Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

01 - So nah am Paradies

Titel: 01 - So nah am Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Instinkte als Reporter waren sofort hellwach und kämpften gegen das überraschende Bedürfnis, den Arm tröstend um sie zu legen. „Weswegen?"
    „Ich habe gemerkt, wie Chris mit den Tränen gekämpft hat, als ich ihn ins Bett geschickt habe, ohne ihn seine Lieblingsshow sehen zu lassen."
    Er wusste nicht, ob er über sie oder sich lachen sollte. „Er wird es überstehen. Es war nur eine Fernsehsendung."
    Sie lehnte sich zurück. „Sie halten mich wahrscheinlich für überdreht."
    „Ich halte Sie für eine Mutter. Ich habe auf dem Gebiet wenig Erfahrung."
    „Es ist hart, wenn man allein die Regeln und Entscheidungen ma
    chen muss - und die Fehler." Gedankenverloren fuhr sie sich durchs Haar. „Manchmal, wie jetzt zum Beispiel, denke ich, ich bin zu streng mit ihnen und erwarte zu viel von ihnen. Immerhin sind es kleine Jungen."
    Dorian unterbrach sie. „Vielleicht sind Sie mit sich selbst zu streng."
    Sie starrte ihn an und blickte dann wieder in ihre Teetasse. „Ich trage die Verantwortung."
    „Ich kenne mich zwar nicht gut mit Kindern aus, aber auf mich machen die beiden einen prächtigen Eindruck. Vielleicht sollten Sie sich einfach mal dafür beglückwünschen, statt in Sack und Asche zu gehen."
    „Das tue ich nicht."
    „Natürlich, Sie fühlen sich doch immer wieder wie eine große Büßerin."
    Alana erwartete, wütend zu werden. Doch stattdessen verlor sich ihr Schuldgefühl. „Danke. Es hilft, von Zeit zu Zeit etwas moralische Unterstützung zu erhalten."
    „Schon gut. Ich ertrage es einfach nicht, Frauen in ihren Tee seufzen zu sehen."
    Sie lachte, ohne dass ihm klar war, ob über sich oder über ihn. „Ich seufze nie, aber ich bin ein Weltmeister für Schuldgefühle. Es gab Zeiten, als Ben seine Trotzphase hatte, da habe ich meine Mutter angerufen, nur um mich von ihr beruhigen zu lassen, dass er kein mordlüsternes Ungeheuer werden würde."
    „Ich dachte, darüber hätten Sie mit Ihrem Mann gesprochen."
    „Das hätte nichts ..." Sie brach ab. Es war spät, und sie war müde. „Ich mache Ihnen einen Kaffee."

Sie erhob sich.
    „Sie sollen sich keine Umstände machen." Seine Hand lag auf ihrem Arm. Es war nur eine leichte Berührung. Und doch spürte sie den unmöglichen Drang, sich einfach in seine Arme sinken zu lassen.
    Sie wünschte sich, von ihm gehalten zu werden, sich an ihn zu schmiegen und nicht mehr gefragt zu werden. Aber Dorian würde immer fragen, und sie konnte nicht immer antworten.
    „Und Sie sollen mich jetzt nicht interviewen."
    „Sie haben Chuck nie in seiner Rolle als Vater erwähnt, Alana. Warum?"
    „Vielleicht, weil Sie mich nie danach gefragt haben."
    „Dann frage ich jetzt."
    „Ich habe doch gesagt, ich bin jetzt nicht in der Stimmung, interviewt zu werden. Es ist spät, und ich bin müde."
    „Und Sie lügen." Sein Griff verstärkte sich gerade ausreichend, um den Rhythmus ihres Herzschlags zu erhöhen.
    „Ich weiß nicht, was Sie damit sagen wollen."
    Er war die Ausflüchte leid, war es leid, sie anzusehen und zu wissen, dass sie ihm keinen Einblick in die Wahrheit gab. „Immer, wenn ich bestimmte Bereiche anspreche, bekomme ich nette Antworten. Sehr saubere und sehr einstudierte. Ich frage mich, warum wollen Sie Chuck Rockwell reinwaschen?"
    Er verletzte sie - nicht durch den Griff seiner Finger um ihren Arm ... Er verletzte sie tief in ihrem Innern. „Er war mein Mann. Reicht Ihnen das als Antwort?"
    „Nein." Er hatte zwar das leichte Beben in ihrer Stimme gehört, doch er wollte jetzt nicht nachlassen. „Ich habe mir folgende Theorie dazu aufgestellt: Je besser er dasteht, desto besser stehen auch Sie da. Und wenn es so erscheint, dass Ihre Ehe harmonisch war, ist Janice Rockwell glücklich. Chuck war ihr einziger Sohn, und irgendjemand muss schließlich das ganze Geld erben."
    Zum zweiten Mal beobachtete er, wie sie erbleichte, doch dieses Mal konnte er Wut und nicht Furcht erkennen. Er spürte direkt, wie die Wut sie erfasste. Und das wollte er. Er wollte Risse in ihre beherrschte Fassade schlagen, um zur Wahrheit zu gelangen - und zu ihr.
    „Lassen Sie mich in Ruhe." Hinter ihnen im Kamin brach ein Holzscheit entzwei und ließ Funken aufwirbeln. Doch keiner von beiden beachtete das.
    „Ich will zuerst eine Antwort."
    „Sie haben sie offensichtlich doch schon."
    „Wenn ich falsche Schlüsse ziehen sollte, dann helfen Sie mir, die richtigen zu finden."
    „Mir ist es verdammt gleichgültig, was Sie denken." Das war die größte Lüge von allen. Es

Weitere Kostenlose Bücher