01 - So nah am Paradies
werde ich auch."
Und dem sah Alana mit Erwartung, aber auch Furcht entgegen. Mit einem leichten Nicken verließ sie den Raum, um zu den beiden Kindern zu gehen.
3. KAPITEL
eise wurde seine Tür geöffnet, und sofort war Dorian hellwach. Er brauchte einen Moment, um sich daran zu erinnern, dass er nicht in irgendeinem Hotelzimmer lag, wo er in jeder Sekunde auf der Hut sein musste. Doch aus der Gewohnheit heraus hielt er die Augen geschlossen und atmete ruhig weiter.
„Er schläft noch." Das etwas geringschätzige Flüstern kam von Ben.
Chris schlich näher. „Warum schläft er so lange?"
„Weil er erwachsen ist. Die tun, was sie wollen."
„Mom ist auf. Sie ist auch erwachsen."
„Das ist etwas anderes. Sie ist eine Mom."
„Ben, Chris." Der gedämpfte Ruf schien von unten zu kommen. „Beeilt euch. Der Bus kommt in zehn Minuten."
„Komm." Ben warf noch einen Blick zum Bett hinüber. „Wir können ihn später ausspionieren."
Zwanzig Minuten später ging Dorian hinunter. Das Haus war still und leer. Der Kaffeeduft zog ihn in die Küche, die den Eindruck machte, als wäre sie gerade von einem Wirbelsturm heimgesucht worden.
Auf der Frühstücksbar standen zwei
Müslibehälter, beide offen, und von beiden führte eine Spur von Körnern bis zum Rand der Platte. Ein halb offener Brotbeutel lag auf der Anrichte zwischen Spüle und Herd. Daneben war ein großer Klecks Grapefruitmarmelade. Es gab ein Glas mit Erdnussbutter, dessen Deckel schief aufgesetzt war, und ein ganzes Sortiment an Messern, Löffeln und Tellern. Eine Spur schmutziger Pfoten führte verräterisch direkt zur Hintertür.
Dorian suchte sich eine Tasse. Als er die aufmunternde Wirkung des Kaffees spürte, ging Dorian zum Fenster. Es hatte über Nacht gefroren, und die dünne Schicht Eis glänzte in der strahlenden Sonne. Der Nebel hatte sich verzogen, sodass man bis zu den sanften Hügeln hinter dem Stall blicken konnte. Falls es überhaupt Nachbarn gab, konnten es nur wenige, weit entfernt von hier, sein.
Aus welchem Grund versteckte sich eine Frau hier, vor allem eine Frau, die an Vergnügungen und Abwechslung gewöhnt war?
Und noch ein Gedanke bedrängte ihn: Wo waren die Männer in ihrem Leben? Eine Frau von Alanas Aussehen musste sie einfach haben. Sie war seit fünf Jahren Witwe. Eine junge, reiche Witwe. Auch wenn er ihr zugestand, dass sie ihre Mutterpflichten ernst nahm, beantwortete das kaum diese Frage.
Zwei kleine Jungen konnten keinen Ersatz für Männerbeziehungen bieten.
Aus irgendeinem Grund schien sie den Wunsch zu haben, ihn ihr häusliches Farmleben für bare Münze nehmen zu lassen. Doch er nahm nichts für bare Münze, vor allem nicht bei Frauen.
Dann sah er sie. Sie kam aus einem kleinen Stall und schloss sorgfältig die Tür hinter sich. Der Sonnenschein verfing sich in ihrem Haar, als sie es sich mit den Fingern zurückstrich. Ihre Jacke war bis zum Hals zugeknöpft und reichte bis zu den Hüften. Darunter trug sie Jeans, die in abgenutzten Stiefeln steckten.
Hatte sie sich für ihn in Positur gesetzt, dachte er, als er unerwartetes Begehren spürte. Wusste sie, dass er sie beobachtete, während sie dort einfach nur stand, das Gesicht der Sonne zugewandt, mit einem ruhigen Lächeln um den Mund? Doch sie warf nicht einen Blick zum Haus, sie drehte sich nicht einmal um. Sie nahm einfach nur ihren Eimer und ging leichtfüßig über den gefrorenen Boden zum großen Stall.
Alana hatte schon immer Stallgeruch geliebt, vor allem morgens, wenn die Tiere allmählich erwachten. Es herrschte ein dämmriges Licht, und die Luft war etwas feucht. Alana hörte das Schnurren der Katzen, die sich gleich über ihr Frühstück hermachen würden. Sie stellte den Eimer ab, schaltete das Licht an und begann mit ihrer Mor-genroutine.
„Hallo, Baby." Sie öffnete die erste Box und musterte die braune Stute, die jetzt jeden Tag fohlen konnte. „Ich weiß, du fühlst dich fett und hässlich."
Sie lachte auf, als die Stute in ihre Hand schnaubte.
„So habe ich mich auch schon zweimal gefühlt."
Vorsichtig betastete sie den Bauch der Stute, deren Muskeln sich zunächst anspannten. Doch bei Alanas beruhigenden Worten entspannte sie sich wieder. „In einer oder zwei Wochen ist alles vorbei, und dann hast du ein wunderschönes Baby. Und du weißt, Mr. Jorgensen ist sehr daran interessiert, dein Fohlen zu kaufen." Seufzend legte sie ihre Wange an den Hals der Stute. „Warum fühle ich mich deswegen bloß wie ein
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