01 - So nah am Paradies
müssen wir beide uns damit abfinden."
„Ich muss nicht getragen werden." Ein Schüttelfrost ergriff ihren Körper. Zu schwach, um sich zur Wehr zu setzen, ließ sie den Kopf an seine Schulter sinken. „Die Arbeit ist noch nicht fertig und die Eier..."
„Ich hole sie, nachdem ich Sie ins Bett gesteckt habe."
„Bett?" Sie hob den Kopf. Verschwommen bemerkte sie, dass sie auf der Veranda waren. „Ich kann nicht ins Bett. Die Pferde müssen versorgt werden. Und der Tierarzt kommt um eins wegen der Stuten. Mr. Jorgensen begleitet ihn. Ich muss das Fohlen verkaufen."
„Mr. Jorgensen wird zweifellos entzückt sein, das Fohlen zu kaufen, nachdem er sich bei Ihnen mit Grippe angesteckt hat."
„Grippe? Ich habe keine, nur eine kleine Erkältung."
„Grippe." Dorian legte sie aufs Bett und begann ihre Stiefel auszuziehen. „In ein paar Tagen sind Sie wieder auf den Beinen."
„Lächerlich." Mit Mühe gelang es ihr, sich auf den Ellbogen aufzustützen. „Ich brauche nichts weiter als ein paar Aspirin."
„Können Sie sich allein ausziehen, oder brauchen Sie Hilfe?"
„Ich werde mich nicht ausziehen." Doch im Augenblick hatte sie keinen anderen Wunsch, als zu schlafen.
„Also Hilfe." Er setzte sich und knöpfte ihre Jacke auf.
„Ich brauche und will keine Hilfe." Mit Mühe richtete sie sich auf. „Sehen Sie, vielleicht habe ich eine ganz leichte Grippe, aber ich habe auch zwei Kinder, die um halb vier zur Tür hereinstürmen. Und vorher habe ich Pferde zu versorgen. Und es geht um ein wichtiges Geschäft mit Jorgensen."
Dorian musterte sie. Sie war blass, und ihre Augen glänzten fiebrig. Die einfachste Art, sie zur Vernunft zu bringen, war, ihr zuzustimmen. „Okay, und darum sollten Sie sich eine Stunde ausruhen."
Als sie Einwände erheben wollte, schüttelte er den Kopf. „Was glauben Sie, wie beeindruckt Jorgensen ist, wenn Sie vor ihm zusammenklappen?"
Sie war zittrig, das konnte selbst sie nicht leugnen. Und sie war ein vernünftiger Mensch. Und vernünftig war es jetzt, sich hinzulegen und Kräfte zu sammeln. Auch wenn es sie ärgerte, Dorian zuzustimmen, so musste sie eben ihren Arger hinunterschlucken. „Ich lege mich eine Stunde hin."
Als Dorian das Zimmer verließ, stützte sie sich am Bettpfosten
und quälte sich aus dem Bett. Ihre Glieder schmerzten. Mit langsamen Bewegungen zog sie sich aus und ein warmes Nachthemd an. Dann war sie völlig erschöpft und zitterte am ganzen Körper.
Nur eine Stunde, redete sie sich ein, dann bin ich wieder auf der Höhe.
Als Dorian kurz darauf nach ihr sah, lag Alana auf dem Bauch in ihrem Bett und schlief so tief, dass sie sich nicht einmal rührte, als er die Decke fester um sie zog. Sie rührte sich auch nicht, als er sich tiefer beugte und ihr das Haar aus dem Gesicht strich.
Sie rührte sich nicht einmal in der ganzen Stunde, die er auf dem Stuhl neben ihrem Bett verbrachte und sie nachdenklich betrachtete.
5. KAPITEL
f ¡//erschwitzt und mit schmerzenden Gliedern erwachte Al-
/ ana. Wie lang hatte sie geschlafen? Sie bedeckte ihre Augen und bemühte sich, ihre Kraftreserven zu wecken. Da sie allein war, stöhnte sie ein wenig, als sie sich aufrichtete. Und als sie einen Blick auf ihre Uhr neben ihrem Bett warf, stöhnte sie erneut.
Viertel nach zwei. Sie hatte fast vier Stunden geschlafen. Mr. Jorgensen! Verzweifelt stand sie auf. Sofort begann ein Dröhnen in ihrem Kopf und ein Reißen, das jeden Zentimeter ihres Körpers zu erfassen schien. Sie war schweißüberströmt. Sie ergriff ihre Jeans und lehnte sich dann an den Bettpfosten, um das Schwächegefühl abzuwarten.
Mr. Jorgensen könnte noch hier sein, sprach sie sich zu. Vielleicht hatte er sich verspätet und war gerade in diesem Augenblick im Stall, um die Stute zu begutachten. Alana musste sich also nur anziehen, hinausgehen und sich entschuldigen.
Dorian betrat, beladen mit einem Tablett, das Zimmer. „Wollen Sie ausgehen?"
„Es ist nach zwei." Es war ein Verweis, wenn auch ein schwacher.
„Stimmt genau." Er stellte das Tablett ab und betrachtete Alana. Ihr Nachthemd war am Hals verrutscht und entblößte eine Schulter - eine schlanke, glatte Schulter. Der Rest von ihr war ebenso schlank, von den Tänzerinnenbeinen bis hoch zu den festen, weich gerundeten Brüsten.
Ein Mann hat das Recht, dachte Dorian, sich ein wenig erregt, ein wenig verlangend zu fühlen, wenn er eine halb nackte Frau und ein zerwühltes Bett ansieht. Das brauchte er nicht persönlich zu nehmen.
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