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01 - So nah am Paradies

Titel: 01 - So nah am Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Geduld gewinnen.
    Dorian zog aus dem Stapel Kassetten die mit der Bezeichnung „Alana" heraus. Sie war von heute Morgen, als sie im Wohnzimmer Wäsche
    zusammengelegt hatte. Dazu hatte ein Schlager aus den Fünfzigern mit viel sha-la-la und doo-wa-wa gespielt.
    Sie hatte ihr Haar zu einem Pferdeschwanz hochgebunden, wodurch ihre hohen
    Wangenknochen wunderbar betont wurden. Das übergroße Sweatshirt verriet nichts mehr über die Kurven ihres Körpers. Dazu hatte sie dicke Socken, aber keine Schuhe getragen. Hinter ihr hatte das Feuer geknistert und gierig die frischen Holzscheite umzüngelt. Sie hatte einen so ausgeglichenen und mit sich zufriedenen Eindruck gemacht, dass es ihm widerstrebt hatte, sie zu stören. Doch er hatte eine Arbeit zu erledigen.
    Dorian ließ die Kassette laufen.
    „Haben die Rennen zu einer Belastung Ihrer Ehe geführt?"
    „Chuck war Rennfahrer, als ich ihn geheiratet habe." Nach der sinnlichen von Lori Brewer klang Alanas Stimme ruhig und solide. „Die Rennen gehörten von Anfang an dazu."
    „Haben Sie seinen Rennen gern zugesehen?"
    Es folgte eine längere Pause, in der sie die geeigneten Worte suchte. „In gewisser Weise konnte Chuck dort zu seiner besten Verfassung finden. Auf der Rennpiste war er erstaunlich, fast unheimlich gut. Und voller Vertrauen zu sich selbst und seinen Fähigkeiten, sodass ich mir nie vorstellen konnte, er könnte einmal ein Rennen oder gar die Kontrolle verlieren."
    „Aber nach acht oder neun Monaten haben Sie Ihren Mann nicht mehr begleitet."
    „Ich war schwanger mit Ben. Da wäre es mir schwergefallen, von Stadt zu Stadt und Rennen zu Rennen zu hetzen. Chuck ..."
    Da ist sie, stellte Dorian fest, die ganz leichte Veränderung des Tonfalls ...
    „Er war sehr verständnisvoll. Und dann haben wir auch bald diese Farm gekauft. Ein Zuhause. Chuck und ich stimmten darin überein, dass Ben - und dann Chris - ein festes Zuhause brauchten."
    „Schwer vorstellbar, dass ein Mann wie Chuck Rockwell sich an einem Ort wie diesem niederlässt.

    Aber richtig hat er es ja auch nicht getan."
    Sie hatte sehr sorgfältig ein rotes Sweatshirt zusammengelegt. „Chuck brauchte ein Heim - wie jeder. Er brauchte aber auch die Rennen. Wir haben beides kombiniert."
    Ausflüchte, dachte Dorian, als er die Kassette stoppte, Halbwahrheiten und direkte Lügen.
    Welches Spiel spielte sie und warum? Er kannte sie mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie nicht dumm war. Sie musste von der Untreue ihres Mannes gewusst haben, vor allem von der Beziehung zu Lori Brewer. Schützte sie ihn? Aber warum sollte sie einen Mann schützen, der sie in aller Öffentlichkeit und ohne Rücksicht auf sie betrogen hatte?
    War sie mit ihrer Rolle im Hintergrund zufrieden gewesen? Oder war sie einfach nur berechnend?
    Und Rockwell? War er der egoistische Rennfahrer gewesen, der wunderbare Liebhaber oder der verständnisvolle Ehemann und Vater? Dorian glaubte kaum, dass er alles zugleich gewesen war.
    Dorian fuhr sich durchs Haar und erhob sich vom Schreibtisch. Kaffee, dachte er. Es würde noch eine lange Nacht werden.
    Im Flur brannte Licht. Dorian sah zu Alanas Zimmertür hinüber.
    Sie stand ein wenig offen, doch das Zimmer war dunkel. Er spürte plötzlich den Wunsch, hinüberzugehen und sie im Schein der Flurbe-leuchtung zu betrachten.
    Doch er musste wachsam sein. Wenn er sie ansehen würde, würde er sie berühren wollen. Und wenn er sie berührte, würde er nicht mehr in der Lage sein, von ihr zu lassen. So wandte er sich von ihrem Zimmer ab und ging die Treppe hinunter.
    Alana saß in der dunklen Küche an der
    Frühstücksbar. Nur vom Kamin und dem Mond draußen kam etwas Licht. Sie hatte einen Becher vor sich, das Kinn auf beide Hände aufgestützt, und machte auf Dorian einen entsetzlich einsamen Eindruck.
    „Alana?"
    Sie sprang hoch. Es hätte komisch wirken können, wenn Dorian nicht bemerkt hätte, wie bleich ihr Gesicht geworden war.
    „Entschuldigung, ich wollte Sie wirklich nicht erschrecken."
    „Ich habe Sie gar nicht hereinkommen hören. Ist etwas los?"
    „Ich wollte mir Kaffee machen." Doch statt zum Herd ging er zu ihr. „Ich dachte, Sie wären im Bett."
    „Ich konnte nicht schlafen." Sie lächelte leicht und machte kein Getue, wie er es erwartet hatte, wegen ihrer zerzausten Haare oder ihres Morgenmantels.
    „Das Wasser muss noch heiß sein. Ich habe gerade einen Tee gemacht."
    Er nahm auf dem Stuhl neben ihr Platz.
    „Probleme?"
    „Schuldgefühle."
    Seine

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