegeben."
    Er betrachtete sie wieder in dieser unpersönlich abwägenden Art, die darauf schließen ließ, dass sich Fragen in seinem Kopf formten. Sie hatte das Gefühl, sich dafür noch nicht genügend gewappnet zu haben. „Meine Eltern haben immer das Ungewöhnliche vorgezogen", meinte sie und stellte das Geschirr zusammen.
    „Das ist meine Aufgabe."
    „Sie können sich Bens aufrichtiger Dankbarkeit sicher sein, dass Sie ihm seine Aufgabe abgenommen haben, aber Sie brauchen sich nicht verpflichtet zu fühlen." Mit den Tellern in der Hand drehte sie sich um und stieß direkt mit Dorian zusammen.
    „Versprochen ist versprochen", entgegnete er ruhig und griff nach den Tellern. Dabei berührten sich ihre Finger leicht, so wie es täglich in unzähligen Situationen geschehen kann. Doch Alana zuckte zusammen und hätte fast die Teller fallen lassen.
    „Nervös?" Er beobachtete sie unauffällig. Er hatte gelernt, dass Beobachtungen mehr als Worte über einen

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